10. Februar 2021

Chronique scandaleuse

Nun fehlen noch fünf Wochen, dann ist ein Jahr Pandemie-Erfahrung voll. Am 15. März 2020 ging in Österreich der erste Lockdown los. Ich zähle zu jenem Teil des Kulturvölkchens, das nun nicht im Jammertal campiert. Wir arbeiten an unseren Konzepten und Werken. Wir arbeiten an den Problemen und möglichen Lösungen.

Ich brauche jetzt nicht zu referieren, mit welchen Problemen das heute für Freelancers auf dem Kunstfeld einhergeht, denn all diese Schwierigkeiten sind umfassend bekannt. Wir teilen das Gscher mit anderen Metiers, denn wir sind EPU und stellen gemeinsam mehr als die Hälfte von 100 Prozent österreichischer Betriebe.


Das Kürzel EPU bedeutet „EinPersonen-Unternehmen“, also Betriebe mit ein bis zwei Leuten. Wem sollte ich nun noch erzählen, daß die Kulturpolitik umfassend versagt hat? Es ist ein Faktum, das an anderer Stelle dokumentiert werden muß. Dieses Versagen kam wenig überraschend, denn uns trennen erhebliche soziale Barrieren.

Wenn ich bloß den Bezirk Weiz hernehme: Weiz und Gleisdorf haben jeweils Pädagogen als Kulturreferenten. Diese Bildungsbürger sind frei von jeglicher Kenntnis, was eine Existenz wie meine ausmacht. Sie haben auch nie erkennbar dafür interessiert.

So erklärt sich eventuell, daß es nun fast ein Jahr lang kein auffindbares kulturpolitisches Statement dieser Politiker gab, in dem sie auch nur einen Hauch von Vision zur radikal veränderten Kultursituation liefern. Nichts. Null. Nada. Niente.

Die Programmentwicklung wird da wie dort überdies von der Verwaltung gedeichselt. Dabei ist das geistige Leben der Region nicht vorrangig. Da geht es um PR-Effekte für das City Management. Ich verzichte auf weitere Details. Zusammengefaßt: wir sind auf uns gestellt.



Die Kunst schweigt nie! [Quelle]

Der Kulturbetrieb ist am Boden, unser Markt im Arsch, wir haben außerdem eine Legion von Leuten an den Hacken, die alle nach den schmalen Kulturbudgets greifen, aber zum Kulturgeschehen nichts beitragen, was nach Zukunftsfähigkeit riecht.

Ich sage: Kulturbudgets werden vielerorts gekapert, um damit andere Agenda zu finanzieren. Na, das nenne ich interessante Zeiten! Zu all dem outet sich in Österreichs Regierung ein wachsender Teil von Leuten in Amt und Würden durch seine Arbeitsergebnisse als Gauklerpartie, von der Geld verbrannt wird und Ressourcen verbraten werden.

Weil mir aus vielen Gründen längst der Kopf schwirrt und das Hirn schwillt, habe ich mir ein paar Notizen gemacht, um Ordnung in mein Denken zu bringen. Was? Ist? Los? Ich konnte freilich nicht glauben, was dabei sichtbar, überschaubar wurde. Diese Dichte der Vorfälle und die Schwere der Verfehlungen haben mir erst einmal die Kinnlade nach unten fallen lassen. Zack!

Kann es sein, daß auf Bundesebene so viel herumgestümpert wird? Leute! Ein, zwei Nieten in einem komplexen Team, die man nach ihrem Auffliegen geschmeidig ersetzt, okay. Aber das? Meine kleine Chronique scandaleuse verblüfft mich, während ich noch die Fakten ordne, enorm.

Ich hab mich im Augenblick nur auf die Bundesebene konzentriert, muß wohl auch ein paar Landesbeispiele aufgreifen. Und lokale Kuriosa? Malversationen und Fehlleistungen, die unser Leben beschädigen… Mir langt es! Die Übersicht:


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