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Zurück zur Musik, zu den Liedern. Bei meinen Notizen über "Sevdalinke" (Eintrag #4) war von "Moj Dilbere" [link] die Rede, wovon es im Web eine wuchtige Version gibt, “Brought to you by a proud Gipsy“, da singt Esma Redzepova und mit ihr an manchen Stellen Šaban Bajramoviæ.

Gegen Ende merkt der "proud Gipsy" an, diese Fassung sei “... letztlich so gut wie die Version von Safet Isovic”, und fügt dazu: "Da haben unser König und unsere Königin gesungen“.

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Mit genau diesen Zuschreibungen, König und Königin, serbokroatisch: „Kralj i Kraljica“, werden Šaban Bajramoviæ und Josipa Lisac in einem bewegenden Duett angekündigt: "Djelem Djelem".

Dieses Lied gilt als Hymne der Roma. Ich hab es erstmals Anfang der 1990er gehört.

Damals war ich noch bei der "Arge Region Kultur" engagiert, zu deren Gründung Hans Haid beigetragen hat, wodurch eine Querverbindung zur "Ö.D.A." (= Österreichische Dialektautoren und Archive) nahe lag. Dort kam damals das Bändchen "Romane Gila" mit beigelegter Toncassette heraus, wodurch ich "Gelem Gelem" kennen gelernt und seither in vielen Versionen gehört hab.

Auf dem schönen ORF-Sampler "Hausgemacht -- Hausmusik der österreichischen Volksgruppen" [link] fehlt es leider. Die CD bietet einen sehr kontrastreichen Überblick der Musiken verschiedener hier beheimateter Kulturen. Hier noch eine sehr entspannte Soloversion von Saban Bajramovic [link].

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Ich verstehe natürlich kein Wort Romanes. Den Orgininaltext und eine Übersetzung ins Englische findet man HIER, ergänzt um einige Hintergrundinformationen. (Ausführliche Informationen zur Kultur der Roma: [link])

Das sind alles Motive, die mir gelegentlich sentimentale Zustände verursachen. Es gab vor einigen Jahren ein Rendezvous, dessen Konsequenzen bis zum heutigen Tage reichen und Gewicht haben. Zu diesem Rendezvous gehörte ein russischer Film mit serbischen Untertiteln; ja, ohne jeden Funken in deutscher Sprache.

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Da wollte also eine Frau offenbar noch vor jeder weiteren Verständigung einen Eindruck erlangen, welche Reaktionen man an mir feststellen kann, wenn ich mich gerade einmal wo nicht auskenne, nichts verstehe, wenn die Emotionen hoch gehen und die Bilder mich täuschen, weil ich von nichts eine Ahnung habe.

Der Film aus dem Jahr 1975 heißt "Tabor Ukhodit v Nebo", handelt von Gipsy People und davon, daß in der Liebe eine Menge schief gehen kann. (Das sieht man ja wirklich gerne bei einem frühen Rendezvous.) Der Streifen basiert auf der ersten Publikation von Maksim Gorkij, der Kurzgeschichte "Maka Chudra". Was mich übrigens an Akira Kurosawa denken läßt, der ... aber davon später.

Die Übersetzungen des Titels variieren. "The Gypsy Camp Vanishes into the Blue" ... "Tabor" bezeichnet das Lager, mir ist auch "Die Zigeuner fliegen in den Himmel" untergekommen.

Ich hab übrigens nie zuvor gesehen, daß eine Frau so viele Unterröcke zugleich trägt, wie bei der Heldin dieses Filmes; was ich im Rahmen des Rendezvous selbstverständlich als Botschaft aufgefaßt hatte.

Und wenn ich schon über verdeckte Codes nachdenke: Pferde! Pferde spielen in dieser Geschichte eine exponierte Rolle. In Serbien wird damit allerdings nicht schon grundsätzlich ein edles Tier assoziiert.

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Ich will es so ausdrücken: "Glupi konj", etwa: "deppertes Pferd", möchte man lieber nicht gerufen werden.

Apropos Pferd! Weil hier grade so nett zu plaudern ist ... St. Petersburg hatte mich nicht bloß beeindruckt, sondern auch in mancherlei Hinsicht überfordert. Am meisten verblüfft war ich wohl, als ich durch einen Park schlenderte und mich dabei plötzlich grasenden Pferden gegenüber sah. Naja, Ost-West-Getratsche ...

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13•08