3. Juni 2024

Ostasiatisches Denken III


[Vorlauf] Ich war eben erst bei den angeblichen „Abendländischen Werten“ angelangt, von denen oft geschwafelt wird, ohne daß man mir Bezugspunkte, Kontext und Quellen nennt. Daraus schließe ich, daß es diese „Werte“ ganz unabhängig von einer seriösen Geschichtsbetrachtung längst als eine Art Wanderlegende gibt.

Dabei habe ich es dann mit einem Containerbegriff zu tun, der ganz beliebig befüllt werden kann. Deshalb meine Betonung, ich würde eigentlich lieber über menschliche Tugenden sprechen, die sich sehr konkret benennen lassen. Dieses Konkrete ließe sich dann auch überprüfen: ist oder ist nicht erfüllt.



Ramsch-Bufdhismus mit Energieschwaden.

In seinem Werk „Überwachen und Strafen“ hat Michel Foucault zwischen Vernunftflüchtlingen und Deliquenten unterschieden. Das hat eine gewisse Analogie zu dem, was mir von meinem einstigen Lehrherren erinnerlich ist, wenn er mich ob eines Ärgernisses fragte: „Bist du zu blöd oder willst du nicht?“

So geht es mir gelegentlich auch mit Leuten, die „fernöstliche Weisheiten“ und Symbole fälschen, um sich den Geruch von Bedeutungsschwere zu verpassen. Die Marktschreier haben nicht einmal so viel Achtung vor der Kultur, die sie plündern, daß sie wenigstens authentische Zitate zusammenklittern würden, deren Quellen sie nennen könnten.

Sie basteln sich eine Simulation von ostasiatischem Denken. Ich nehme das zur Kenntnis. Es ist eben auch eine Weise, sich der Welt zu widmen. Wo wir uns eine Art politisches Disneyland gönnen, einen imaginären Themenpark, den wir für die Welt halten, warten vermutlich außerhalb der Parkmauern einige erfrischende oder verstörende Überraschungen auf uns.



Das Wasser ist naß, der Himmel ist blau, die "schönen Wilden" bringen Quote.

Im Trash TV ist mir ein Sonderfall aufgefallen, den sie „Deep Talk“ nennen. Offenbar ist der „Small Talk“ so sehr Standard, daß... Halt! Da rutsche ich zu leicht in dünkelhafte Spekulationen. Vielleicht kann es genügen, daß man feststellt: Der Boulevard ist sehr breit geworden. Da muß es den Menschen freistehen, sich mit Kalenderblättchen, Kolportage und Sprücheklopferei zu begnügen.

Ich sehe ein, daß ein Vertiefen seiner Möglichkeiten als mühsame Arbeit empfunden und ausgeschlagen werden kann. Das hat zwar auch ganz erhebliche politische Konsequenzen, aber darüber kann man sich auf viele Arten hinwegtrösten. So steht es mir frei, andere Wege zu bevorzugen. Modi, welche ich kulturell und politisch attraktiver finde. Ein Beispiel.

Wenn ein Zen-Buddhist sagt: „Aus dem Nichts kommt das Neue“, dann entspricht das einerseits der antiken Vorstellung von Poiesis. Andrerseits hat es etwas von Klarheiten der Quantenphysik, die uns etliche Phänomene als akausal skizziert. Es ereignet sich etwas, das hat keinen Anlaß, keinen Ursprung.



Aus der Deppen-Akademie: Balblabla bla bla, blablabla!

Und zwar in dem Sinn, daß wir mit unserer Vorstellung von Kausalität und Realität nicht gerüstet sind, jene Phänomene zu verstehen, zu erklären, um darzulegen, was genau da vorgeht. Oder ein Jesuit und Zen-Buddhist sagt: „Es ist etwas in der Seele, das nicht geschaffen wurde und nicht zerstört werden kann.“

Das hat eine besondere Schönheit und fordert mich auf, in einiger Bescheidenheit die Grenzen meiner Wahrnehmung und meines Denkvermögens hinzunehmen. So müßte auch im Politnischen redlich damit umgegangen werden, daß wir manches erklären können, anderes nicht, was verbieten würde, uns dabei als Heilsbringer“ aufzuspielen, womöglich als die Lösung von Problemen, die wir selbst behauptet haben. Das hielte ich für ein gutes Beispiel, verschiedene Tugenden zu benennen und zu überprüfen, oder – wenn Sie so wollen – Werte.

+) Eurasien

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