Log #40

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Was mit dem Kunstradio-Festival in Zürich begann, führte nun zu einer wöchentlichen Kolumne bei "Radio Helsinki" in Graz, wo die "transit zone" weiter bespielt wird. (Foto: Vogeltanz) Und zwar als "Gast-Leiste" im "Nekrolog" von Georg Gubo und Jörg Vogeltanz.

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So sieht das handliche Kernstück der Radioarbeit aus. Ein "Flash-Recorder", der ohne Brummen und Erschütterungsgefahr fährt, weil er die Daten direkt auf eine Speicherkarte schreibt. Da ist, außer den Bedinungselementen, keine Mechanik mehr im Gerät, wie sie bei Cassetten-Recordern oder diversen Disc-Playern nötig war, um die Medien zu bewegen.

Cut!

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Dieses Möbel ist Teil der kommenden Installation von Mürüvvet Türkyilmaz und Selim Birsel bei "next code: love". Wir haben überlegt, wie sich mögliche Speditionskosten niedrig halten ließen. Das türkische Duo fand es akzeptabel, wenn wir in Österreich eine adäquate Leihgabe beschaffen könnten.

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Das führte uns in's Friedberger Thonet-Museum, wo Tischler Josef Luckerbauer eben noch als Kustos tätig war. (Siehe Eintrag #36! Oben: Kuratorin Mirjana Selakov mit Luckerbauer beim Durchsehen von Thonet-Katalogen, um die Nummer des Sessels ausfindig zu machen.) Er hatte zwar kein vergleichbares Stück zur Hand, versprach uns aber, bei Sammlern nachzufragen, denn er war sicher, da könnten wir fündig werden.

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Als nun der Kontakt zu unserem Erstaunen abriß, mußten wir erfahren, daß der liebenswürdige und kluge Mann an den Folgen eines Unfalles verstorben war.

Cut!

Es ist ganz erstaunlich, wie haltbar jene Legendenbildungen sich zeigen, die dem Kunstgeschehen einen Nimbus zuschreiben, der leicht übersehen läßt, daß man es hier vor allem auch mit einem Markt zu tun hat. Auf jeden Fall dort, wo Geld bewegt wird.

Natürlich werden auf diesem Markt nicht nur Waren gehandelt. Auch immaterielle Güter sind Unternehmensgegenstände dieser Geschäftswelt. Ich meine das gar nicht abschätzig, finde vielmehr jene oft laut werdende Enttäuschung ärgerlich, die sich daran entzündet. Wo ein Feld nicht sein darf und nicht sein soll, was es ist, geht Kraft in Inszenierungen, die letztlich niemandem nützen. Diese Kraft fehlt selbstverständlich an anderen Ecken und Enden.

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Kunst- und Marktgröße Georg Baselitz gab eben in "Der Spiegel" ein Interview mit erfrischend unverblümten Äußerungen. Es ist das sicher nicht der einzige Weg zu reüssieren. Aber es weist zumindest darauf hin, daß ohne außergewöhnliche Anstrengungen ganz banaler Art nur sehr geringe Chance besteht, zu einer Marktgröße zu werden, vom Feuilleton wahrgenommen zu werden etc.

Unter Kunstschaffenden der Oststeiermark habe ich oft erlebt, daß sie das Kunstgeschehen gerne zu einer Art "Weihespiel" umdeuten, bei dem dann das Triviale unter den notwendigen Tätigkeiten anderen, nicht Kunstschaffenden zugeschoben sein will. Das ist natürlich eine hoffnungslos unprofessionelle Position, in der Enttäuschungen als hausgemachtes Debakel vorprogrammiert erscheinen.

In Eintrag #38 waren beispielsweise einige Annahmen nachzulesen, ob man sich denn wo einkaufen könne. Etwa beim Festival "steirischer herbst". (Daß es so nicht geht, mußten schon ganz Andere erfahren.) Solche teils frivolen Mutmaßungen ergeben sich leicht, wenn man nicht wahrnehmen möchte, daß bei jedem größeren, komplexen Vorhaben nennenswerte Geldbeträge bewegt werden müssen, die nach eher "weihefernen" Legitimationen verlangen.

Zu solchen Transfers kommt es nicht ohne "Leistungsaustausch", ganz egal welcher Art er ist. Und je nachdem, welche Budgets letztendlich verfügbar werden, erhalten die Dimensionen des Projektes eben weitere oder engere Grenzen. Kunst hin oder her, das sind ganz simple Aspekte der Marktwirtschaft. Mir ist kein historisches Ereignis bekannt, das uns Kunstschaffende grundsätzlich von solchen Bindungen befreit hätte. (Aber es stünde einem natürlich frei, etwa wie Flaubert, ein Genie zu sein und einer sehr reichen Familie zu entstammen.) Das sind Zusammenhänge, die dann -- unter anderem -- auch zu solchen Ereignissen führen, wie oben angedeutet.

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Denn der Wunsch den Budgetrahmen zu schonen hatte uns in das Friedberger Thonet- Museum geführt, um einige Stunden mit jenem Mann zu verbringen, den ich sehr gerne wieder gesehen hätte, den der Tod nun dieser Welt entrissen hat. Genau dadurch ist das, wie nenne ich es?, emotionale Mitbringsel von dieser Fahrt im Rahmen von "next code: love" festgeschrieben worden. Als eine Erinnerung von besonderem Rang, die an einem konkreten Menschen festgemacht bleibt, der nicht mehr da ist.

Das hat nun gar nichts mit den eigentlich künstlerischen Grundlagen des Projektes zu tun. Es ist aus ganz banalen Anforderungen ein besonderer biographischer Moment entstanden, aus dem aber indivduelle künstlerische Praxis ihre Fundamente im Leben bezieht.


resethome
34•07