Der kurze Sommer des Automobils / Seite 57

Abschluß eines Teilbereiches

Ich schließe diese Textleiste nun, die weitere Erzählung führt in Kernbereiche dieser Website zurück. Der vorige Eintrag begann mit den Worten "Mobilitätsgeschichte und Kulturgeschichte, miteinander verzahnt..." Das hat sich in den laufenden Projekten zu einem markanten Themenkomplex entwickelt, in dem die Schnittpunkte zwischen Volkskultur, Popkultur und Gegenwartskunst untersucht werden. Was dabei einerseits sozialgeschichtliche Aspekte hat, andererseits eine Volkskultur in der technischen Welt betrifft, ist aktuell in der Notiz "Der Geist des Transports" gebündelt.

page57a.jpg (45511 Byte)

Dazu kam gerade passend diese Postkarte von Martin Vormann ("Steyr Puch Freundeskreis"). Die Puchianer in Deutschland haben dafür das Jubiläumsmotiv von Graphic Novelist Chris Scheuer aufgegriffen.

Das verweist auf ein unverzichtbares Netzwerk versierter Menschen, innerhalb dessen sich unsere regional verankerte Wissens- und Kulturarbeit entfaltet, die aber zugleich keine räumlichen Grenzen zuläßt. Das war heuer eine Rückschau auf sechs Jahrzehnte, zugleich ein Blick auf jene erfahrenen Leute, die sich a) dem Erhalt der Artefakte und Fahrzeuge widmen, dabei b) sehr aktiv einen Teil dessen leben, was man sich unter einer Volkskultur in der technischen Welt vorstellen darf.

1957 bis 2017
60 Jahre Steyr-Puch 500
[link]

Lisl Mesicek, Vizepräsidentin der ÖGHK (Österreichische Gesellschaft für historisches Kraftfahrwesen) blickt in Theorie und Praxis noch einige Jahrzehnte weiter zurück. Von ihr kam gerade faszinierende Weihnachtspost, die auf mehrfache Art komplementär zu unseren Themen paßt. Sie schrieb: "Ende November, bei Weihnachtsklubabend vom "Verein zur Förderung der historischen Fahrzeuge der Österr. Automobilfabriken", dem der D & U-Wagen gehört, konnte der fertige D & U-Wagen der Öffentlichkeit präsentiert werden."

Das belegt erstens die mühsame Arbeit, ein historisches Fahrzeug, von dem keinerlei brauchbare Dokumentationen überliefert sind, angemessen zu restaurieren. Das ist zweitens ein markantes Beispiel für jene Ära, da viele Unternehmer sich im Automobilbau versuchten und bald aufgeben mußten. Von diesem Wagen aus dem Jahr 1924 sind insgesamt nur zwei Einheiten gebaut worden sein, bloß dieses eine Exemplar blieb erhalten.

page57b.jpg (35048 Byte)

D&U Wagen mit Walter Pipek (links) und  Heinz Mesicek

Die erfreulich Nachricht paßt insofern gut hierher, weil Ditmar & Urban in der Grazer Schönaugasse ansässig waren, also in einem bemerkenswerten Kontrast zum dominanten Grazer Puchwerk standen. Da ist also ein mehrfach verzahnter historischer Zussammenhang gegeben.

In jener Ära nach dem Ersten Weltkrieg waren Rohstoffe und Devisen knapp. Außerdem fehlte für den PKW-Bereich ein großer Teil des ursprünglich kaufkräftigen Publikums, das nun durch Kriegsanleihen sein Vermögen eingebüßt hatte. Das war also keine günstige Zeit für kleine Autoproduzenten.

Hier eine knappe Übersicht zu diesem Fahrzeug: "Der Letzte seiner Art: Ditmar & Urban". Damals war die Volksmotorisierung, für welche das oben betonte Puch-Schammerl exemplarisch steht, noch in weiter Ferne. Bis unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg blieb der Privatbesitz eines Automobils für die meisten Familien unbezahlbar.

Meine Generation war dann die erste überhaupt, für die es quer durchs Land ganze Flotten billiger Gebrauchtwagen gab, so daß man mit Aushändigung des Führerscheins weitgehend sorglos in den Automobilismus einsteigen konnte.

Genau davon handelt das Buch "Der kurze Sommer des Automobils", das ich gemeinsam mit Kulturwissenschafter Matthias Marschik verfaßt hab und dem dieser Textleiste gewidmet ist. Die Arbeit daran ergab quasi eine Klammer für die Vorhaben der jüngeren Vergangenheit. Mit dem Sechziger-Jubiläum des Pucherls sind wir bei nächsten Themenstellungen angelangt, die wir jetzt weiter in einem Wechselspiel von Kunst, Wirtschaft und Wissenschaft bearbeiten wollen.

page57c.jpg (39360 Byte)

Mythos Puch IV: Wissenschafter Hermann Maurer (links) im Gespräch mit
Publizist Herbert Kampl (Mitte) und Graphic Novelist Chris Scheuer

Auf diesem Weg hat sich für mich eine wichtige Kooperation entwickelt, die mich mit Wissenschafter Hermann Maurer inzwischen immer tiefer in das Projekt "Mensch und Maschine" führt. Das ist gewissermaßen ein Informationsraum hinter der Bühne.

Während also manche Teilprojekte enden, muß in anderen Zusammenhängen für Kontinuität gesorgt werden, auf daß jenes Netzwerk aktiv bleibe, durch das die inhaltlichen Kompetenzen gesichert werden und die Umsetzung derart komplexer Verläufe gelingt. So endete gerade im lokalen Netzwerk "Dorf 4.0" das Teilprojekt "Vom Pferd zum Sattelschlepper". Die Auswertung der Arbeitsergebnisse läuft derzeit.

Wie passend, um diese Themenleiste zum Buch abzuschließen: Eben schickte mir Micky Tieber, Frontman der "Alltagsklassiker", einen weihnachtlichen Fund, der unser Buch betont: "Heute im Abo im Postkasten, morgen im Handel: OldtimerMarkt mit neuem vierteljährlichen Österreichteil."

page57d.jpg (45417 Byte)

Zum 2017er Arbeitsjahr sind derzeit erste Booklets schon verfügbar; siehe: [link] Weitere befinden sich in Arbeit und werden dann online zur Verfügung gestellt. Alle weiteren Schritte sollten unter anderem in der Themenleiste "Mythos Puch" zu finden sein.

-- [Mythos Puch V] --


core | start | home
52•17