28. September 2024

Das Dialogische


[Vorlauf] Rund eine Woche ist um, seit wir die große Bühne im Forum Kloster verlassen haben, wonach wir auf dem Parkett in eine üppige Geselligkeit eingesogen wurden. Das war die Archipel-Premiere mit einer gründlich verhandelten Dramaturgie.

Das Foto von der Schlußszene hat mir der Dottore überlassen. Norbert Gall war extra aus Wien angereist, weil er meinte, diese Session könne er sich nicht entgehen lassen. Wir sind ein bewährtes Duo in der „Rollenden Konferenz“. (Diese vom 19.9.24 geriet freilich etwas statischer.)



Schlußszene by Norbert Gall.

Ich darf mich an ein Übermaß der freundlichen Zuwendung erinnern, das mir nach dem Programm von Teilen des Publikums erwiesen wurde. Dazu auch die gelegentliche Empfehlung, ich möge es nun genießen.

Das habe ich am Abend selbst, denn für die erlebte Freundlichkeit ist kaum eine Metapher passender als diese: ein warmer Regen. Zugleich setzt sich da freilich umgehend etwas ganz anderes in Gang. Ich meine, das ist auch ein Genießen. Aber nicht jenes, wie man es zurückgelehnt in einem Liegestuhl oder auf einem Sofa erleben könnte.



Schlußszene by Paul Walter.

Zuerst weiß ich es ja immer selbst, ob eine Arbeit gelungen ist oder eher nicht. Wenn einem aber andere Menschen bestätigen, daß ein Werk etwas taugt, kommt eine Dimension dazu, die man selbst nicht generieren kann.

Wenn solche Kräftespiele konvergieren, geschieht ein nächstes Genießen. In mir ordnen sich Vorstellungen, was nun weiterführt, wohin das Geschehene weist. Es gibt dafür einen alten Begriff: Erkenntnis. (Ich vermute, es war Plinius, der betont hat, Erkenntnis solle sich erweisen, nicht bezahlt machen.)

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Im Gespräch mit Musiker Sigi Teller (Foto: Gall).

Es geht dabei also nicht um einen Deal, sondern um etwas im Denken. Nun mag es Menschen geben, die lieber davon träumen, daß man sie einmal auf Schultern durch einen Saal trägt. Ich gehöre nicht dazu.

Wie angedeutet, das Vergnügen, das sich als Werkstolz in einem ausbreiten kann, hat zwei Terrains. Das eine handelt von eigener Klarheit darüber, ob eine Arbeit gelungen ist oder nicht. Das andere ist Spielfeld der Zuwendung seitens derer, die meine Texte beachten.



Pianistin Thais Bauer (Foto: Paul Walter)

In dieser Sache stehe ich freilich im Lager des bosnischen Autors Dzevad Karahasan, der mir einmal sagte: „Verstehen wir uns? Ich hab keine Leserschaft. Ich hab Gesprächspartner.“ So notiert in meiner Aufzeichnung „Die Kunst schützt uns vor Gleichgültigkeit“. [Quelle]

Mir wurde schon öfter empfohlen, mir eine andere Art des Genießens zu erschließen. Aber ich wüßte nicht, was die Freude an einem gelingenden Dialog übertreffen könnte.

Weiterführend
+) Archipel-Premiere: Dokumention (Die Glosse)
+) Archipel-Premiere: Dokumention (Die Übersicjht)

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