Die Kurzfassung: ich lese nicht bei Mahatma Ghandi nach,
wenn ich über die reale Konfrontation mit einem autoritären
Regime nachdenke. Ghandi war mit einer Kolonialmacht
konfrontiert. Ein repressives Regime würde bei uns ja von
den eigenen Leuten gestellt werden. Das ergibt einen zarten
Unterschied. Da lese ich lieber bei Gene Sharp nach.
Ich habe mich klar für einen kontrollierten Waffengebrauch
ausgesprochen, der Professionals vorbehalten ist, die vom
Staat ein konkretes Mandat haben, weil wir diesem Staat das
Gewaltmonpol übertragen haben. Wenn Sie mich deshalb als
Militarist einschätzen, steht Ihnen das frei, es ist in der
Sache freilich Mumpitz.
Kleiner Einschub: daß sich
ein Februar 1934 nicht wiederholen kann, müssen wir
politisch sicherstellen. Dafür sind wir alle in der Pflicht.
Dazu braucht es eine stabile Gewaltentrennung, einen starken
Parlamentarismus und ein Staatsvolk, das sich in jedem Ort
des Landes als politisch anwesend bewährt, Mauscheleien und
Buckeleien nicht akzeptiert, all die Arten Verhaberungen,
die wir kennen, nicht hinnimmt.
Wer also da Gefahren
a la 1934 sieht, sollte vielleicht erst einmal Beiträge
leisten, daß Österreich von seinem hohen Rang im
internationalen Korruptionsindex runterkommt und daß jede
Gemeinde im Land gerüstet ist, unethisches Verhalten von
Funktionstragenden abzustellen. Aber zur Sache!
Die
Tendenz zum Staat im Staat, Varianten des Mafia-Prinzips,
solche Kräftespiele kennen wir auch in Österreich. Da gibt
es Netzwerke, die haben auf illegale Art Personal in Waffen.
Solche Leute müssen im Konfliktfall mit einer bewaffneten
Antwort des Staates rechnen. Lies nach bei Saviano oder wo
auch immer! (Es gibt genug seriöse Quellen, die uns über das
organisierte Verbrechen fundierte Information anbieten.)
Darf ich an die Schüsse von Wien erinnern? Das ist zwar der
Sonderfall, aber sowas kommt vor. Daß nämlich ein Sektierer
sich hochrüstet und mit der entsetzlichen Feuerkraft eines
automatischen Karabiners mitten unter die Menschen geht, um
wahllos zu töten. (Siehe dazu den
Eintrag vom
7.11.2020: „Was lese ich heute über die Kanaille von
Wien?“) Es hat Vorteile, daß neun Minuten nach dem
ersten Notruf eine Sondereinheit auf dem Set aktiv wurde, um
dieses Töten abzustellen.
Ich hab damals in jener
Glosse notiert: „Der junge Mann, der etwas werden
möchte, der das erreicht, indem er auf Kosten anderer
expandiert, ringt um Legitimität. Darum trompetet er ständig
sein ‚Respekt und Ehre!‘ wie Kinderbuchelefant Benjamin
Blümchen sein ‚Töröööö!‘“
Damit bin ich bei
einem Grundproblem, das einer waffenlosen Gesellschaft noch
im Weg steht. Damit bin ich bei einem sehr anregenden Buch
von Emina Saric. In „Ehre, Scham und Schande. Warum wird
Frauen Gewalt angetan?“ analysiert sie dieses hohe Level an
Gewaltbereitschaft der Männer in einer vorherrschenden
Männerkultur, deren Zusammenhänge und wie solche
Dispositionen gelebt, wie sie legitimiert werden.
Wir
haben noch viel Arbeit vor uns, um all das neu zu justieren.
Undenkbar, daß selbst drei bis fünf Genrationen dafür
reichen. Deshalb bin ich für das Gebot des Gewaltverzichts
innerhalb unserer Gesellschaft, für das reglementierte und
kontrollierte Gewaltmonopol des Staates, für bewaffnetes
Personal, um die Einhaltung dieser Konventionen durchsetzen
zu können. Falls Sie es besser wissen, um das zu erreichen,
okay, dann machen wir es anders. Werden Sie einfach konkret!
+)
Mai acht
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