the long distance howl / ncv / seite #52

Chronique scandaleuse: 2021/8
[Vorlauf: 2021/7]

Wie infantil dürfen Führungskräfte sein? Das ist eine rhetorische Frage! Doch sie ließe sich leicht beantworten: Gar nicht! In einer vorherrschenden Männerkultur stoßen wir gelegentlich auf Netzwerke, in denen Machtmittel und pubertäres Gehabe kombiniert werden. Was ich mit Macht meine? Den Zugriff auf Ressourcen und auf das Verhalten von Menschen.


Ich kann gar nicht ausdrücken, wie provokant ich diese Mischung aus Eitelkeit, Anmaßung und hohem Testosteronspiegel finde, die mir von Kurz und seinen Leuten seit geraumer Zeit zugemutet wird.

Eigentlich wollte ich meine kleine Skandal-Chronik schon abgeschlossen haben. Es ist ermüdend bis deprimierend, diese Dinge längerfristig zu verfolgen. Vor allem aber: es ist nicht meine vorrangige Aufgabe.

Doch nun: Ich habe die publizierten Dialog-Passagen von Kurz und Schmid erst einmal für Satire gehalten, weil ich nicht glauben wollte, daß Leute in guten Positionen ihre geschwollenen Eier spazierentragen wie brunftige Paviane. So nämlich das Niveau, welches neuerdings sichtbar wird, wenn jemand den Vorhang beiseite zieht. Eitle Primaten.

Als ich auf einem meiner Spaziergänge durch Gleisdorf mehrere gesprühte Slogans fand, mit denen jemand „Kurz muß weg“ forderte, Statements, die da tags zuvor noch nicht gewesen sind, warf ich zu Hause die Suchmaschine an.

Es gilt offenbar als gesicherte Information: da haben sich Führungskräfte auf dem Niveau dummer Teenies darüber gefreut, daß sie über erhebliche Ressourcen verfügen können.

Als Männer geben sie hier vor allem einmal geschniegelte Witzfiguren, die uns metaphorisch den blanken Hintern hinstrecken, um uns zu verhöhnen. Ich bin sehr neugierig, mit welchen Botschaften man uns diese Art von Kanaillentum bei den nächsten Wahlen andienen wird.

Einige Quellen

+) "Kriegst eh alles, was du willst": Neue Chats zeigen, wie Thomas Schmid Öbag-Chef wurde [Der Standard]
+) Kurz zu Schmid: „Kriegst eh alles, was du willst“ [Kleine Zeitung]
+) Schmid nach Bestellung zum ÖBAG-Chef: "Ich liebe meinen Kanzler" [Kurier]
+) ÖBAG-Chats: Aufsichtsrat sieht keinen Handlungsbedarf [ORF]
+) Ermittler haben Chats rekonstruiert, die zeigen, wie in der ersten Amtszeit von Österreichs Kanzler Kurz Posten vergeben wurden. [Süddeutsche Zeitung]

+) Übersicht


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13•21




>>Aus neuen Dokumenten geht hervor, dass die ÖVP nahe Netzwerkerin Gabriele Spiegelfeld diesen Sager den #oebag Vorstand Schmid hinsichtlich der Bestellung der türkisen Minister:innenposten geschrieben hat. Weiters schreibt Schmid an Kurz, dass er eine ideale Person gefunden hätte, als ideal für die Övp gilt: "eine Gute", "compliant" und "steuerbar"<<. [Quelle]