4. November 2023

Palästina und das Geplapper

Ich komme aus dem Gemeindebau. Graz, Münzgrabengürtel. Siebter Stock. Da mußte man auf dem Weg nach unten an mancher Position vorbei, wo mit den Leuten nicht zu spaßen war. Damals gab es feierliche Schlüsselübergaben, wenn ein Block bezugsfertig war. So verdichtete sich das Völkchen am Münzgrabengürtel einst zügig.

In dieser Siedlung lernte man besser sehr schnell, seine Gegenüber treffend einzuschätzen. Wer ist stärker als du? Wer hat sein Rudel, das dich in den Fahrradkeller verschleppen und dort vermöbeln konnte? Wer brauchte überhaupt keinen Grund, um dir eine reinzuhauen? Solche Fragen mußte man in den Griff bekommen, um nicht regelmäßig heulend in einer Ecke zu sitzen.



Mich beschäftigt, was der Konflikt bei UNS hier auslöst. (Quelle: ORF)

Die Social Media machen mich geradezu wehmütig. Da geht es stellenweise zu wie im Gemeindebau in den 1960ern, als ich öfter heulend in einer Ecke gesessen hab und zu lernen anfing, wie sich damit umgehen läßt, daß Menschen erstens Interessen haben, die sie mitunter rücksichtslos verfolgen, und sich zweitens dazu ihre eigenen Regeln machen.

Facebook ist ein Massenmedium und mein FB-Account ist öffentlich sichtbar. Ergo ist das, was man in meiner Timeline findet, Teil von öffentlichen Diskursen und genau so intendiert. Das hat seine Relevanz, wenn zum Beispiel eine Marie Istmann, die mir unbekannt ist, in meine Timline hereindackelt und da Statements anbringt, an denen ich etwas auszusetzen habe



Wir haben hier quasi auch einen Nahost-Konflikt. (Quelle: ORF)

Das hat Konsequenzen bezüglich ihrer Persönlichkeitsrechte, denn wenn sie unmaskiert eine Bühne betritt, meine Bühne, dann habe ich keinen guten Grund, sie zu anonymisieren. Es ist eben öffentlicher Diskurs. Sie ließ mich zu meiner Glosse "Völker-Tetris" zweierlei wissen: a) "Österreich ist neutral und sollte es auch bleiben.“ und b) „diese einseitige proIsrael Darstellung ist unerträglich und falsch.“

Beides ist in dem Kontext Mumpitz. Verkünden, statt begründen. Das hatte ich jüngst erst mit einem gewissen Anthony Summer. Nach meiner Replik „Wer ist Anthony Summer“ verfiel er mir gegenüber in Schweigen. (Gute Entscheidung!) Frau Marie kritisiert also meine Glosse, nachdem sie den Text entweder nicht gelesen, oder nicht verstanden hat.



Das wachsende Problem: Wer ist befugt für wn zu sprechen?

Frau Marie deponiert mir die populäre und FPÖ-kompatible Neutralitäts-Deutung, wonach wir uns aus allem raushalten sollten. Das Thema habe ich schon am Beispiel der Puppenspielerin Elfriede Scharf detaillierter behandelt, denn bei uns in der Oststeiermark hat auch der Kulturbetrieb seinen Rechtsruck vollzogen. Siehe zu Österreich und Neutralität: „Elfriede Scharf, politisch“!

Ich finde es außerdem rührend, daß mich Menschen über Israel und den Gaza aufklären möchten, weil ihnen bisher nicht aufgefallen ist, daß meine Kolumne „Eurasien“ sich selbstverständlich auf eine langjährige Befassung mit all diesen Themen stützt. Ich betone außerdem gerne noch einmal, was man in meinen Kommentaren schon entdecken konnte.



Sonst promotet sie bei uns speziell Herbert Kickl und Alice Weidel.

Ich hab keinerlei Unklarheit über den Rechtsruck der israelischen Regierung, über das wachsende Problem einer jüdischen Orthodoxie, die sich dort politisch engagiert. (Da könnten unsere Neofaschisten noch was lernen.) Auch das Elend der Bevölkerung im Gaza ist mir bekannt.

Das müssen jüdische und arabische Leute miteinander klären und lösen; entlang der inhaltichen Auseinandersetzung mit den Gremien einer globalen Völkergemeinschaft. Zu diesen Themen habe ich nichts beizutragen.

Aber! Zitat: „Es geht um relevante Beiträge zur Befriedung. Das klären wir nicht, indem wir den Leuten dort zurufen, was sie tun sollen, sondern indem wir herausfinden, was wir HIER tun mögen, um die gesamte Situation zu verbessern.“ So nachzulesen in: „Palästina: Doppelbindung und Dilemma I“.

+) Der Hintergrund dieser Glosse
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