13. Jänner 2021

Teilhabe an der Macht VI

„Wir schauen darauf, dass Leistung und Fleiß in Österreich groß geschrieben wird.“ (Unsere Forderungen. Wofür wir stehen. Wirtschaftsbund Österreich)

Frau Aschbacher. Ein Thema, an dem ich jetzt, wo wir über Fragen der Macht zu reden haben, nicht vorbei kann. Und über ein spürbares Revival des Prinzips „Protektion geht vor Kompetenz“.

Macht. Das heißt zum Beispiel auch: sich Vorteile verschaffen, die anderen vorenthalten werden. Schafft man es nicht aus bloß eigener Kraft, wird man dazu eventuell in ein Netzwerk eingehen, welches Loyalität belohnt. So oder so, der Zugriff auf Ressourcen und auf das Verhalten von Menschen bleibt zentrales Ereignis solcher Zusammenhänge.

Puls 24 meldete am 12.1.21: „Morddrohungen gegen ‚Plagiatsjäger‘ Stefan Weber“. Auf der anderen Seite ein Originalzitat aus ÖVP-Kreisen in meiner Region: „WER hat diese Arbeit abgenommen/bewertet!? Hier kann man die Schuld meiner Meinung nach nicht nur bei Christine Aschbacher suchen!“

Sie sehen, das alte Problem lebt, nämlich die mangelhafte Unterscheidung zwischen Schuld und Verantwortung. Zwei grundverschiedene Kategorien. Was übrigens den Plagiats-Vorwurf angeht, kann man ja eine seriöse Prüfung in einem geordneten Verfahren abwarten. So ein Verfahren ist keine Raketenwissenschaft. Das wird bald geklärt sein.

Frau Aschbachers Dissertation und andere ihrer Texte hab ich auf dem Tisch liegen, die umstrittene Diplomarbeit kenne ich auszugsweise. Ich fasse zusammen: das scheint mir mehr Feuilleton als Wissenschaft zu sein. Ich bezweifle aber, daß man für sowas etwa beim Wirtschaftsmagazin „trend“ ein Honorar lukrieren könnte. Darüber hinaus interessiere ich mich nicht für Frau Aschbacher, sondern für den Status quo unseres geistigen Lebens und seines Personals.


Das Erschleichen eines akademischen Titels steht für eine Kette von Schäden. Österreich hat viele gute Jobs zu vergeben, die bekommt man nur mit einem akademischen Titel; oder man bekommt ohne solche Graduierung dafür weniger bezahlt.

Das hieße im Fall einer Malversation: mehr Geld für weniger Qualität. Derlei kann man auf jeden Fall als volkswirtschaftlichen Schaden verbuchen. Dazu kommt die Unterminierung eines sehr teuren Bildungssystems. Kostet viel und wird durch derartige Malversationen in seinen Effekten beschädigt.

Das ist dumm. Vor allem, weil wir mitten in einer aufregenden Modernisierungskrise stecken und die Vierte Industrielle Revolution eine bedeutende Herausforderung für unsere Gesellschaft darstellt. Wenn man da die Zukunftsfähigkeit einer Gemeinschaft schwächt, indem man Bereiche der Wissensarbeit korrumpiert, hat man sich kurzfristig und individuell Vorteile auf Kosten anderer Menschen und des ganzen Landes verschafft.

Zu all dem kommt für regionale Gemeinwesen: der Akademikerstatus öffnet manche Türen, die anderen verschlossen bleiben. Man kann damit in etlichen Milieus symbolisches Kapital erwirtschaften, das Nichtakademikern versagt bleibt. Wer also in diesem Bereich Regeln beugt oder bricht, lukriert für sich Vorteile, die von anderen erwirtschaftet werden müssen. [Vorlauf] [Fortsetzung folgt!]


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