2. Februar 2022

Wir sind die Differenz! II

Ich lese, daß heute quer durchs Land heftig geheiratet wird, weil vielen Menschen dieses Datum sehr attraktiv erscheint: 02.02.2022. Ich hatte es nach einer Ehe nie mehr mit dem Heiraten. Aber ich verstehe so eine private Neigung zu runden Zahlen. Bei mir betrifft das etwa die Seitenzahlen in diesem Logbuch. Ich bin derzeit bei Blatt Nummer 3194, es wird also bald die Seite 3200 zu formieren sein. Sowas freut mich.

Die Gleisdorfer Unruhe blüht weiter. Ich hab nun viel erfahren, was die Menschen nicht wollen. Gut. Und manches was sie wollen, ist laut geworden; vorzugsweise im Modus: „Macht Ihr was, daß ich mich besser fühle!“ Ihr, das meint die politischen Kräfte des Landes. Ich erfahre dagegen nicht, was sie selbst zu tun gedenken, außer Meinung äußern und Lärm schlagen.



Wem hängt denn das nicht oben heraus?

Deshalb habe ich gestern dieses Bonmot notiert: „Manche bestehen auf ihrer Rechten, ohne ihre Verpflichtungen anzuerkennen. Das nennen wir nicht Freiheit, sondern Pubertät.“

Wenn das also keine Diktatur sein darf, eine erwähnenswerte Demokratie bleiben soll, müssen wir eben auch darüber reden: wechselseitige Verpflichtungen. Eigenverantwortung. (Ich gebe gar nichts auf Schreihälse, die anderen Handlungsanweisungen zurufen.)

Ich hab meine vorige Glosse mit dem Titel „Wir sind die Differenz!“ überschrieben. Mich beschäftigt, welche gemeinsamen Wege möglich sind, wenn wir in ein paar wichtigen Punkten Dissens haben. Da liegt noch viel Arbeit vor uns. (Nur in der Tyrannei wird der Dissens ganz flott abgeschafft. Durch Machtausübung, durch Anwendung von Gewalt.)

Wenn heute in Gleisdorf jemand auf einem Anhänger steht und allen per Lautsprecheranlage mitteilt, daß wir in einer Diktatur leben, dann fallen mir die Ohren ab, so weh tut derlei pubertärer Mumpitz. Aber es bleibt eben dabei: Antwortvielfalt ist unverzichtbar.

Und wenn sich jemand vor Publikum produziert, um alle Welt wissen zu lassen, daß er oder sie in politischen Fragen das Level von Kleinkindern noch nicht überwunden hat, dann ist das ein legitimer Akt. Mir geht bloß die Lautstärke auf den Zeiger und daß ich mir so ein infantiles Geschwätz anhören muß. Aber wer in der Innenstadt wohnt, muß das eben ertragen.



Wem hängt denn das nicht oben heraus?

Derweil zeigen die Inzidenzzahlen eine beeindruckende Steilkurve. Wenn hier tausend Leute behaupten, das sage überhaupt nichts und die ganze Angelegenheit sei ein Schwindel, stehen dem mehrere tausend übrige Leute gegenüber, die eine andere Auffassung vertreten. Wir sind eben die Differenz. (Und klar, Demokratie heißt nicht einfach, daß die Mehrheit bestimmt, sondern daß Minderheiten gehört werden.)

Aber selbst ein vergleichsweise harmloseres medizinisches Phänomen müßte bei solchen Effekten beachtet werden und Konsequenzen haben. Wie schon erwähnt, vom 1. Jänner bis zum Monatsende stiegen die Zahlen eklatant an:

+) 01.01.22: 117,7 (Österreich: 225,6)
+) 28.01.22: 2.436,3 (Österreich: 2.381,2)

Dabei gab es nun im Bezirk Weiz innerhalb weniger Tage drei verschiedene Tausender-Markierungen, also eine Progression von unter Tausend Neuerkrankten auf mittlerweile über Dreitausend:

+) 21.01.22: 1.105,4 (Österreich: 1.674,0) | Bez. Weiz absolut: 1.005
+) 27.01.22: 2.154,7 (Österreich: 2.264,5) | Bez. Weiz absolut: 1.959
+) 01.02.22: 3.056,7 (Österreich: 2.523,2) | Bez. Weiz absolut: 2.779

+) Die wichtigsten Zahlen seit März 2022
+) Kontext Covid-19


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