10. Juli 2021
Politik & Verwaltung
Je mehr wir in der Praxis der Kultur- und Wissensarbeit
wieder vor die Tür gehen, uns um Veranstaltungen bemühen,
desto deutlicher werden die unzähligen Kompetenzmängel bei
Politik und Verwaltung. Für das Kulturvölkchen besonders
schmerzhaft: Die Verordnungen sind teilweise so verfaßt, daß
uns oft nicht einmal Profi-Personal der Kommunen für
Projekte und Veranstaltungen klare Protokolle geliefert
haben („So und so muß das jetzt laufen.“).
Die leere Geste als teures Display
Es kam in diesen Amtsstuben offenbar auch noch niemand auf
die Idee, zu jenen einzelnen Punkte die Haftung zu
übernehmen, die keine klare Auslegung der Verordnungen
erlauben. Das ist einer der großen Brocken im umfassenden
Sündenfall der steirischen Kulturpolitik.
Statt zu
den Passagen unklarer Rechtsvorschriften für uns die Haftung
zu übernehmen und uns so zusätzlichen Handlungsspielraum zu
verschaffen, wurde an x Stellen das Risiko von den Kommunen
einfach auf uns abgewälzt. Derweil üben sich Kräfte aus
Politik und Verwaltung in Public Relations. Siehe dazu:
„Ich, Hannes Schwarz, Sozialdemokrat“ (Eine Rede, die nie
gehalten wurde)
Der Mangel an Rechtssicherheit bei Veranstaltungen,
verbunden mit der Gefahr, eventuell vor Gericht zu landen,
kann von engagierten Bürgerinnen und Bürgern, von kleinen
Kulturinitiativen keinesfalls getragen bewältigt werden;
zumal Leute wie ich oder Musiker Oliver Mally ohnehin schon
seit dem ersten Lockdown mit massiven Existenzbedrohungen
leben und arbeiten.
Und wo ist er nun, der Fahrplan? Es gibt keinen!
Ein konkretes Beispiel Gleisdorfs Kulturreferat lud
Lidija Krienzer-Radojevic, die Geschäftsführerin der IG
Kultur Steiermark, zu einem Info-Abend ein, auf daß wir
Kulturleute erfahren könnten, was der Status quo sei.
Nun besäße ja die Kommune selbst a) ein Kulturreferat,
b) ein Büro für Kultur und Marketing, also Personal und
Kontakte, um ein Maximum an Information plus
Rechtssicherheit herzustellen, das laufend in Memos zu
packen, um als Gemeinde für den Rest an Unsicherheit die
Verantwortung zu übernehmen; sei es als Koveranstalterin
oder wie auch immer. DAS wäre KULTURPOLITISCHES HANDELN auf
der Höhe der Zeit.
Was aber tut das Kulturreferat?
Gibt ein wenig Geld aus, um eine Fachkraft einzuladen, die
uns das erzählt, was derzeit gewußt wird und was wir ohnehin
kennen. Auf dem Rest der Bürde bleiben wir primären Kräfte
hocken. (Die Kosten für den Info-Abend sind Peanuts im Vergleich zu dem,
was da sonst für PR ausgegeben wird.)
Genau das meine
ich mit dem umfassenden kulturpolitischen Versagen, das sich
nach über einem Jahr Seuche noch nicht essentiell bessern
will. Auch von der Landesebene her vernehme ich
hauptsächlich schöne Worte und die dreiste Empfehlung, wir
sollten uns in „Solidarität“ üben. Eine Zumutung folgt der
nächsten.
Das betrifft in der Art des Schluderns
übrigens uns alle, wie letzten März ein unsäglicher Vorfall
in Gleisdorfs Volksschule illustriert hat. Meine Notiz dazu:
„Ein Jahr Erfahrungen und Eltern können nirgends ein
klares Protokoll abrufen, wie so eine Angelegenheit nun
genau abzulaufen hat. Was hatte die Behörde während dieses
Jahres zu tun, aber für solche Standard-Situationen kein
Regelwerk in der Schublade?“ [Quelle]
Für den Kulturbereich fragte ich vor einer Weile: „Wo
sind die Protokolle?“ Wir haben sie nicht, außer die IG
Kultur Steiermark hängt ihre Listen aus; übrigens inzwischen
ein „staatsnaher Betrieb“ statt einer schlagkräftigen
Gewerkschaft.
+)
Für
eine nächste Kulturpolitik +)
Problemzone
[Kalender]
[Reset]
|