18. September 2024

Raumüberwindung


[Vorlauf] Wir sprachen in den 1980ern von den Neuen Medien und von einer aufkommenden Medienkonvergenz. Durch die Digitalisierung hatten plötzlich verschiedene Kunstgattungen einen gemeinsamen Code, der mit dem selben Maschinensystem verarbeitet werden konnte. (Text, Bild und Ton, im Binärcode gespeichert.)

Ab dem Beginn der 1990er Jahre konnten wir via TCP/IP am Internet teilhaben. Davor habe ich ein BBS genutzt, ein Bulletin Board System; umgangssprachlich: eine Mailbox. Natürlich wurden mit diesem neuen Technologiekomplex literarische Experimente durchgeführt.



Viele Genres, ein Code in einer Maschine.

Was davon blieb, kann man gesamt unter dem Stichwort Medienkunst verräumen. Auch von Netzkunst wurde gelegentlich gesprochen. Bevor das Netz der Netze verfügbar war, sind allerdings Disketten und später CDs zur Raumüberwindung genutzt, also per Snail Mail verschickt worden.

Ich kann mich nicht erinnern, daß die Digitalisierung einen wesentlichen Einfluß auf das Entstehen einer neuen literarischen Gattung gehabt hätte, die uns heute noch bewegen würde. Wie mir jüngst bei einer Lesung von Marlene Streeruwitz wieder auffiel, an der fundamentalen Position Schreibende hat sich per Technologie gar nichts geändert.



Marlene Streeruwitz (links) und Eva Suma.

Nämlich: Eine kluge Frau mit Esprit lebt auf obsessive Art in der Kunst, pflegt eine kontinuierliche Praxis, in der sie über Jahrzehnte ihre literarische Potenz verfeinert und vertieft. Das führt zu Werken, die anschließend hauptsächlich der Stimme und des Papiers bedürfen. So viel zum Kernbereich des Geschehens, der natürlich heute in EDV-gestütze Verfahren eingebettet ist.

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Bis Ende der 1990er ist mir noch ein Fachdiskurs erinnerlich.

Da ich morgen im Fokus einer Buchpräsentation stehen werde, ist da jetzt schon diese Markierung klar: Ich will erneut von Netzkultur sprechen. Unser Archipel ist dafür gerüstet. Das literarische Geschehen, der Literaturbetrieb und der Markt, die Mediensituation, der Kunstbetrieb gesamt und die kulturpolitische Situation legen das nahe.



Klassischer Buchblock, spezielle Bindung.

Es ist geradezu banal, daß ich in solchen Zusammenhängen von viel Schweigen umgeben bin. Um es mit Goofy Schmidt zu sagen, der den ersten Lehrsatz des steirischen Buddhismus formuliert hat: „Mir wurscht!“

Weiterführend
+) Aufbruch in den Nebel (Von einigen Anfängen)
+) Streeruwitz im Retzhof
+) Die Präsentation unseres Buches
+) Netzkultur


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