Das drückt vor allem ihre Marktfähigkeit
aus. Künstlerischer Rang handelt von einer
anderen Debatte. Was Romantiker für
„Musenküsse“ halten, die vom Himmel fallen
oder sonstwo ihre Quellen haben, ist
gewöhnlich das Ergebnis konsequenter
Arbeit.Von nichts kommt nichts.
Ich
brauche als Künstler demnach klare
Strategien, wie ich meine Kräfte zwischen
künstlerischer Arbeit und Erwerbstätigkeit
verteile, um da wie dort respektable
Ergebnisse einzufahren.
Mein Leben in
der Kunst handelt sehr wesentlich davon,
mich inhaltlich und handwerklich
weiterzuentwickeln, um meine Aufgaben
gewachsen zu sein. Das macht meist einen
gravierenden Unterschied zur Hobby-Liga.
Da kann ich oft sehen, daß jemand 20
Jahre und länger auf dem gleichen
Kompetenzlevel bleibt und etwa in der
bildenden Kunst Themen meidet, sich auf
„Schönes“ beschränkt, auf dekorative
Möglichkeiten, die Zuspruch bringen. Das
ist völlig legitim, weil die Voluntary
Arts von anderen Intentionen und Zielen
handeln.
Hier gabeln sich also
Wege, bedingt durch die Verschiedenheit
der Genres. Überall gilt, daß man
Talente haben sollte. Aber ich kenne
kein Beispiel, wo das genügt hätte, um
relevante Werke zu schaffen.
Wird
eine Ballerina nicht so gut wie jeden
Tag des Jahres an ihren körperlichen
Möglichkeiten arbeiten? Wird ein
vorzüglicher Geiger mit weniger Aufwand
auskommen? Bedürfen Strich und
Pinselführung nicht der laufenden
Praxis, um aussagekräftiger zu werden?
Meint jemand, für Sprachgebrauch und
Blickkompetenz könne man sich solche
Kontinuität in der Übung ersparen? Na
klar! Kann man. Aber so sieht es dann
auch aus.
Aus dem Schnösel-Universium:
Ich wette, dies ist ein Fake und es
gibt keine Quelle, dank derer man so
doofe Sätzchene Leonardo zuschreiben
könnte. Das Meme rangiert in der
Kategorie „Das Wasser ist naß“ und
„Der Papst ist katholisch“.
Wenn ich zum Beispiel meinen
Insta-Account fast Tag für Tag bespiele,
dann nicht primär, um eine Follower-Zahl
nach oben zu treiben. Es geht darum,
Blick und Sprache auf einen Punkt zu
bringen, den ich aus einigem Abstand
beurteilen kann. Und das mache ich auf
Insta wie im Facebook in einer Art von
Salonkultur. Das heißt, in einem Rahmen,
wo Menschen auf meine Übungen reagieren
können.
Mein Logbuch, zu dem
diese Glosse gehört, zählt auch zu jenem
„Salon“. Dies ist Eintrag Nummer 3.573
einer Reihe von Notizen über den
Zeitraum von rund 20 Jahren. So also die
permanente Übung meiner Fertigkeiten zur
Kognition, Reflexion und Kommunikation.
Daraus leite ich gelegentlich eine
künstlerische Arbeit ab.
Aber das
ist nun bloß meine Ansicht über ein
Leben in der Kunst. Selbstverständlich
gibt es andere Wege, Konzepte,
Strategien. Unterm Strich zählt dann vor
allem die Qualität eines Werkes. Wie
jemand dazu gelangt, schert mich kaum.
+)
Leben in der Kunst
+)
Krusche auf Insta