7. November 2020
Töröööö!
Wenn junge Männer nichts werden
können, werden sie meist zur fundamentalen Gefahr für jede
Gemeinschaft. Wer etwas von Herrschaft versteht, weiß aus
den letzten wenigstens fünftausend Jahren, daß dieser
Aufstiegswillen bald in Angriffslust umschlägt. Die muß nach
außen abgeleitet werden oder sie sprengt die bestehende
Herrschaft.
Was werden und wozu? Status und
Ressourcen, um in der eigenen Community Anerkennung und
Respekte zu erlangen, um jene Güter zu besitzen, mit denen
man den Status darstellt. Und um legitime Beziehungen haben
zu können, in denen man sein sexuelles Verlangen auslebt.
Das sind einige der grundlegenden
Motive, in denen sich junge Kerle wälzen, um bei Bedarf auch
zur Heimsuchung ihrer Mitmenschen zu werden. Selbst wo es
gelingt, endet solches Verhalten nicht, sondern mutiert in
verwandte Altersvarianten. Die Betonung des Status plus
sexuelle Prahlerei gibt es in schillernden Versionen.
Berlusconi, Lugner, Trump, die letzten Jahrzehnte haben uns
verschiedene Spielarten des erigierten Männchens geboten,
welche die Schenkel spreizen wie Pfauen ihre Schwanzfedern.
Weshalb reden dann „Szene-Größen“ fast pausenlos von
Ehre und Respekt, wenn sie zum Beispiel TV-Kameras
kommen sehen? Serien wie „Promi Big Brother“,
„Sommerhaus der Stars“ oder „Temptation Island“
bieten reichlich Anschauungsmaterial. Warum geht es nicht
ohne solche Prahlerei? Weil sich oft lächerliche Menschen im
Kostüm des Kerls verbergen. Stümper.
Ein markantes
Beispiel. Das Mädchen Malala Yousafzai, ein fünfzehnjähriger
Teenie, saß im Bus, als ein Talib seinen Colt 45 zog und auf
das Kind schoß, weil ihm mißfiel, daß Mädchen in die Schule
gehen. Das geschah 2012. Malala erhielt 2014 den
Friedensnobelpreis für ihr Engagement nach dem Attentat.
Man fragt sich vielleicht, warum der harte Kerl nicht
von einem Hochhaus gesprungen ist, um die Blamage seines
Versagens zu tilgen, denn seine selbstgewählte Mission hatte
er nicht einmal an einem wehrlosen Mädchen erfüllen können.
Wir konnten sehen: religiöse Eiferer dieser Facon schmeißen
lieber gefesselte Schwule von Hochhausdächern, als sich
ihrer eigenen Erbärmlichkeit zu widmen. Zeitsprung! Was lese
ich heute über die Kanaille von Wien?
„Auf einer
Videoaufnahme ist zu sehen, wie der Terrorist die
Seitenstettengasse entlanggeht. Eine Frau steht allein vor
einem Lokal, er eröffnet das Feuer, sie sinkt zu Boden. Er
läuft an ihr vorbei, kehrt aber wenige Meter weiter vorn
wieder um und schießt mit einer Pistole. Die 44-jährige
Österreicherin wird später im Krankenhaus versterben.“
[
Quelle]
Diese Art Helden wird also zu Lebzeiten viel von
Ehre und Respekt quasseln müssen. Dieses Gerede ist
quasi die heiße Luft, mit der sich solche Männchen
aufplustern. Ich hab Videos gesehen, die das etwas
ungeordnete Herumrennen der Kanaille von Wien zeigen,
während der Mann Menschen ermordet.
Man ahnt, wie
lange der Typ überlebt hätte, wäre er tatsächlich in jenem
Krieg des Kalifats angekommen, nach dem er sich verzehrt
hat. Was also vor allem bleibt, sind die Posen von
Rap-Musikern sowie das Attackieren wehrloser Mädchen und
Frauen, womit mir diese Typen auffallen. Pop-Videos und
Lebensrealität verrutschen gegeneinander.
Nehmen Sie
als Beispiel Anis Mohamed Youssef Ferchichi, der sich das
Pseudonym
Bushido zulegte und ohne den Rückhalt
durch seine Verankerung in einem kriminellen Clan vermutlich
eine Musiker-Karriere hätte, die sich bestenfalls mit der
von Beatrice Egli messen könnte.
Die Inszenierung ist
geklaut und aus Versatzstücken zusammengeklittert. Der Bushi
(Krieger) geht seinen Weg (Do) nach einem alten japanischen
Ehrenkodex. Der junge Mann, der etwas werden möchte, der das
erreicht, indem er auf Kosten anderer expandiert, ringt um
Legitimität. Darum trompetet er ständig sein
„Respekt
und Ehre!“ wie Kinderbuchelefant Benjamin Blümchen sein
„Töröööö!“Oder so:
„Psychopath und ein
bisschen sympathisch (oh) / Paranoia, sag mir, bist du
verdrahtet? (Ah) / Harekets und den Stich gibt es gratis
(eh)“. Laute harte Kerle, ich weiß. Schöne Grüße!
Yallah Goodbye!
.