30. Dezember 2022

Eine Wuchtel

Ich lese, daß den russischen Rekruten angeboten wird, ihr Sperma kostenlos einzufrieren, bevor sie in den Kampf ziehen. Ich nehme an, in der Ukraine ist es derzeit so arschkalt, da wäre diese Sache auch während des Kampfes machbar. Falls einer ex geht, Hundemarke und Kronjuwelen eintüten, ab ins Flugzeug, der Rest kommt per Eisenbahn nach. Oder so irgendwie.

Wird Putins Stab derweil Mutterkreuze stanzen lassen? Das Sperma wäre dann ja verfügbar. (Luftfracht!) Braucht's bloß noch Muttertiere, die motiviert werden sollen. Ja, ich weiß, das ist ein wenig geschmacklos, nein, sehr geschmacklos. Und wie entsetzlich, wenn Eltern hinnehmen müssen, daß ihre Söhne auf dem Schlachtfeld faschiert werden, weil es zuhause nicht genug gute Jobs für sie gibt, nachdem eine Verbrecherbande rund um Putin das riesige Land ausgeplündert hat. Aber in meinem Metier gilt: Lieber einen guten Freund verloren, als eine gute Pointe verschenkt!


Wo, bitte, beginnt man solche Verhältnisse aufzubrechen? Eine Regierung wird zur verbrecherischen Junta. Ihre Günstlinge kriegen den Hals nie voll. Wenn aber der Führer seine Gefolgschaft nicht mehr bedienen kann, fressen ihn seine Prätorianer und ein anderer Gangster übernimmt. Einfach erdulden und hoffen, daß es einen selbst nicht treffen wird?

Wie haben denn unsere Leute das einst gelöst, nachdem eine Buberl-Partie die Macht errungen hatte, wonach ein beispielloses Rauben und Morden anging? Ah ja, sie haben es gar nicht gelöst. Das mußte von der einen Seite die Rote Armee erledigen, von der anderen Seite war die amerikanische Armee gefordert, die Nazi-Horden zu stoppen, niederzuwerfen.

Ich ahne schon, man wird mich wissen lassen, daß solche Scherze unangebracht seien. Aber es gibt für Autoren eine Art von Wuchtel-Ehre. Die besagt; wenn das Schicksal dir so eine Wuchtel auflegt, mußt du sie kicken. Sie liegen zu lassen wäre eine Schande. Also geht es mit Vollgas tiefer ins Entsetzen aller Betroffenen.

Ich sollte vielleicht jenen, die nicht ganz so österreichisch geprägt sind, wie ich es bin, eine Kleinigkeit erläutern. Eine Wuchtel kann zweierlei sein. 1) Ein Fußball. 2) Eine Pointe. Was ich hier ausgestreut habe, ist die polemische Verknüpfung der beiden Elemente. Wenn sich eine solche Pointe aufdrängt, hindert manch einen die gute Erziehung, sie zu kicken. Es gibt Wuchteln, die sind eindeutig eine Kränkung für Menschen mit gutem Geschmack.



(Foto: VoidWanderer, CC BY-SA 4.0)

Dies ist natürlich so eine Wuchtel. Ich kann im Moment nicht anders auf diese russische Anmaßung reagieren. Nun also Rekruten, junge Soldaten ohne Kampferfahrung, überwiegend sicher jünger als mein Sohn, erst zur Samenbank und dann zur Schlachtbank zu führen, das ist derart düster, da komm ich nur raus, indem ich mich darüber lustig mache.

Es könnte überdies sein, daß Putin und seine Gang einem alten Herrschaftsprinzip folgen. Mit den Worten des Soziologen Gunnar Heinsohn hieße das: „Youth Bulge abbauen“. Was ist damit gemeint? Das Verbrennen überzähliger junger Männer, die zuhause nichts werden können, weil eine zu schwache Wirtschaft ihnen ein Reüssieren nicht ermöglichen kann.

Denn junge Männer im wehrfähigen Alter, und das sind sie historisch mit etwa 15 Jahren, wollen sozial aufsteigen können, eine Existenz gründen, eine legitime sexuelle Beziehung haben oder ein ähnliches Konzept innerhalb etlicher Variationen realisieren.

Ist ihnen das nicht möglich, entfalten sie einen innenpolitische Sprengkraft, die abgeleitet werden muß. Europa löst das einst so, daß es überzählige Söhne in die Welt schickte, um fremde Länder anzugreifen, auszutöten und zu kolonisieren. Das lieferte meist einen weiteren Nutzen. Neben der innenpolitischen Spannungsabfuhr gewann das Regime billige Rohstoffquellen und neue Absatzmärkte. (Fortsetzung: Teil II)

+) Asien und der Rest

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