Der kurze Sommer des Automobils / Seite 54 Grazer Momente
Wir machen uns derzeit rund ein halbes Jahrhundert der
Sozial- und Mobilitätsgeschichte greifbar. Als ich geboren wurde, hatte eben erst die
Volksmotorisierung Europas begonnen. 1955 war der Fiat 600 auf den Markt
gekommen, der sich in zahlreichen Lizenzversionen verbreitete und uns vor allem als
jugoslawischer Zastava heute noch auf den Straßen begegnet.
Fredi Thaler
Im Jahr 1957 wurde in Graz der Steyr-Puch 500
vorgestellt, was heuer auf ein 60 Jahr-Jubiläum hinausläuft. Zehn Jahre davor, im Herbst
1947, hatte die Steyr-Daimler-Puch AG ihre ersten kompakten Traktoren
ausgeliefert. Damit wuchs meine Generation innerhalb einer sozialen Revolution auf, denn
die individuelle Mobilität erhielt durch ihre umfassende Motorisierung völlig neue
Dimensionen; gleichermaßen in der Arbeitswelt, wie im Privatleben.
Motorrad, Jahresband 1958-60
Ich war gestern wieder einmal bei Altmeister Fredi Thaler [link] zu Besuch, denn er
hatte nach weiteren Exemplaren des Jubiläums-Heftes verlangt. Thaler ist mit der Grazer
Automobilproduktion seit den Anfängen vertraut, begann als Lehrbub im Puchwerk,
als gerade die esten Boxer-Motoren auf den Prüfständen zerflogen.
Bei diesem Besuch durfte ich wieder einmal in Thalers
Archiv Nachschau halten. In der Fachzeitschrift Motorrad bietet die Ausgabe
7/1958 einen Testbericht, der sehr gut ins Jubiläumsjahr paßt. Vorläufer des Grazer
Klassikers ist der Fiat 600, den es auch als Steyr-Fiat [link] gibt. Diese
Variante ist längst sehr selten geworden, aber die jugoslawische Lizenz-Version von Zastava
sieht man noch öfter auf der Straße.
Zastava Roadster
Der Fico Klub Austria [link]
hatte für den nämlichen Tag ein Treffen angesetzt, zu dem ich von Thaler aus auf ein
Parkdeck des Citypark fuhr: "Fico Klub Austria pravi prvi Medunarodni
skup u Grazu", also das erste internationale Treffen des Clubs.
Zastava Buggy
Dort war übrigens auch ein Steyr-Fiat 600
vertreten, war ebenso das Abarth-Brüllen zu hören gewesen. Neben einem Zastava-Buggy
(in Gelb) rollte einer der sehr seltenen Roadster über die Rampe, dessen
geschlossenes Verdeck zum Eindruck verhilft, daß der Zastava auch als
Fließheck-Coupé recht interessant dastehen würde. (Leider hat sich Zagato
damit nie bechäftigt.)
Abarth 850 TC
Das sind Variationen, wie sie beim
italienischen Original in enormer Vielzahl entstanden und Etceterini genannt
werden, was sich vom Wort etcetera herleitet. Auch die jugoslawischen Etceterini
dürften heute in einem höheren Preissegment stehen, wie natürlich die Umrüstungen
mit Abarth-Komponenten.
Das war also ein sehr fein sortiertes
Klassiker-Treffen, leicht erreichbar und durch eine teilweise Überdachung des Parkdecks
gegen das schlechte Wetter gut abgeschirmt. Die Club-Leute waren so freundlich, das
Jubiläumsheft [link]
aufzulegen. Schauen Sie genau hin...
...in der Schachtel rechts befinden sich Fico-Kerzen,
die natürlich auch als Fiat 600-Kerzen durchgehen. Eine davon steht schon in
meiner Sammlung: [link]
Anschließend fuhr ich zum Johann Puch Museum Graz, um Jubiläumshefte
nachzuliefern. Und was stand dort neben dem Eingang?
Der Abath-Trailer als kleine Fußnote
zu dieser Geschichte, die von Dante Giacosa und seinem Team im Fiat-Werk einst
geschrieben wurde und so vielfältige Konsequenzen zeigte.
-- [Das Booklet] --
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