Ich gehe dieser Frage nie nach, weil sie
Mumpitz ist. „Das Wahre“ überlasse ich den
Theologen und vielleicht manchen Kräfte der
Philosophie. In der Kunst ist das eine
trüber Kategorie, die nach meiner Ansicht
keinen Erkenntniswert bietet. Manchmal tut
sich erst im Dissens etwas Nützliches auf.
Der Schnösel deutet Vorgefundenes eben
nach seiner Weltsicht um, verkürzt es auf
seine Vorstellungen. So notierte er im
Facebook etwa:
„...kann’s nicht lassen,
die Kunstszene seiner Region in eine Himmel-
und Höllenseite zu teilen. Hier das
minderwertige 'Kunstvölkchen' und dort die
sogenannten 'primären Kräfte'.“ Er versteht
eben die Kategorien nicht.
Man
kann es ja in meinen Glossen nachlesen. Mit
dem Kunstvölkchen meine ich uns alle, die
wir uns mit Kunst befassen, ohne Ansehen des
Genres und der Qualitäten. Primäre Kräfte
bezeichne ich jene, die den Content/die
Werke erarbeiten, welche dann von den
anderen, also von nachgeordneten Kräften,
verwaltet, vermarktet, analysiert oder
kritisiert werden. Das sind dann all jene,
die sich mit Kunst befassen. ohne dabei
selbst künstlerische Werke zu produzieren.
Sinnsuche? (Grafik: Heinz
Payer)
Wer einen Hauch Sozialgeschichte kennt,
weiß vielleicht, daß man in der
Volkswirtschaft der Dampfaschinenmoderen
drei Sektoren definiert hat, die keine
Bewertung sind, um eine Hierarchie zu
bauen, sondern rein deskriptiver Natur.
Die Agrarwirtschaft, also die
Landwirtschaft, nennt man den primären
Sektor. (Der wurzelt im Neolithikum.)
Der sekundäre Sektor ist die Industrie,
wie sie als verarbeitender Sektor mit
der optimierten Dampfmaschine von James
Watt im späten 18. Jahrhundert neue
Dimensionen zu entfalten begann.
Als tertiären Sektor deutet man Bereiche
der Dienstleistungen. Inzwischen ist
auch einem vierten Sektor die Rede, wie
er aus dem Dienstleistungssektor
herausgebildet wurde. Das meint speziell
ein Reich der
Informationsdienstleistungen. In eben
solchem Sinn, nicht hierarchisch und
abwertend, sondern horizontal ordnend,
haben wir von verschiedenen Genres und
Metiers zu reden.
Selbst Kitsch ist ein
relevantes Feld der
Wahrnehmungserfahrungen.
In der Antike war noch von „freien
Künsten“ und von „knechtischen Künsten“
die Rede. In Europa wird demnach seit
über zweitausend Jahren über Kategorien
gesprochen, weil das die Orientierung
erleichtert. Das könnte den
Kunstschaffenden völlig egal sein, wenn
nicht einige von uns in verschiedenen
Metiers tätig wären. Ich bin aktiver
Künstler, aber auch Kulturarbeiter. Das
bedeutet, ich engagiere mich in der
Wissens- und Kulturarbeit abseits des
Landeszentrums. Das hat natürlich auch
(kultur-) politische Implikationen.
Daher suche ich nach Klarheit in den
Beschreibungen und Eindeutigkeit, in den
Benennungen, wenn kulturpolitischen
Themen zur Debatte stehen. Damit wir
wissen, worüber wir reden. Sonst wäre
ein kulturpolitischer Diskurs völlig
sinnlos.
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Leben in der Kunst
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Austria-Forum: Kulturpolitik