19. Jänner 2025

Kulturelles Politik-Karaoke II


Lustig! Es sollen also bloß jene Kritik üben, die es besser können, ansonsten sei das keine „konstruktive Kritik“? Da verwechselt jemand Kritik mit Coaching. Ich gehe auf sowas gar nicht ein.

Kritik meint selbstverständlich: prüfen, vergleichen, bewerten. Das hat seinen Nutzen, wenn die Kriterien der prüfenden Person nachvollziehbar sind. Ich hab übrigens nebenan, in meiner Rechtsruck-Kolumne, eben erst skizziert, wie ich Kritik in meinem Metier bevorzuge. Motto: begründen statt verkünden. Siehe dazu: „Klugscheißer-Brigade III“!



Die Andachtswinkel sind inzwischen leer und hohl.

Was Kunst, Kultur und „Die Szene“ angeht, bin ich seit der zweiten Hälfte der 1970er in teilnehmender Beobachtung live dabei. Gehen Sie davon aus, daß ich mein Metier gut kenne. Meine Ansichten sind überdies im Web gründliche dokumentiert.

Wer mir demnach einen Einwand zustellen möchte, möge bitte sehr konkret werden. Allgemeine Verwünschungen halte ich für Mumpitz und befasse mich nicht weiter damit. Aber zur Sache und zum Stand der Dinge...

Wenn ich bedenke, daß ich nach dem Ende der Corona-Lockdowns kulturpolitisch in der Steiermark eigentlich nur eine damals schon rund zehn Jahre alte Kampagne finden konnte, sonst eher nichts, ist mir allerhand klar. Wie im vorangegangenen Text schon erwähnt, wesentliche Teile meiner Branche schnarchen nicht bloß seit Jahren, sondern seit Jahrzehnten.




Nicht sehr kollegial! Fürs Budget so tun, als wäre hier die Kulturwüste
und hier käme nun das Heil... (Kleine Zeitung)

Jenes Bemühen um „Fair pay“ klingt für mich wie das Konzert einer Rentner-Band. Allerweil nix Neues. Und eine gerne beschworene „Solidarität“ der „Szene“? Lustig! Gibt es nicht. Gab es nie. Bestenfalls ab und zu zeitlich und örtlich begrenzte Zusammenhalte. Alles andere, da bitte ich um Hinweise, um Belege! Ich halte vorerst auch derlei Meldungen für kulturpolitisches Karaoke. Aber immerhin gibt es aktuell einen Text der IG Kultur Steiermark mit ein paar interessanten Passagen.

Zitat: „An dieser Stelle ist es ebenso wichtig zu betonen, dass die von der FPÖ vorgenommene Trennung zwischen 'freier Szene' sowie 'identitätsstiftender und breitenwirksamer Volkskultur' einen manipulativen Charakter aufweist und mit der derzeitigen Praxis wenig zu tun hat.“

Gut! Und wo haben wir heute den Ansatz zu einem kritischen Diskurs mit Leuten der Landespolitik? Sind wir endlich gerüstet, unsere Genres und deren Zusammenhänge genauer zu benennen? Haben wir zu den Slogans auch Argumente? Es sollte uns leicht fallen, den Funktionstragenden in Politik und Verwaltung unsere Welt und unsere Professionen zu erklären.




Kommen zum Lamento noch Argumente? (ORF)

Es sollte gelingen, irrige Annahmen und politische Propaganda zurechtzurücken, indem wir über öffentliche Diskurse klar machen, was eigentlich der Fall ist. Nun fehlen mir aber jene öffentlichen Debatten, in denen wir (die primären Kräfte in Kunst und Kultur) klären, was unsere Sache ist.

Den traurigen ORF-Beitrag in „Steiermark heute“ sehe ich derzeit via Social Media weiter verlinkt. Ein verstaubtes Lamento, mit ernsten Gesichtern vorgetragen, statt einem Versprechen an Politik und Verwaltung: „Wir werden jetzt einmal klarstellen, worum es in all dem überhaupt geht!“

Aber vielleicht muß ich zur Kenntnis nehmen, daß ein wesentlicher Teil meiner Kolleginnen und Kollegen auf der Funktionärsseite angekommen ist und sich nach geschützten Arbeitsplätzen sehnt. Das hieße, steirische Kulturpolitik beziehe sich heute auf zwei vollkommen verschiedene Sphären.
[Fortsetzung]

+) Kulturpolitik

Postskriptum
Keine Sorge! Ich komme dann eh noch mit einigen konkreten Überlegungen, was innerhalb der "Szene" schon vor 20, 30 Jahren zu tun gewesen wäre.




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