7. September 2021
Wir. Das Kunstvölkchen.
VI
[Vorlauf: Teil V]
Das ist kein Spielchen, sondern Teil von politischen
Aktivitäten, die oft genutzt werden, um sich Vorteile zu
sichern, die jemand in passender Position anderen Leuten
vorenthalten möchte. Ich hab das in meiner Glossen-Serie
„Was es wiegt, das hat’s“ als Notiz Nummer XXXII
beschrieben; unter „Res publica & Transparenz-Abwehr“:
„Das ist generell ein wesentlicher Anlaß, um
Seilschaften zu bilden: bevorzugter Zugriff auf Ressourcen.
In der Politik wird so ein Bestreben dann ideologisch
aufgeladen und entsprechend ethisch begründet.“ [Quelle]
Begriffe. Kultur. Politik. Als Künstler interessiere ich
mich nicht für die Welt wie sie sein mag oder wie
Naturgesetze sie bestimmen zu sein. Da interessiert mich die
Welt nur in der Art, wie sie mir mit künstlerischen Mitteln
zugänglich ist. Ich bin Lyriker. Dank der Poesie kann die
Welt in einer Nußschale unterkommen und auf meiner
Handfläche Platz finden.
Ich bin aber auch ein
politisch anwesender Bürger. Dabei interessiert mit ganz
wesentlich, wie sich eine Gemeinschaft zueinander, zu
anderen Gemeinschaften und zur Welt verhält. Ich bin ein
Mann der Wissens- und Kulturarbeit. (Darin spielt meine
Kunstpraxis nicht die Hauptrolle.)
In diesem
Zusammenhang interessieren mich Fragen der eigenständigen
Regionalentwicklung. Mich fesseln Fragen nach der
Zukunftsfähigkeit des Gemeinwesens, dem ich angehöre. Dabei
betrifft und beschäftigt mich, was von der Funktionärswelt
ausgeht.
Wo ereignet sich bei all dem die
Kulturpolitik? Worauf kann man kommen, da ich im vorigen
Eintrag so energisch nach Begriffen gefragt hab, nach
Bedeutungszuweisungen? Aus dem Resevoir meiner bevorzugten
Mantras: Sprechen ist Handeln. Begriffe schaffen Realität.
Vorsicht! Falls Sie sich zu Einwänden aufraffen, achten Sie
auf fundierte Ansichten. Ich bin zu diesen Dingen nicht in
Plauderlaune. Bei der Archivkramerei hab ich allerhand
kleine Belege gefunden, wie sich situierte Herrschaften
gegen den Diskurs verwehren und für sich Definitionshoheit
beanspruchen; auf reichlich rüde Art.
Kunst
und Kunstfertigkeit Begriffe! Kunst und
Kunstfertigkeit sind zwei verschiedene Kategorien.
Vorzügliches Handwerk kann eine Kunst sein; im Sinn von
Kunstfertigkeit. Aber Kunst im Sinn von Gegenwartskunst ist
etwas anderes. Natürlich sind die Hobbyleute und bastelnden
Kräfte auf dem gleichen Kontinent zu Hause, schöpfen
teilweise aus den gleichen Quellen.
Aber Hobbymalerei
zeigt uns eher selten eine inhaltliche und formale Qualität,
wie wir sie in der Kunst voraussetzen. Unbedarfte Basteleien
sind gewiß das Ergebnis von erhebenden Stunden, die
persönlichen Erinnerungswert haben. Doch meist sind die
Basteleien näher bei der Dekoabteilung denn bei der
Kunstgalerie.
Macht das was? Aber nein! Doch wenn
Leute anfangen, mit großen Gesten die Etiketten zu fälschen,
dann ist das vermutlich nicht die einzige Unredlichkeit, zu
der sich jemand bereit zeigt. Die Kulturpolitik sollte mit
Kriterien ausgerüstet, sollte der Unterscheidung solcher
Genres gewachsen sein. Immerhin arbeitet man in diesen
Gremien mit Geld, das andere Leute erwirtschaftet haben.
+)
Für eine nächste Kulturpolitik (Diskursbeiträge)
PS: Das zweite Foto ist ein Hinweis darauf, daß Kunst
Ost über viele Jahre permanente Plenartreffen an wechselnden
Orten der Region realisiert hat, bei denen Begriffe, Inhalte
und Vorhaben debattiert wurden. Daraus ging auch der "Kulturpakt
Gleisdorf" hervor. Die Gleisdorfer Verwaltung hat das
2015 mit Nachdruck abgestellt.
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