mythos puch 2017: auch andere feiern

ÖGHK: Österreichische Gesellschaft für historisches Kraftfahrwesen

Es hat inzwischen schon Tradition, daß Gottfried Lagler (Oldtimerstammtisch Figaro) seinen Freundeskreis zusammenruft, wenn in Gleisdorf der TIP Kirta abgehalten wird. Dabei sieht man dann eine Reihe vertrauter Klassiker, an denen erfreulich ist, daß sie in Schuß gehalten werden. Aber jedes Jahr sind auch ein paar besondere Stücke darunter, die einen staunen lassen, vielleicht ins Grübeln bringen.

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Damit bin ich gleich bei einem feinen Rätsel. Mir ist nicht bekannt, daß Carlo Abarth je Puch-Triebwerken ein Tuning verpaßt hätte. Was soll also ein Puch Abarth sein? Ich darf eine Theorie anbieten. Hier hat ein Liebhaber, vermutlich ein erfahrener Mechaniker, einen späten Puch hergenommen und nach eigenen Vorstellungen abarthisiert, auf diese Art ein Unikat geschaffen. Das Häusel hat die kurze Dachluke und definitiv Heckbleche des Steyr-Puch 500, ich tippe also auf ein S-Modell.

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Der Heckspoiler ist wohl eine Sonderanfertigung, denn die S-Häusel hatten kein Grazer Stahldach mit Bürzel. Das Fahrzeug wurde mit Abarth-Elementen unterfüttert, auch sonst mit allerhand italienischen Kleinteilen umgerüstet. Selbst der Tacho, der bis 120 reicht, ist italienisch. Die Innenausstattung mit Riffelblechen, diversen Zusatzarmaturen und einer vorzüglichen Sitzgarnitur sind eher einem harten Sporteinsatz gewidmet. Mit dem Teil könnte man vermutlich bei Bergrennen so manchen Porsche jener Ära herbrennen.

Dann wäre auf jeden Fall ein Walter Junior zu nennen. Der stand zu meinem Vergnügen unmittelbar neben einem frühen T-Bird, Ford Thunderbird. Der wurde 1955-57 gebaut, macht also deutlich, was zu jener Zeit, als das Puch-Schammerl gerade auf den Markt kam, in den USA ein eher kleines Auto gewesen ist. Ich hab jetzt Jahre warten müssen, um wieder einmal einen Classic Bird live zu sehen.

Aber zurück zum Walter Junior, den bei uns vermutlich kaum jemand kennt. Dabei ist das quasi fast ein österreichisches Auto, nämlich ein Fahrzeug aus Prag, also aus dem Königreich Böhmen, das bis 1918 noch unter habsburgischer Herrschaft stand.

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Okay, dieses Design läßt auf ein Baujahr in den 1930ern tippen, was also schon ein tschechoslowakisches Auto ausmachen würde. Aber 1939 nahm sich das nationalsozialistische Deutschland diesen Staat, wobei Österreich sich dem Deutschen Reich schon angeschlossen hatte. Sie sehen also, mit den nationalen Zuschreibungen kann man bei Autofirmen leicht ins Schleudern kommen.

Aber solche kleinen Geschichtsbetrachtungen passen zum Hauptthema dieses Jahres, soweit wir über österreichischen Autos reden, nämlich zum 60er des Puchschammerls. Wenn wir die Wirrungen von Konzernentwicklungen betrachten, paßt eine andere Perle der Schau ins Bild, nämlich der dreisitzige Matra-Simca Bagheera, die Koproduktion zweier französischer Hersteller.

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Ich erinnere mich noch gut, daß damals Chrysler gerade diesen Betrieb übernommen hatte, da ich selbst einen 1000er Simca fuhr und mir mißfiel, wie hier plötzlich jene amerikanische Company federführend wurde, die übrigens jüngst von Fiat geschluckt wurde. Doch schwupps! Plötzlich schupfte in den späten 1970ern der PSA-Konzern den Laden und wir kennen seither die Marke Talbot mit ihrem klaren Logo. (Den armen Marketing-Leuten muß es damals die Sicherungen geschmissen haben.)

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Zur Puchschammerl-Historie gehören natürlich all jene Fiats, die man in Steyr in Lizenz gebaut hat und die daher als Steyr-Fiat gekennzeichnet sind. Davon war ein schöner, viertüriger 1100er in Gleisdorf auf dem Set. Ein Glanzstück jener Ära, eine klare, unspektakuläre Stufenhecklimousine, die allerdings ein recht gutes Einkommen vorausgesetzt haben.

Einen schönen Vorläufer dieser Steyr-Fiats konnte ich hier letzte Woche zeigen, da Gerhard Szamuhely einen österreichischen Topolino erwischt hatte: [link] Apropos "Mäuschen". In Gleisdorf war eine Version in luxuriöser Zweifarb-Lackierung dabei, ein blitzendes Schmuckstück.

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Bliebe noch zu erwähnen, daß Gottfried Lagler auch Steiermark-Repräsentant der ÖGHK: Österreichische Gesellschaft für historisches Kraftfahrwesen ist. In dieser Eigenschaft macht er sich Gedanken, wie es denn mit dem rollenden Kulturgut weitergehen wird, wo Fahrverbote drohen und schon klar ist, daß eine ganze Reihe von Ländern ab 2040 keine Kraftfahrzeuge mit Verbrennungsmotoren mehr zulassen werden. [Fortsetzung]

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