13. März 2024

Leben in der Kunst XII

Es entspringt einer Entscheidung, seine Existenz in einem bestimmten symbolischen Bezugssystem einzurichten, in der Kunst zu leben. Das handelt von Betrachtungs- und Denkweisen, die überwiegend in einem Kontrast zu Alltagsbelangen stehen.

Man mag nun seine Aufgaben in einem einzelnen der künstlerischen Genres suchen oder sich mehrere Optionen erschließen. Was einem dabei gelingt, beruht in der Regel auf den Vorleistungen anderer Leute. Ich halte es daher für nützlich, wenn man an Kunstgeschichte und Kunstdiskurs ein mindestens Interesse hat.

All das betrifft nur am Rande Fragen des Broterwerbs. Der ist eine soziale Kategorie und keine der Kunst. Das wird auch von der Marktsituation unterstrichen. Kunstschaffende, die in Österreich aus rein künstlerischer Tätigkeit ein angemessenes Jahreseinkommen erwirtschaften, sind eine Minorität.



Mein Selbstverständnis? Autor. Kulturarbeiter. (Grafik: Heinz Payer)

Das drückt vor allem ihre Marktfähigkeit aus. Künstlerischer Rang handelt von einer anderen Debatte. Was Romantiker für „Musenküsse“ halten, die vom Himmel fallen oder sonstwo ihre Quellen haben, ist gewöhnlich das Ergebnis konsequenter Arbeit.Von nichts kommt nichts.

Ich brauche als Künstler demnach klare Strategien, wie ich meine Kräfte zwischen künstlerischer Arbeit und Erwerbstätigkeit verteile, um da wie dort respektable Ergebnisse einzufahren.

Mein Leben in der Kunst handelt sehr wesentlich davon, mich inhaltlich und handwerklich weiterzuentwickeln, um meine Aufgaben gewachsen zu sein. Das macht meist einen gravierenden Unterschied zur Hobby-Liga.



Ein Genie bekommt Ergebnisse gewissermaßen geschenkt. (Grafik: Heinz Payer)

Da kann ich oft sehen, daß jemand 20 Jahre und länger auf dem gleichen Kompetenzlevel bleibt und etwa in der bildenden Kunst Themen meidet, sich auf „Schönes“ beschränkt, auf dekorative Möglichkeiten, die Zuspruch bringen. Das ist völlig legitim, weil die Voluntary Arts von anderen Intentionen und Zielen handeln.

Hier gabeln sich also Wege, bedingt durch die Verschiedenheit der Genres. Überall gilt, daß man Talente haben sollte. Aber ich kenne kein Beispiel, wo das genügt hätte, um relevante Werke zu schaffen.

Wird eine Ballerina nicht so gut wie jeden Tag des Jahres an ihren körperlichen Möglichkeiten arbeiten? Wird ein vorzüglicher Geiger mit weniger Aufwand auskommen? Bedürfen Strich und Pinselführung nicht der laufenden Praxis, um aussagekräftiger zu werden? Meint jemand, für Sprachgebrauch und Blickkompetenz könne man sich solche Kontinuität in der Übung ersparen? Na klar! Kann man. Aber so sieht es dann auch aus.



Aus dem Schnösel-Universium: Ich wette, dies ist ein Fake und es gibt keine Quelle, dank derer man so doofe Sätzchene Leonardo zuschreiben könnte. Das Meme rangiert in der Kategorie „Das Wasser ist naß“ und „Der Papst ist katholisch“.

Wenn ich zum Beispiel meinen Insta-Account fast Tag für Tag bespiele, dann nicht primär, um eine Follower-Zahl nach oben zu treiben. Es geht darum, Blick und Sprache auf einen Punkt zu bringen, den ich aus einigem Abstand beurteilen kann. Und das mache ich auf Insta wie im Facebook in einer Art von Salonkultur. Das heißt, in einem Rahmen, wo Menschen auf meine Übungen reagieren können.

Mein Logbuch, zu dem diese Glosse gehört, zählt auch zu jenem „Salon“. Dies ist Eintrag Nummer 3.573 einer Reihe von Notizen über den Zeitraum von rund 20 Jahren. So also die permanente Übung meiner Fertigkeiten zur Kognition, Reflexion und Kommunikation. Daraus leite ich gelegentlich eine künstlerische Arbeit ab.

Aber das ist nun bloß meine Ansicht über ein Leben in der Kunst. Selbstverständlich gibt es andere Wege, Konzepte, Strategien. Unterm Strich zählt dann vor allem die Qualität eines Werkes. Wie jemand dazu gelangt, schert mich kaum.

+) Leben in der Kunst
+) Krusche auf Insta

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