30. März 2021
Den Kompaß überprüfen!
Österreichs Politik. Gestern gab es diese Stunde, da
habe ich sehr schwer geatmet. Eine berstende Wut in der
Brust. Ich ging hinaus in den Wald. Den Kessel herunter. Die
Sonne kraftvoll und ungetrübt über mir. Ich hab es
Jahrzehnte geübt, Zorn weder gegen mich, noch gegen andere
zu richten. Ein mühsames Verfahren. Und manchmal schwer
einzuhalten.
Dieses Crescendo der Zumutungen.
Auslöser sind Lügengeschichten, die sich in den letzten paar
Jahren auf ganz verschiedenen Ebenen entfaltet haben. So als
müßten immer mehr Menschen um ihre Vorteile rennen. (Motto:
„Was wird aus mir?“)
Ich bestaune zum Beispiel, daß mir jemand scheinbar mit
Zuneigung gegenübertritt. Wir sprechen sogar noch über diese
Dringlichkeit, keine doppelten Böden einzuziehen. Die Dinge
sollen sein dürfen, was sie sind. Und dann sehe ich doch,
daß sich jemand hinter einer Inszenierung verbirgt, also
verdeckte Intensionen pflegt. (Es ist die simpelste Form der
Mißachtung.)
Oder ich blicke auf 2020 zurück. Da war
es jemand aus meinem eigenen Clan, der mich angelogen hat,
daß sich die Balken bogen. So eine Drecksfigur auf Beutezug.
Ein Wegelagerer, der offenbar ständig andere Menschen zu
seinen Ressourcen machen muß.
Es lagen in den letzten
Jahren so allerhand Trittbrettfahrereien von Leuten an, die
mir frech ins Gesicht gelogen haben, um in meine Schubladen
greifen zu können. Darunter auch honorige Herren in guten
Positionen. Ich beklage das gar nicht weiter, denn es bleibt
festzustellen: Menschen haben Interessen.
Die werden
bei Bedarf eben mit allem bemäntelt und verhüllt, was sich
dazu eignet. Das unterstreicht aber: Wer mit verdeckten
Intentionen vorgeht, schürt Mißtrauen. Wer Mißtrauen sät,
ist ein Feind der Gemeinschaft.
Dabei entsteht ein doppelter Schaden. Es ist Betrug an
jenen, die man hintergeht. Es schwächt die Bereitschaft der
Betrogenen, für die Gemeinschaft eine passable Balance
zwischen Eigennutz und Gemeinwohl offenzuhalten.
Wie
bemerkenswert, daß uns solche Posen nun auch vom Kanzler und
seinen Leuten vorgehupft werden. Dieser Zynismus erscheint
mir beispiellos. Das geschieht mitten in der markantesten
Krise der Zweiten Republik.
Da steht der Kerl nicht
etwa vorne und spricht davon, wie er das mit seinem Team
bewältigen möchte, wobei „sein Team“ alle Österreicherinnen
und Österreicher meinen sollte. Dieses „Wir“, dem er sich
per Propaganda und per Amtseid verpflichtet hat, um jene
Mittel und Möglichkeiten zu bekommen, über die er derzeit
verfügt.
Dieser Schnösel verhöhnt uns, nachdem er per
Stretch-Limo aus dem Hotel Mama in Schutzhütte ÖVP gegondelt
ist, um dort alle Tische umzuwerfen. Siehe dazu den
Eintrag
in meiner kleinen Skandalchronik!
Ich betrachte das
nicht als moralisches Problem, weil mir das Interesse an
Moraldebatten völlig fehlt. Ich nehme das persönlich. Es ist
ein Angriff, keineswegs harmloser als wenn jemand mit einem
Hammer oder einem Messer auf mich losginge. Auf die Art
werden Kräftespiele getriggert, die sehr viel leichter zu
entfachen als einzudämmen sind.
-- [Die
neue Bourgeoisie] --
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