29. August 2022

Persönlicher Handlungsspielraum?

Was bleibt zu tun, wenn mich via Medien Probleme erreichen, auf die ich nicht einwirken kann? Eine Option: solange mit dem Kopf gegen eine Wand rennen, bis der ursprüngliche Kummer nicht mehr wahrnehmbar ist. Oder doch zur Spannungsabfuhr besser auf jemanden losgehen, egal wen es trifft? Meditieren? Ob das Beten hilft?

Ich such mir lieber Handlungsspielräume und mach das, was mir liegt im verfügbaren Rahmen. Nicht mehr. Nicht weniger. Es muß als Beitrag genügen, ganz egal, was andere Leute für angemessen halten.

Also Rußland. Und die Ukraine. Und dieses Geblöke: „Die Waffen nieder!“. Eine kluge Aristokratin aus einer versunkenen Ära zitieren. Zeit, Krieg und Weltwirtschaft haben bloß noch das gemeinsam: das Elend jener, die grade verrecken. Alles andere: anders. Okay. Kann man machen.


So nun der Ruf „Die Waffen nieder!“, um auf Gangster, auf bewaffnete Banden oder auf den militärisch-industriellen Komplex maßregelnd einzuwirken? Ich finde keinen Hinweis, daß sowas klappen könnte. Da ist primär die Politik gefordert; so ungefähr gesamteuropäisch. Wenn aber politische und polizeiliche Maßnahmen greifen sollen, um Europa stabiler zu machen, ist derzeit auf Österreichs Regierung nicht gerade rasend viel Verlaß.

Ein Beispiel
Derzeit berichten ganz unterschiedliche Medien, Österreichs Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) habe im Zusammenhang der Flüchtlingsdebatte geäußert: „Wissenschaft ist das eine, Fakten sind das andere“. Lustig! Der Wortlaut Karners: „Die Empirie, die Wissenschaft ist das eine, die Fakten sind das andere.“ (Der Kontext und das Interview: Quelle)

Mich erinnert das an den Faschismus meiner, an den „Primat der Tat“. Was immer die „Intelligenzler“ sich ausdenken, da sind dann auch noch persönliche Erfahrungen. Da ist eine Notwendigkeit zu handeln. Empirie, bis die Schwarte kracht! Reflexion hält den Betrieb auf. („Gemma, Burschen!“).


Gut, ich will hier nichts aus dem Zusammenhang reißen; naja, nicht gar so sehr. Ich erlebe auch vor Ort, hier in Gleisdorf, daß politisches Personal einen staunenswerten Umgang mit dem politischen Status quo pflegt. Geradezu rührend, wie man mir meine Fragen beantwortet. Bin ich hier der Dorfdepp? Natürlich nicht!

Aber es hat üblicherweise keine nachteiligen Konsequenzen für einen Funktionstragenden, eine Mandatarin, wenn sie mich mit irgendwelchen Sätzchen bescheiden. Weshalb? Weil vorerst offenbar nur ich die schrullige Vorstellung hab, wir seien in einer Demokratie sehr wesentlich auf öffentliche politische Diskurse angewiesen?

Und darin, so meine Überzeugung, müßten sich Menschen, die ein Mandat erhalten haben, bewähren, müßten sich klar aufstellen, klar äußern; und zwar so, daß es dingfest wird, daß man es auch einige Zeitlang wo nachlesen kann?

Ich meine eh nicht ganz Österreich, sondern vorerst einmal nur… Gleisdorf. Eine repräsentative Demokratie braucht Repräsentantinnen und Repräsentanten, die unzweideutig rezipiert werden können. Was ist der Fall? Was ist Ihre Position? Wo kann ich es nachlesen?

Nun haben mich heuer ja einige Herzchen öffentlich belehrt, wie das eigentlich läuft und was eigentlich zu tun wäre. Okay. Haben die auch abgeliefert? Leider nein. Haben sie nur das Maul aufgerissen? Urteilen Sie selbst!

Und informieren Sie mich bitte, fall Sie wo Evidenz von jener Entschlossenheit und Kohärenz gefunden haben, die man mir an Wirtshaustischen empfohlen hatte. Da sollte doch irgendwo was entstanden sein. (Ich konnte bisher aber nichts finden.) [Fortsetzung]

+) Der Brief | Eine Momentaufnahme


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