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Im aktuellen Logbuch-Eintrag habe ich den Autor Aurelius Polzer erwähnt, von dem 1884 eine erbauliche Schrift mit dem Titel „Zu Schutz und Trutz!“ erschienen ist: „Deutscher Sang aus der Ostmark“, in dem Klartext gesungen wird. In einem der „Lieder“ klingt an, was später zum Konzept vom „Herrenmenschen“ ausformuliert war: „Ich bin ein Deutscher, keiner steht mir gleich“.

Die Empfehlung des präsumptiven Herrenmenschen lautet:
>>Schwing dein Schwert, das stolze Heldenwaffen
Schwing's nach Nord und Süd mit starkem Arm<<

Das dürfte an Slawen und Ungarn adressiert gewesen sein: „Schlag sie, Karl! Es sind ja Barbaren ...“ Dezenz kannte der Herr also nicht. Auf Seite 20 erfährt man schließlich konkret, wer gemeint ist, denn:
>>Frech ruft zum Kampf der Slaven Schwarm
Mit Finsterlingen Arm in Arm<<

Kleiner Zeitsprung! Er ist bis heute der meistgelesenste steirische Autor. Sein literarischer Rang steht weitgehend außer Streit.

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Was er aber im Lager der Menschenverachtung geleistet hat und wofür er als Legitimation gutstand, wird gerne ausgeblendet, wenn von ihm die Rede ist. Auch in Gleisdorf ist er mit einem Straßenschild gewürdigt.

Das Explizite ist bei ihm nicht gerade übrbordernd, implizit hat er freilich im Dienste des "kulturellen Grenzschutzes" eindeutige Meriten erworben.

1916 verkündete der heute auch von kritischen Leuten wieder als Prophet und Mahner hoch geschätzte Peter Rosegger in seinem gemeinsam mit dem Priester Ottokar Kernstock verfaßten „Steirischen Waffensegen“:

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>>Das deutsche Volk feiert schon den Sieg. Nicht den politischen noch, der kocht eben im Blute und wir wissen nicht, wann er gar wird; sondern den größeren. Das glorreiche Wiedererwachen der deutschen Seele.<<

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„Wir sind deutsch ...“ verkündet der Steirer Rosegger in völliger Ignoranz, daß das von ihm zum „Kochen“ des deutschen Sieges geschätzte Blut zur Zeit dieser Publikation, während des Ersten Weltkrieges, eben und vor allem auch nicht zu knapp von Slawen vergossen wurde. (Das Österreich der Habsburger war damals, nach Rußland, der zweitgrößte slawische Staat der Welt.)

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Ottokar Kernstock gewidmete Denkmäler finden sich in der Oststeiermark natürlich nach wie vor ohne Kommentare. Kommt die Rede auf unmißverständliche Kulturleistungen solcher Herren, reagiert die Lokalpolitik gerne mit dem Hinweis, deren Werke seien ja bloß von den Nazi vereinnahmt worden.

Umgekehrt wird ein Schuh daraus! Ohne die erheblichen Anstrengungen solcher Herren wären die Nazi mit ihren ideologischen Konzepten wohl kaum so populär geworden. Mein Lieblings-Mantra zu diesem Thema: Jedem Massaker geht ein Krieg der Worte voraus. Kleine Textprobe gefällig?

Meint´s Gott mit einem besonders gut
In diesem Leben, dem herben,
Den läßt er als frisches junges Blut
Im Feld für die Freiheit sterben.

(Aus: Ottokar Kernstock in „Schwertlilien aus dem Zwingergärtlein“ (Gedichte) 1915, zitiert nach Charlotte Grollegg-Edler „Ottokar Kernstock – ein politischer Dichter?“)

Gut, gut, solche Empfehlungen richten sich vorzugsweise gegen die eigenen Schäflein, deren Hirte gerne gut versorgt und sicher zuhause bleibt. Aber auch das schrieb Kernstock:

Das Hakenkreuz.
(Allen Blutsdeutschen vom katholischen Priesterdichter Dr. Ottokar Kernstock)

[...]

Das Hakenkreuz im weißen Feld
Auf feuerrotem Grunde
Hat uns mit stolzem Mut beseelt.
Es schlägt in uns´rer Runde
Kein Herz, das feig die Treue bricht.
Wir fürchten Tod und Teufel nicht!
Mit uns ist Gott im Bunde!

[...]

(Aus: „Hitler und die katholische Kirche“ Eine Studie von Dr. Phil. Simon Pirchegger, Graz 1933, Verlag der N.S.D.A.P.)

Da staunt man dann freilich, daß beispielsweise in Gleisdorf zwei Volksschulen bestehen, die beide ganz kommentarlos einschlägiger Patronanz unterstellt sind.

Dem Pfarrer Kernstock und dem "Turnvater" Jahn, der sich als Antisemit und "Slawenfresser" der Sicherung von "Blut und Boden" verschrieben hatte; wovon genug Publikationen erzählen.

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Literaturwissenschafter Klaus Zeyringer hat in "Schlacht auf dem teutschen Schreibtisch" knapp skizziert, was von Kernstock gehalten werden darf. Er zitiert dabei ein Stück, mit dem sich demonstrieren läßt, wie die Sache damals bewerkstelligt wurde.

Bedrängt und hart geängstigt ist
Dein Volk von fremden Horden
Durch Übermut und Hinterlist
Mit Sengen und mit Morden.
Wir schrei'n zu Dir aus tiefster Not,
Der deutsche Name ist zum Spott
Der schnöden Heiden worden.
Oh Herr, der uns am Kreuz erlöst,
Erlös' uns von der Hunnenpest!
Kyrie eleison!

Die "Horden" und die "Hunnenpest" sind Schlüsselworte. Von da ist es begrifflich nicht mehr gar so weit zum "Ungezifer", das "ausgemerzt" werden wird. Heiden und Hunnen machen deutlich, daß alles außerhalb des "katholischen Feldes", der Latinität, als feindlich betrachtet werden darf. Der Stereotypenkatalog aus diesem Gedichtfragment ist bis heute als wirksam auffindbar.

Wie erwähnt: Jedem Massaker geht ein Krieg der Worte voraus.

Die "Gründerväter" dieser menschenverachtenden Diskurse werden in der Oststeiermark, aber auch in ganz Österreich, bis heute ohne erläuternde Kommentare mit Denkmälern, Straßennamen und der Patronanz über Volksschulen geehrt. Kritische Diskurse darüber haben in der Öffentlichkeit kaum Bestand.

Wie wird uns denn ein Dialog "nach außen", mit dem "Orient", gelingen, wenn wir die Dialoge "nach innen", in eigenen Reihen, zu etlichen relevanten Themen keinen Zentimeter voranbringen? Knifflig! Sehr knifflig!


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