Ich darf mich an ein Übermaß der
freundlichen Zuwendung erinnern, das mir
nach dem Programm von Teilen des Publikums
erwiesen wurde. Dazu auch die gelegentliche
Empfehlung, ich möge es nun genießen.
Das habe ich am Abend selbst, denn für
die erlebte Freundlichkeit ist kaum eine
Metapher passender als diese: ein warmer
Regen. Zugleich setzt sich da freilich
umgehend etwas ganz anderes in Gang. Ich
meine, das ist auch ein Genießen. Aber nicht
jenes, wie man es zurückgelehnt in einem
Liegestuhl oder auf einem Sofa erleben
könnte.
Zuerst weiß ich es ja immer selbst, ob
eine Arbeit gelungen ist oder eher
nicht. Wenn einem aber andere Menschen
bestätigen, daß ein Werk etwas taugt,
kommt eine Dimension dazu, die man
selbst nicht generieren kann.
Wenn solche Kräftespiele konvergieren,
geschieht ein nächstes Genießen. In mir
ordnen sich Vorstellungen, was nun
weiterführt, wohin das Geschehene weist.
Es gibt dafür einen alten Begriff:
Erkenntnis. (Ich vermute, es war
Plinius, der betont hat, Erkenntnis
solle sich
erweisen, nicht
bezahlt machen.)
.
Im Gespräch mit Musiker Sigi
Teller (Foto: Gall).
Es geht dabei also nicht um einen
Deal, sondern um etwas im Denken.
Nun mag es Menschen geben, die
lieber davon träumen, daß man sie
einmal auf Schultern durch einen
Saal trägt. Ich gehöre nicht dazu.
Wie angedeutet, das Vergnügen,
das sich als Werkstolz in einem
ausbreiten kann, hat zwei Terrains.
Das eine handelt von eigener
Klarheit darüber, ob eine Arbeit
gelungen ist oder nicht. Das andere
ist Spielfeld der Zuwendung seitens
derer, die meine Texte beachten.
Pianistin Thais Bauer (Foto:
Paul Walter)
In dieser Sache stehe ich freilich
im Lager des bosnischen Autors
Dzevad Karahasan, der mir einmal
sagte:
„Verstehen wir uns? Ich
hab keine Leserschaft. Ich hab
Gesprächspartner.“ So notiert
in meiner Aufzeichnung „Die Kunst
schützt uns vor Gleichgültigkeit“. [
Quelle]
Mir wurde schon öfter empfohlen,
mir eine andere Art des Genießens zu
erschließen. Aber ich wüßte nicht,
was die Freude an einem gelingenden
Dialog übertreffen könnte.
Weiterführend
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Archipel-Premiere: Dokumention
(Die Glosse)
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