Es zählt zu den groben Versäumnissen des
Kulturvölkchens, solche Kategorien nicht als
verschiedene Genres zu kennen. Das heißt
einerseits, auf dem Markt rennen Bastler und
Kreative aller Arten um die Budgets, die der
Gegenwartskunst und einem relevanten
geistigen Leben gewidmet sind. Das bedeutet
andrerseits, der kulturpolitische Diskurs
ist da völlig diffus, was soliden
Ergebnissen im Weg steht.
Kofinanzierungen des Bastelns und des
kreativen Gestaltens wären dann eher aus dem
Sozialbereich zu leisten. Der weitere
Problembereich aus solcher Unschärfe tut
sich auf, wo Leute in Politik und Verwaltung
jenes Bildungsniveau vermissen lassen, das
einen befähigen würde, diese Unterschiede zu
sehen und zu verstehen.
Der verstaubte Triptychon „Volkskultur,
Hochkultur und freie Szene“ illustriert
solche Kompetenzmängel und
Diskursdefizite. Das Verwenden
öffentlicher Gelder bleibt dabei im
Unscharfen. Die mangelnde
Differenzierung korrumpiert den
kulturpolitischen Diskurs und die
kulturpolitische Praxis.
Wenn nun
der Begriff Hochkultur eigentlich ins
Museum geschoben werden sollte,
verändert sich völlig, was die
Formulierung „freie Szene“ an Kontext
und Subtext hat. Zumal in dieser „Szene“
gerne übergangen wird, daß eine
Kulturinitiative mit Infrastruktur und
womöglich Personal, wo sie nur durch
staatliche Kofinanzierung existieren
kann, keine freie oder autonome
Initiative ist, sondern ein staatsnaher
Betrieb.
Wir haben mindestens
seit der Arbeit von Jeff Bernanrd und
danach den Sektor3-Diskursen der IG
Kultur Österreich gute Grundlagen zur
Klärung, was mit „Initiativen-Szene“
heute gemeint ist. Dazu würde ich auch
Texte von Manfred Mixner beachten, die
den Anfängen des Forum Stadtpark und
jener Ära gewidmet sind.
Seit über 20 Jahren in
keiner Bibliothek...
Wer kulturpolitische Anliegen und
Forderungen vertritt, sollte sich
dieser Debatte längst gewidmet
haben. Dazu kommt, daß ein völlig
korrumpierter Volkskulturbegriff im
Umlauf ist. Hat nicht die
Unterhaltungsindustrie nach dem
Zweiten Weltkrieg in einem kühnen
Schwung dieses Genre bewirtschaftet
und dabei astronomische Geldbeträge
bewegt?
Um es zurückhaltend
auszudrücken: Es ist zu einer
rasanten Ausdifferenzierung dessen
gekommen, was heute unter dem
Begriff Volkskultur sortiert wird.
Wo aber steirisches Kulturbudget
diesem Genre zugeteilt wird, sollten
wenigstens wir, das Kulturvölkchen,
eine aktuell brauchbare Vorstellung
haben, was alles unter dieser Flagge
gefahren wird und was davon weshalb
im engeren Sinn als förderungswürdig
gelten sollte. Von dieser Debatte
kann ich in meinem Umfeld keine
Spuren entdecken. [Fortsetzung
folgt!]
+)
Kulturpolitik
Postskriptum+) Zur
Frage, was die Genres
Gegenwartskunst und
Voluntary Arts
unterscheidet, siehe den Essay von
Archipel-Obfrau Monika Lafer: „
Voluntary
Arts"!
+) Zur Frage, was wir
im Archipel unter
Volkskultur verstehen,
siehe meinen Essay „
Volkskultur
4.0“!
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