In seinem Werk „Überwachen und Strafen“ hat
Michel Foucault zwischen
Vernunftflüchtlingen und Deliquenten
unterschieden. Das hat eine gewisse Analogie
zu dem, was mir von meinem einstigen
Lehrherren erinnerlich ist, wenn er mich ob
eines Ärgernisses fragte:
„Bist du zu
blöd oder willst du nicht?“
So
geht es mir gelegentlich auch mit Leuten,
die „fernöstliche Weisheiten“ und Symbole
fälschen, um sich den Geruch von
Bedeutungsschwere zu verpassen. Die
Marktschreier haben nicht einmal so viel
Achtung vor der Kultur, die sie plündern,
daß sie wenigstens authentische Zitate
zusammenklittern würden, deren Quellen sie
nennen könnten.
Sie basteln sich eine
Simulation von ostasiatischem Denken. Ich
nehme das zur Kenntnis. Es ist eben auch
eine Weise, sich der Welt zu widmen. Wo wir
uns eine Art politisches Disneyland gönnen,
einen imaginären Themenpark, den wir für die
Welt halten, warten vermutlich außerhalb der
Parkmauern einige erfrischende oder
verstörende Überraschungen auf uns.
Das Wasser ist naß, der Himmel ist
blau, die "schönen Wilden" bringen Quote.
Im Trash TV ist mir ein Sonderfall
aufgefallen, den sie „Deep Talk“ nennen.
Offenbar ist der „Small Talk“ so sehr
Standard, daß... Halt! Da rutsche ich zu
leicht in dünkelhafte Spekulationen.
Vielleicht kann es genügen, daß man
feststellt: Der Boulevard ist sehr breit
geworden. Da muß es den Menschen
freistehen, sich mit Kalenderblättchen,
Kolportage und Sprücheklopferei zu
begnügen.
Ich sehe ein, daß ein
Vertiefen seiner Möglichkeiten als
mühsame Arbeit empfunden und
ausgeschlagen werden kann. Das hat zwar
auch ganz erhebliche politische
Konsequenzen, aber darüber kann man sich
auf viele Arten hinwegtrösten. So steht
es mir frei, andere Wege zu bevorzugen.
Modi, welche ich kulturell und politisch
attraktiver finde. Ein Beispiel.
Wenn ein Zen-Buddhist sagt:
„Aus dem
Nichts kommt das Neue“, dann
entspricht das einerseits der antiken
Vorstellung von Poiesis. Andrerseits hat
es etwas von Klarheiten der
Quantenphysik, die uns etliche Phänomene
als akausal skizziert. Es ereignet sich
etwas, das hat keinen Anlaß, keinen
Ursprung.
Aus der Deppen-Akademie:
Balblabla bla bla, blablabla!
Und zwar in dem Sinn, daß wir mit
unserer Vorstellung von Kausalität und
Realität nicht gerüstet sind, jene
Phänomene zu verstehen, zu erklären, um
darzulegen, was genau da vorgeht. Oder
ein Jesuit und Zen-Buddhist sagt
:
„Es ist etwas in der Seele, das nicht
geschaffen wurde und nicht zerstört
werden kann.“
Das hat eine
besondere Schönheit und fordert mich
auf, in einiger Bescheidenheit die
Grenzen meiner Wahrnehmung und meines
Denkvermögens hinzunehmen. So müßte auch
im Politnischen redlich damit umgegangen
werden, daß wir manches erklären können,
anderes nicht, was verbieten würde, uns
dabei als Heilsbringer“ aufzuspielen,
womöglich als die Lösung von Problemen,
die wir selbst behauptet haben. Das
hielte ich für ein gutes Beispiel,
verschiedene Tugenden zu benennen und zu
überprüfen, oder – wenn Sie so wollen –
Werte.