the long distance howl / ncv / seite
#53
Chronique scandaleuse: 2021/9
[Vorlauf:
2021/8]
Es läßt sich nicht bestreiten, daß
Österreichs Politik derzeit von unethischem Verhalten auffallend
gefärbt und geprägt ist. Ich wünschte, politische
Funktionärinnen und Funktionäre an der Basis würden auf jeden
Versuch der Schönrederei verzichten, auch von offensichtlichen
Ablenkungsmanövern. Es wäre zu manchen Zusammenhängen ein
höflicher Akt, wenigstens beschämt zu schweigen.
+) [Betreffs Kurz] „Bei einer Hausdurchsuchung war auch sein
Handy beschlagnahmt worden. Obwohl er sein Mobiltelefon davor
noch auf Werkeinstellung zurückgesetzt und damit alle
Nachrichten gelöscht geglaubt hatte, ist es den Forensikern
gelungen, die Flut von rund 300.000 Handy-Nachrichten zu
rekonstruieren.“ […] „Das Justizministerium hatte daher, wie es
auf Amtsdeutsch heißt, wegen der ‚elektronischen Kommunikation
von MMag. Thomas Schmid sowie der dazugehörigen Auswertungen‘
ein sogenanntes ‚Konsultationsverfahren‘ initiiert.“ [Trend]
+) „Auf europäischer Ebene sorgt der österreichische Kanzler
für Entrüstung und für Kopfschütteln: Mit seinem letztendlich
missglückten Manöver in Brüssel, mittels Vetodrohung für
Österreich mehr Impfdosen herauszuschlagen, hat sich Sebastian
Kurz nach Meinung zahlreicher Stimmen in der internationalen
Presse auf dem europäischen Parkett selbst isoliert.“ [Augsburger
Allgemeine]
+) „Dass ausgerechnet ein konservativer
Kanzler den Generalsekretär des Finanzministeriums dazu
ermunterte, mit ‚Vollgas‘ gegen die Katholische Kirche
anzufahren, ist an sich schon bemerkenswert. Dass nichts davon
im türkis-blauen Regierungsprogramm stand, erst recht. Dass dies
in zeitlicher Nähe zur Kritik der Kirche an der Asylpolitik
passierte, nur noch mehr.“ [profil]
+) „Schmid-SMS: Caritas-Präsident fordert öffentliche
Entschuldigung“ […] „Michael Landau ‚irritierten‘ die SMS
zwischen dem jetzigen Öbag-Chef Thomas Schmid und Bundeskanzler
Sebastian Kurz“ [Der
Standard]
+) „Ermittlungen der Wirtschafts- und
Korruptionsstaatsanwaltschaft, Angriffe auf die Justiz, Angriffe
auf die Kirche - und dennoch gibt es in Österreich keinen
einzigen Rücktritt.“ […] „Sich häufende Berichte von
Journalistenkollegen, dass fertige Geschichten nach Anrufen vom
Ballhausplatz nicht erschienen sind.“ […] „Falls Sie jetzt, nach
dieser Suada, verwirrt sein sollten, kann ich das verstehen.
Verwirrt sind auch viele politisch interessierte Bürger, viele
Abgeordnete, und, zugegeben, auch viele Journalisten, die sich
seit Monaten durch Chatprotokolle fräsen, an seltsamen
Hintergrundgesprächen oder anlasslosen Pressekonferenzen
teilnehmen und immer mehr das Gefühl haben, sie würden gepflanzt
(wie es gerade, in einem Gegenangriff gegen den grünen
Koalitionspartner, ein ÖVP-Abgeordneter formulierte).“ [Süddeutsche
Zeitung]
+) „One senior diplomat said that Kurz’s
influence and credibility were ‚severely damaged‘ by the
episode, in which the Austrian leader hijacked a European
Council video summit last week to demand help for needy
countries, but then refused to join in providing such help when
Commission statistics showed that Austria itself was nowhere
near among the worst-off. A second diplomat said that Kurz was
now ‚persona non grata‘ for most member countries.“ [Politico]
+) Bischofskonferenz-Generalsekretär Petrer Schipka in einem
Interview …„Zwar habe er sich im Anschluss an das Gespräch keine
Sorgen gemacht, ‚aber ich habe mich gefragt, was das soll.‘ Zu
den öffentlich gewordenen Chatverläufen sagte der
Bischofskonferenz-Generalsekretär: ‚Die Sache ist wirklich sehr
peinlich, aber nicht für mich. Ich empfinde es als eine Art
Politik zu machen, die sich nicht gehört.‘ Gefragt, ob diese Art
das Vertrauen zwischen Regierung und Kirchenspitze angegriffen
habe, sagte Schipka: ‚Das nehme ich an.‘“ [Die
Presse]
+) „Die Zahlungen des Glücksspielkonzerns
Novomatic an das ÖVP-nahe ‚Alois Mock Institut‘ mit
Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka an der Spitze dürften
keine strafrechtlichen Folgen haben. Wie die Salzburger
Nachrichten unter Berufung auf einen Vorhabensbericht schreiben,
hat die WKStA zwar potenziell problematische Geldflüsse
gefunden. Diese auf 2013 und 2014 zurückgehenden Zahlungen
werden aber als verjährt eingestuft, spätere als ‚strafrechtlich
nicht fassbar‘“. [Kurier]
+)
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