In der Kunst muß man nichts müssen. Genau
das ist mit „Freiheit der Kunst“ gemeint.
Nichts, absolut gar nichts ist einem
Denkverbot unterworfen. In der Kunst steht
mir auch jegliches Handeln frei, um neue
Erfahrungen zu machen.
Wer aber
meint, die Freiheit der Kunst würde das Tun
nach außen ausnahmslos decken und man müsse
sich im Gemeinwesen den Konsequenzen eigener
Handlungen nicht stellen, ist entweder doof,
oder verfälscht das Konzept vorsätzlich. Da
wären wir dann im Reich der
Spießerfantasien. Die Freiheit der Kunst
befreit niemanden von Konsequenzen.
Eine Demokratie erlaubt ohnehin viel an
Verhaltensoriginalität. Da ist reichlich
Spielraum, den einem andere Gesellschaften
keinesfalls gewähren. Wer dabei Grenzen
gerade vorherrschender Konventionen
überschreitet, sollte sich zumindest
erklären können. Gesellschaftliche
Entwicklung ist ja ohne
Grenzüberschreitungen unvorstellbar.
Gut, Frauen in vielem ausgenommen.
Künstlerinnen sind heute immer noch
generell engeren Grenzen ausgesetzt als
Künstler. Das äußert sich sozial,
ökonomisch und im Prestige auf viele
Arten. Wir sehen allerdings quer durch
das 20. Jahrhundert, daß sich
Künstlerinnen von Grenzüberschreitungen
nicht abhalten lassen. Es kostet jedoch
mehr Energie, die Widerstände zu
überwinden. Energie, die in
künstlerische Werke besser investiert
wäre.
Aufgaben?
Aber sind wir nun den „Aufgaben eines
Künstlers“ auf der Spur? Blödsinn! Als
Künstler wähle ich meine Aufgaben selbst
und berufe mich dabei auf den
Autonomiegrundsatz der Kunst. Dabei
brauche ich keine Zurufe von außen und
keine bildungsbürgerlichen Ermahnungen.
Es gibt keine „Aufgaben eines
Künstlers“, außer jene, die ich selbst
wähle.

Das Begriffspaar
"Volkskultur/Hochkultur" war schon
im vorigen Jahrhundert erledigt.
Sobald ich aber in den öffentlichen
Diskurs eintrete, kommen andere
Regeln dazu. Sobald ich meinerseits
Erwartungen an das Gemeinwesen
stelle, etwa die Kofinanzierung
einiger Vorhaben erwarte, kommen
andere Regeln dazu. Sobald ich
Medienpräsenz zugunsten meines
Marktwertes erreichen will, kommen
andere Regeln dazu.
Diskurs.
Sichtbarkeit. Medienpräsenz.
Marktwert. Kofinanzierung. Diese
Aspekte interessieren mich als
Professional, als Freelancer, jedoch
die Hobbyliga zeigt in diesen Fragen
ebenfalls Begehrlichkeiten. [
Fortsetzung]
+)
Kulturpolitik
Postskriptum
Ich bin
EPU. Ein künstlerisches
EinPersonenUnternehmen. Meine
künstlerische Praxis bildet eine
andere Sphäre als mein
unternehmerisches Handeln. Der
Broterwerb ist keine Kategorie der
Kunst, sondern eine soziale
Kategorie. Und wer gerne annimmt,
daß „wahre Künstler“ nur jene seien,
die ihren Beruf ohne Kofinanzierung,
Subvention, Sponsoring etc. ausüben,
hat vom Kunstbetrieb keine Ahnung.
Es kommen keine zehn Prozent der
Kunstschaffenden auf ein adäquates
Jahreseinkommen aus rein
künstlerischer Arbeit, weil der
Markt das nicht hergibt. Nicht in
Österreich, nicht in Deutschland,
nichts sonst wo in Europa. Bliebe
also kulturpolitisch zu begründen,
weshalb eine Gesellschaft dafür
Mittel bereitstellen soll.
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