Log #98
Ein Arbeitsgespräch mit Unternehmerin Nina Strassegger-Tipl. Wir hatten zu erörtern, welche Schnittpunkte
von Interessen und Projekten nahe liegen, wenn wir es für wünschenswert halten, daß die
Positionen Staat, Markt und Zivilgesellschaft in Kooperationen zum Tragen kommen.
Welchen Sinn das hat? Auf dem Kultur- und Kunstfeld könnte natürlich
auch auf Konkurrenz gesetzt werden. Ich denke aber, das ist keine erfolgversprechende
Option. Lagerbildung, Lagerbindung, Lagerabgrenzung. Wir haben reichlich Erfahrungen, wie
schmal dabei der Spielraum für alle bleibt. Die Ergebnisse solcher Modelle überzeugen
nicht.
Sigrid Meister ist Angestellte der Stadt Gleisdorf und zuständig für das
"Museum im Rathaus", repräsentiert also die Verwaltungsebene der Kommune. Sie
nimmt seit Monaten laufend an den Plenartreffen von "kunst O.ST" teil, ist für
uns auch eine wichtige Kooperationspartnerin für ganz verschiedene Kunstprojekte. Wie
erwähnt, die drei Sektoren Staat, Markt und Zivilgesellschaft in laufender Kommunikation
und wachsender Kooperation. Das sind sehr spannende Aussichten.
Das korrespondiert mit einigen Schritten der Selbstorganisation auf der
Seite Kunstschaffender in der Region. Hier Elfi Scharf (links) und Christa (rechts)
Ecker-Eckhofen bei einer Bürostunde in einem Gleisdorfer Café. Es war die erste Session
der zuständigen Leute für die drei neuen Arbeitskreise.
Gruppe 1, Finanzen: Keramikerin Christa Ecker-Eckhofen, Gruppe 2,
Organisation: Puppenspielerin Elfi Scharf, Gruppe 3, Kommunikation: Autor Martin Krusche.
(Siehe dazu auch: aktuell
#26!)
Ein anderer Bezugspunkt ergibt sich bei der Leader-Managerin Iris Absenger. ("Energie-Region Weiz-Gleisdorf"),
hier links neben Nina Strassegger-Tipl. Sie arbeitet für einen Vorstand von 18
Bürgermeistern der Region. das ist gewissermaßen eine Zwischenposition der Sektoren
Staat, Markt und Zivilgesellschaft.
Das mag auf Anhieb etwas komplex erscheinen. Aber es ist genau jenes Geflecht
regionalen Geschehens, in dem eben auch Kunstschaffende neue Ideen brauchen, welche Art
von Handlungsfähigkeit sie sich wünschen und wie es dann dazu kommen könnte.
Ein polemisch gefaßter Traum, "der Staat" habe "einen
Kulturauftrag", mit all den schlampigen Ableitungen, die wir inzwischen kennen,
bringt nichts und niemanden weiter, ist sehr schnell ausgeträumt.
Bei der oben erwähnten "Kaffeehaus-Konferenz" mit Scharf und Ecker-Eckhofen
waren wir einig: Die Kunstwerke selbst, die primäre künstlerische Praxis, sind definitiv
NICHT mit sozialen Aufgaben zu befrachten. Sie müssen der "freiheit der Kunst"
gewidmet bleiben.
Aber die Vermittlungs- und Präsentationsformen, die Kommunikationsmomente, die sich
ergeben, wenn Kunstschaffende ihr Werk nach draußen tragen, stehen in solchen
Zusammenhängen sehr wohl zur Diskussion. Wir haben also zu unterscheiden, was die
+) Finanzierung von Kunstproduktion
und was die
+) Finanzierung von Kunstvermittlung betrifft.
In dieser Differenzierung sind ganz verschiedene Anliegen zu verhandeln.
Cut!
Kunsthistorikerin Mirjana Selakov hat eben eine weitere Station in unserem
Projekt für das Festival "steirischer herbst" bespielt. Vermittlungsarbeit.
Ihr Vortrag "Kunstszene Serbiens
1970-2000" [link]
leuchtet jene Hintergründe von Kunstentwicklungen aus, vor denen wir momentan auch nach
dem albanischen Teil des Kosovo blicken. ["shqipetaret"] Booklet, Folder und Plakat zu dieser
Veranstaltungsreihe, gestaltet vom Weizer Künstler Walter Kratner, sind inzwischen
produziert.
Noch knapp vor der Eröffnung wird eine kleine Gruppe von uns Bukarest besuchen und
dort ein paar mögliche Verzweigungen von Kunstprojekten besprechen. |
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