Ich finde zu all dem vorerst keine Einwände
seitens des Kulturvölkchens. Was war ich
überrascht, als ich mir jüngst die paar
Minuten „Steiermark heute“ gesucht habe, in
denen via TV von den Sorgen steirischer
Kunst- und Kulturschaffender die Rede war.
Da kam aber nur die uralte Leier.
Man
fürchtet den Verlust an Handlungsspielraum,
weitere Budgeteinbußen, Einschränkungen im
freien Schaffen, Struktureinbrüche etc.
Soso! Solche Sätze sind wenigstens seit den
1980er Jahren gleichlautend in Umlauf. Eine
inhaltliche Nullnummer, überdies fatal. Eben
dieses Lamento als alleinige Botschaft nährt
die Ressentiments genau jener Kräfte, die
den „Staatskünstlern“ und allerhand
kritischen Geistern die Ressourcen kappen
möchten.
Das sind also Klischees ohne
zeitgemäße Aussagekraft, wobei die den
falschen Leuten nützen. Mir fehlt bei all
dem eine inhaltliche Antwort auf den
aktuellen Rechtsruck und die
kulturpolitischen Andeutungen seitens der
Landespolitik. Sich bedroht zu fühlen und
wirtschaftlich unter Druck zu stehen ist
kein kulturpolitisches Statement. Das ist -
in Varianten - mein Alltag als Künstler,
also trivial.
Diese Headline sagt mir: Bei so viel
Mangel an Selbstbewußtsein und
intellektueller Selbstachtung könnte einem
schlecht werden. (Kleine Zeitung)
Darauf muß ich a) betriebswirtschaftlich
reagieren können, aber auch b)
inhaltlich. Wie lauten die inhaltlichen
Einwände? Wo kann ich sie allenfalls
nachlesen? Die Misere und der Umstand,
daß wir als Metier wenigstens 30 Jahre
Diskurs verschlafen haben, finde ich in
folgender Passage eines jungen
kulturpolitischen Papiers der Steiermark
zusammengefaßt.
In den
„Empfehlungen der steirischen Kunst- und
Kulturszene für die Politik“ heißt
es an einer Stelle bezüglich der „Kunst-
und Kulturbereiche“ (nämlich
‚Volkskultur’, ‚freie Szene’ und
‚Hochkultur‘) sehr ernüchternd:
„Die
Begrifflichkeiten für diese drei
Kulturbereiche haben sich im Prozess der
Kulturstrategie 2030 als unzulänglich
herausgestellt – da passende
Alternativen jedoch noch fehlen, werden
sie im vorliegenden Papier vorerst noch
verwendet.“ [
Quelle]
Die Aussage ist larmoyanter
Blödsinn, der vor allem einen
breiten Mangel an Zivilcourage
illustriert.
Das werte ich als eine
kulturpolitische Bankrotterklärung,
zumal selbst die Debatten zu
„High/Low“ längst gelaufen sind,
dieses Thema also seit Jahren
bearbeitet sein sollte. Wenn demnach
in meinem Milieu das Begriffstrio
„Volkskultur, freie Szene und
Hochkultur“ bis heute weder einer
Debatte, noch einer Revision
unterzogen wurde, dann macht das
noch was anderes deutlich.
Die Neue Rechte Europas hat das für
sich längst erledigt. Und zwar in
einem konzentrierten Prozeß seit den
1980er Jahren. Ein Prozeß, der gut
beforscht und dokumentiert wurde.
Oh! Überraschung! Solche Leute
regieren jetzt das Land. Immerhin
steht in dem erwähnten Papier: „Die
Diskussion zu einer Adaptierung der
Begriffe muss in den nächsten Jahren
vertiefend geführt werden.“ Das ist
ja rührend! [
Fortsetzung]
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