26. Juni 2022
Wenn der Lotus
blüht
Kleine Facebook-Notiz vom letzten Freitag: „die ewige
magie: ins papier gehen, geschichten erzählen“. Ich hab vor
über 40 Jahren mit dem Büchermachen begonnen. Dieses
Erkunden eines Mediums von innen heraus. Heute kommt es in
meiner Arbeit kaum noch vor. Aber das Faible für solche
Abläufe ist geblieben.
Derzeit nutze ich das für eine rein elektronische Form,
arbeite aber nach wie vor, als ginge es um Papier. Diese
EDV-Ebene als Kanal nach draußen ist für mich dabei
nachgeordnet. Es zählt vor allem die alte Magie. Dieses
Herausarbeiten von Texten und Bildern. Das Redaktionelle.
Eine Erzählung formieren, eine Geschichte greifbar machen.
Das hat im Layout seine nächste Erzähl- und
Ereignisebene. Die Blätter sind freie Felder, auf denen ich
Worte, Sätze und visuelle Elemente aufstelle, zurechtrücke.
Heute läuft das am PC, früher war das eine Arbeit am
Leuchtpult, um die Fragmente auf sogenannten Standbögen zu
montieren. (Blaßblauer Millimeterraster, den die Reprokamera
ignoriert.)
Layout am Bildschirm… Aber dann muß ich es ausdrucken, um
vom Ergebnis einen brauchbaren Eindruck zu bekommen. Ich bin
ein taumelnder Gärtner auf diesen Feldern. Oft hau ich die
Blätter drei, vier mal neu aus dem Laserdrucker.
Dieses Ringen mit den Elementen auf dem Papier. Da ereignet
sich die Magie. Denn darüber wird mir die fällige Geschichte
greifbar als wäre sie eine Holographie, vom meinem Kopf
produziert. Und nach der Arbeit Drinks mit Bergen von Eis…
[Die
Nummer II ist schon im Web, die III sollte montags
folgen.]
Apropos Kopf! Gestern kam ich nachts ins
Grübeln, weshalb meine Kopfhaut schmerzt, auch
druckempfindlich ist. Man ist ja nie zu alt, um sich
dusselig anzustellen. Sven Waldhaus, der gerne zügig fährt,
hatte mich zu einer kleinen Landpartie eingeladen. Sein
Lotus Exige ist nichts für Maulhelden, sondern will mit
strenger Hand geführt werden.
Wenn ein paar hundert PS
ausschließlich auf die Hinterachse wirken, beginnt der Ernst
des Lebens schon auf den ersten Metern. Das Wetter war
unübertrefflich, die Sonne freilich energisch. In einem
Roadster reicht daher volles Haupthaar nicht als Schutz,
wenn man einen halben Tag lang wie der Wind um alle Ecken
pfeift.
Ich darf davon ausgehen, daß ich mir gestern
einen Sonnenbrand auf der Kopfhaut geholt habe. (Lach nicht,
Lanner!) Das war wirklich bemerkenswert doof. Aber manchmal
braucht ein Kompetenzgewinn eben etwas länger.
Die
Exige verlangt übrigens auch körperliches Engagement. Und
zwar mehr als andere Roadsters. Sie hat die Art von
Türschwellern, dick wie Oberschenkel, über die man beim
Aussteigen elegant drüberkommen sollte. Das will geübt
sein...
[Kalender]
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Postskriptum Der kleine Querverweis im
Text galt
Ferdinand Micha Lanner, in dessen Morgan Roadster ich
mir per Kappe so eine Irriration der Kopfhaut erspart hatte.
Übrigens: Schöne Erinnerung an drei Offenen und einen
Verlötetenden mit jeweils originellen Piloten; siehe:
Routen #37! |
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