Lange Jahre? Das glaub ich ja sofort! Eine Quelle nennt
Wolfgang E. nicht, hat diese Behauptung aber auf den Schluß
meiner Glosse draufgesetzt, wo ich einen definitiv
proto-faschistischen Artikel des Russen Timofey Sergeytsev
aus der Nachrichtenagentur RIA Novosti zitiere.
Nun
mag es ja sein, daß die Ukraine ein Problem mit
Neofaschisten hat, von denen Menschen schikaniert werden.
Sowas erfahre ich gerne aus bewährten Quellen, aus einem
internationalen Diskurs. Aber das war nicht Thema meiner
Glosse. Ich muß darauf bestehen, aus dem großen Pool akuter
Problemlagen immer nur einzelne Probleme aufzugreifen, zu
kommentieren, ohne sie beliebig mit andere Themen zu
mischen.
Daher werde ich auch solchen Whataboutismus
jederzeit ebenso harsch zurückweisen. Wolfgang E. weiter:
„Warum Russland nicht längst bereit war diesen Menschen
zu helfen und den Terror der ukrainischen Regierung gegen
die eigene Bevölkerung zu beenden.“
Ja wie? Einmarschieren? Ein sehr problematisches Statement.
Würden wir jemandem empfehlen, in den USA dreinzuhauen, weil
dort Schwarze schikaniert und mißhandelt werden? Würden wir
eine militärische Kampagne in China empfehlen, um den
Uiguren beizustehen?
Ich hab dem Mann erwidert, daß
die Ukraine ein souveräner Staat sei und der Wunsch, Rußland
möge dort intervenieren, sei ein Veto für politisches
Faustrecht. Wolfgang E.: „Faustrecht ist kein Recht, wie
könnte ich für so etwas sein?“ Ah ja. Und wir wäre das zu
deuten? Dieses: „Warum Russland nicht längst bereit
war…“
Gibt es nun eine bedrohte ethnische
Minorität im Donbas? (Mehr als 20 Prozent der Bevölkerung,
das ist nichtg wenig!) Ich nehme an, Politikwissenschafterin
Florence Gaub sei in dieser Frage etwas besser informiert
als der Privatier Wolfgang E.? Ich will der
stellvertretenden Direktorin des Instituts der Europäischen
Union für Sicherheitsstudien in Paris gerne abnehmen, daß
viele Menschen im Donbass zwar Russisch sprechen, sich aber
deshalb nicht als Rußland zugehörig sehen.
Gut, wir haben in Österreich seit über hundert Jahren große
Probleme, Demos und Ethnos zu unterscheiden. Ich will
Florence Gaub auch eher als dem launigen E. abnehmen, daß
Putin nicht darum gebeten wurde, russisch sprechende
Ukrainer „retten“.
Ich finde in verschiedenen Quellen
rund zehn Ethnien genannt, die das Volk der Ukraine
ausmachen. Über 70 Prozent Ukrainer, über 20 Prozent Russen
und übrige Kulturen. Ich will gar nicht bezweifeln, daß es
in der Ukraine neofaschistische Formationen gibt. Sogar wir
in Österreich, immerhin die unmittelbaren Nachfahren der
Originale, gönnen uns eine neofaschistische Partei; was ich
gemäß den Kriterien von Umberto Eco konstatiere; siehe dazu:
„Gleisdorf:
Betrachtungen #10“.
In dieser Sache helfen uns
Putin, sein Regime und ganz Rußland aber nirgends auf der
Welt, auch nicht in der Ukraine. Da brauchen wir andere
Konzepte. Dazu brauchen wir vorweg präzise Befunde statt
derlei Kolportage a la Wolfgang E. und ähnlicher Auguren.
Fangen wir mit solcher Arbeit doch in Österreich an! Quasi
als Aufwärmrunde.
+)
Asien und der Rest
[Kalender]
[Reset]