11. Oktober 2024

Die Relevanz-Simulation

Meine Position ist klar. Eine Kulturinitiative die nur dadurch Bestand hat, daß von Arbeitsjahr zu Arbeitsjahr ausreichend öffentliche Gelder als Kofinanzierung ins Spiel kommen, ist keine „freie“ oder gar „autonome“ Kulturinitiative, sondern ein staatsnaher Betrieb.



Da bestünde wenigstens noch einige Freiheit, über inhaltliche Kompetenz ein Statement abzugeben. Doch finde ich auffallend viele Grüppchen, die sich nach außen in einer verkrüppelten Weise darstellen, deren Hauptzweck offenbar ist, Berichte über die Verwendung von Fördermitteln zu illustrieren. Es ist eine Relevanz-Simulation.

Daher etwa die Flut an Bildern in den Social Media, die ohne Bildunterschriften bleiben, mir also bloß eine unbrauchbare Information anbieten. Ich sehe zwar, daß was losgewesen ist, aber wer da zu sehen ist, wer da Präsenz zeigt, bleibt mir verborgen, wird nicht erwähnt. Auch das Wo fehlt zuweilen in den Angaben. Hauptsache es läßt sich zeigen: „Da ist etwas gewesen. Ich war dort!“

Es ist daher weniger Information als vielmehr Repräsentation zu beschiedenen Zwecken. Eine Art von Propaganda. Diese Repräsentation hat bloß darin einigen Nutzen, jemandem, der nicht dabei gewesen ist, Tätigsein zu attestieren. Eine kulturpolitische Fehlleistung ersten Ranges. Dazu meine Facebook-Notiz:

hab mir grade auf facebook die ungefähr nächsten tausend fotos von kultur- und kunstereignissen angesehen, wo nirgends dabei stand, wen ich da sehe. wozu das?

ich muß annehmen, es gibt eine große, weltweite kunstverschwörung inspirierter menschen, die einander eh alle kennen und daß ich nicht weiß, wer die sind, bleibt unbedeutend. oder vielleicht ist das eine art der ritualisierten general-selfies: „ich war dort!“ nein. „ich bin hier!“ also eigentlich: „was wird aus mir?“

okay. mein neandertaler-fazit: es ist eben einfach egal. das ist alles egal. die sind alle egal. hauptsache es tut sich IRGENDWAS und das geld bleibt in bewegung.

ist es so? ist es ganz anders? ich wende nun den ersten lehrsatz des steirischen buddhismus an: „mir wurscht!“
[Fortsetzung]

+) Kulturpolitik


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