28. April 2021

#allesdichtmachen II

Meine weiterführende Lektüre von Reaktionen zeigt: Ich muß dabei bleiben, diese Videoaktion drückt einen künstlerischen Schwächeanfall aus, der Österreich und Deutschland betrifft. Die Kritik der Kritik fällt stellenweise kurios aus. (Facebook läßt grüßen!)

Ich kritisiere nicht das Thema der Aktion, sondern die überwiegend schlechte künstlerische Leistung (Texte & Performance), die da abgeliefert wurde, plus den brüllenden Mangel an intellektueller Selbstachtung des Initiators.


Ich werde mich nicht weiter mit diesem Schwächeanfall befassen, mit seinen Protagonistinnen und Protagonisten. Sie noch einmal und noch einmal vorzuführen bringt keinerlei Erkenntnisgewinn. Aber der Anlaß scheint mir passend, um einige Fragen und einige Begriffe zu bearbeiten.

Klar, daß es in meiner Branche diesbezüglich grade eher still ist. Wir kennen das aus amerikanischen Kriminalfilmen. Was ist unter Polizisten annähernd so beliebt wie ein Copkiller? Das Personal der „Internen“. Also Polizisten, die gegen Polizisten ermitteln, weil womöglich Fehlverhalten vorliegt. Die internen Ermittler werden konsequent gehaßt.

Das ist eine brauchbare Analogie für unserer Branche. Wenn ich als Künstler andere Kunstschaffende oder Leute aus der Kulturarbeit kritisiere, dann setzt es was. Und zwar gewöhnlich hinter meinem Rücken. Es gibt auch so gut wie nie eine kritische Debatte als Teil des öffentlichen Diskurses.

Das zeigt sich momentan auf mehreren Themenfeldern. Eine gespenstische Ruhe in vielen Winkeln, wo Debatten stattfinden könnten. Zugleich zeigt sich ein Trend vergangener Jahre stärker denn je: Die Kunst wird zur Magd des Marketings.

Vielleicht drückt das aber auch bloß aus, was ich als Ende einer Ära deute. Vielleicht ist das ein Stück der Sprachlosigkeit des Umbruchs. Ich kann es nicht sagen. Allerdings bleibt uns diese frühere Klarheit erhalten: wenn wir selbst nicht sagen, was die Kunst ist, was ihre Bedingungen sind, dann tun das Politik und Wirtschaft gerne für uns.

Darum also hier zwei Fragen, die ich in einer meiner Glossen jüngst gestellt habe und an die derzeit Arbeit machen:
+) Was unterscheidet den Boulevard-Stil von intellektueller Selbstachtung?
+) Was macht einen Unterschied zwischen Kritik und Denunziation?

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