11. April 2022

Chuzpe

Man mag sich erinnern, Putin hat sogar mit Angela Merkel herablassende Scherzchen veranstaltet; die Sache mit dem Hund. Die Frau spricht Russisch, war während jener Episode die mächtigste Frau Europas und aufgrund ihres Lebensweges emotional sicher ganz gut aufgestellt, um Putin klimatisch vorteilhaft zu begegnen.

Relationen! Nun hieß es gestern aus dem ORF via ZIB „Eilmeldung: Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) wird morgen den russischen Präsidenten Wladimir Putin in Moskau treffen. Nehammer will Dialog zwischen der Ukraine und Russland fördern und Putin auf ‚Kriegsverbrechen‘ ansprechen, wie er sagt.“


Die jüdischen Menschen nennen sowas Chuzpe. Ich werde dadurch höchst unromantisch daran erinnert, welche Buberl-Partie Österreich schon eine Weile regieren darf. Doch wie soll ich mich beschweren? Jede Regierung spiegelt den Zustand einer Gesellschaft wieder. Und jene, die unsere Regierung in Gleisdorf derzeit am lautesten wegwünschen, sind mir keineswegs geheuer. (Siehe: „Business“!) Das lokale politische Establishment hat in der Sache starke Anteile von Agonie und ÖVP-Beschönigung; keine Spur davon, daß man sich der Öffentlichkeit aufrecht stellt, um auszudrücken:

„Das waren holprige Jahre, es sind Fehler passiert, es wurden Fehltritte begangen. Wir bitten Sie um Entschuldigung und zeigen, wie ernst es uns damit ist. Wir gehen nun daran, diese Ungelegenheiten auszuräumen und die Schwachstellen aufzuräumen, denn wir haben erkannt, daß Europa schwankt, daß Europa tief erschüttert wurde. Begleiten Sie uns bitte auf einem Weg, nun in jedem denkbaren Lebensbereich für mehr Stabilität zu sorgen, denn wir alle stehen einmal mehr auf einem schwankenden Floß.“


In Schlußsatz dieser Mitteilung würde der versierte Bildungsbürger ein Andeutung bezüglich des Romans „Auf dem Floß“ von George Saiko erkennen. Wir könnten einander zunicken und wüßten: „Wir kennen unser Österreich, auch wenn wir weltanschaulich in verschiedenen Lagern stehen.“

Nun aber: Nehammer. Den hatte ich in Wahlkämpfen rund um das Reüssieren von Sebastian Kurz derart angriffslustig, abschätzig und abwertend erlebt, daß ich sicher war: So geht ein Gassenhauer mit dem Beidhänder in die feindliche Linie hinein, um Breschen zu schlagen, aber Staatsmann ist das keiner. Da habe ich mich gründlich geirrt.

Ich hege an der Selbstwahrnehmung und dem politischen Denken des Mannes ernste Zweifel; falls er korrekt zitiert wurde. Aber vielleicht wird es für uns aufschlußreich. Nehammer bei Putin, der österreichische Polit-Dobermann trifft seinen Meister. Das ist von ergreifender Merkwürdigkeit, wo ich grade auf den 8. Mai hinblicke, da wir zu diesem Datum ein paar Akzente setzen werden. Hier habe ich schon das Aviso eingerichtet: „Episode XIII: Mai acht“ (Mein Banzai Baby und das Drumherum)

+) Mai acht
+) Asien und der Rest


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