Log #60Ich ändere nicht
gerne auch nur irgendetwas am Setup meiner Computer, denn das schafft erfahrungsgemäß
IMMER irgendwelche Probleme und Mehrarbeit. Aber man muß sich eben seine Werkzeuge
anpassen, was nicht ohne Zeitaufwand zu erledigen ist.
Nun arbeiten Videokamera, Computer und externer Speicher klaglos zusammen.
Ein erstaunlich klein gehaltenes Ensemble, das gerade ein Drittel des Schreibtisches
beansprucht. Kein Vergleich zu den wuchtigen "Schneidetischen", an denen ich vor
Jahren gestanden hatte, um zu sehen, wie aus vielen Einzelteilen ein kohärenter Film
wird.
Die Silhouette auf dem Display der Kamera gehört übrigens dem
Bürgermeister Gleisdorfs, Christoph
Stark, der mir eines jener Interviews gegeben hat, die ich als "Stimmen"
für den Journal von "next space" zusammentrage.
Stark wurde eben anläßlich der Grazer Gemeinderatswahlen zitiert.
(Quelle: "Kleine Zeitung")
Damit bezieht er sich auf das Wahlergebnis, das von kaum mehr als der Hälfte der
Wahlberechtigten erbracht wurde. (Siehe Krusches Logbuch am 21.1.08!)
Ich denke, man sollte nun auf BEIDEN Seiten, bei Politik und bei
Bevölkerung, nicht darin verfallen, über allgemeine "Politikverdrossenheit" zu
lamentieren. Statt dessen geht es um laufende Praxis, wie beide Seiten im Tun
zusammenfinden.
Das meint konkret, wie denn Themenstellungen und Vorhaben "bottom
up" formuliert und in Gang gebracht werden können, um quasi auf halbem Wege in
Kooperationen mit Politik und Verwaltung zu münden?
Naiv? Nicht machbar? Das höre ich oft. Und halte es für Ausflüchte.
Weil eben genau dieser Weg mühsam ist. Wir gehen ihn zur Zeit bei "kunst O.ST".
Man kann HIER
nachsehen, wie sich das Schritt um Schritt entwickelt. Wie weit es tragen wird, können
wir noch nicht sagen. Aber wir sind unterwegs ...
Dazu gehört natürlich auch, daß man die Sachlagen immer wieder klärt
und bearbeitet, die Rahmenbedingungen des Kulturbetriebes kennenlernt. Dazu ein Beispiel:
>>Anhand der Auswertungen zeigt sich
der Grundsatz: je kleiner und je weniger Infrastruktur -- umso weniger Förderungen und
umso wahrscheinlicher ist eine Kürzung. Dies gilt auch im Hinblick auf die nicht zu
vernachlässigende Tatsache, dass kleine Initiativen wie KünstlerInnenvereinigungen auch
um kleinere Summen ansuchen.<<
Dieser Ausschnitt stammt aus der "Conclusio" einer aktuellen Studie >>Fördersummen
von Stadt / Land / Bund etablierte Institutionen und freie
Szene im Bereich der Bildenden Kunst im Vergleich<< im Auftrag der IG
Kultur Steiermark [Quelle]
Ein anregendes kulturpolitisches Papier von Regina Messner und Rainer Rosegger, das
einem beim Nachdenken über die Situation im Kulturbetrieb hilfreich sein kann.
Siehe ergänzend dazu die Informationen bezüglich "Statistisches Jahrbuch
2006" und Grundsätzer von "Leader plus" im aktuellen Logbuch-Eintrag von
"kunst O.ST": [link]
Cut!
Ich hab 2004 in Beograd Dragan Protic von der Gruppe "Skart" kennengelernt.
Damals lagen in seinem Atelier gerade Stapel solcher Arbeiten, Stickereien, welche
"Skart" mit Frauen realisiert hat, die darin teilweise auch ihre Kriegstraumata
thematisiert hatten.
Dieses Genre werden wir heuer aufgreifen. Mit dem bescheidenen Unterschied, daß nun
die Kerle mit Sticken dran sind. Die Arbeiten sollen bald beginnen. Als Auftakt für
"next code: exit", womit wir
dieses Jahr im Programm des Festivals "steirischer herbst" sind.
Cut!
Der Eintrag #13
stammt aus der 5. Kalenderwoche 06. Architekt Andreas Mayer führte damals durch die
Leader-Region "Hügelland
östlich von Graz", ich war für das Gleisdorfer Unternehmen "Ingenos" mit dabei. Eine kleine
Skizze zeigt, wie dieses Projektgefüge rund um die "Energieregion" gelagert
ist. Wobei die Leader-Region "Almenland" als eine der erfolgreichsten in ganz
Europa gilt.
Mayer ist auf diesem Sektor als Berater tätig, also hab ich mir von ihm
die Grundlagen der neuen "Energieregion" deuten lassen. Zu Beginn des
maßgeblichen Papiers lautet das zweite von zwei Hauptzielen:
>>Denkschmiede Energie-Harvard für das Thema
Energie<<
Mayer meinte dazu, das sei sehr interessant, denn "Harvard steht
eigentlich als Sinnbild für Intellektualität, es hätte ja auch das MIT erwähnt sein
können, das ungefähr einen Kilometer entfernt steht und das Technologie symbolisiert;
aber hier steht Harvard."
Mayer meint, wenn wir es bei "kunst O.ST" mit einer
soziokulturellen Aufgabenstellung ernst meinen, könnte jene Vermittlerrolle eingenommen
werden, die den Leuten im Kulturbereich gut steht, wobei einerseits Lebenspraxis, aber
andrerseits auch Intellektuelle Spitze betont werden.
Zum Leader-Prinzip "Bottom up-Ansatz" [link] meinte er:
"Das ist ja klass, aber was passiert, wenn an der Basis niemand Verantwortung
übernehmen will? Die Realität ist halt oft von top down geprägt."
Man würde in Österreich eben gar nicht so selten eine Haltung finden,
die etwa so skizziert werden kann: "Naja, warten wir mal, schauen wir, was
passiert." das sei freilich eine verläßliche Position, um die Vorteile des
Leader-Programmes zu verpassen.