2. September 2020

Mein Kontinent III

Die Jahre 2010, 2015 und 2020 haben noch einige sehr deutliche Markierungen vor dieser schon erwähnten Hintergrundfolie. Den Hintergrund hab ich im vorigen Eintrag skizziert: das Zusammenwirken einer Erfolgsgeschichte der Neuen Rechten in Europa, dem Durchschlagen der Vierten Industriellen Revolution und der rapiden Veränderung Amerikas durch Donald Trump, was sich in Handel und Politik der Welt ausdrückt. (Was hat China inzwischen erreicht?)

Zur Erinnerung: Ich habe 2010 als jenes Jahr betont, in dem wir die Konsequenzen der 2007er Weltwirtschaftskrise ganz praktisch zu spüren bekommen haben. Erst noch fern: die amerikanische Immobilienblase, ein Bankencrash der Lehman Brothers, aber auch allerhand einstürzende Staatshaushalte. (Die griechische Staatsschuldenkrise wird mit 2010 datiert.)

Bei uns die steirischen Doppelbudgets: „Zum Zeitpunkt der Regierungsverhandlungen im Oktober 2010, aus denen die Reformpartnerschaft hervorgegangen ist, wies der Landeshaushalt ein Delta zwischen Einnahmen und Ausgaben („strukturelle Lücke") von rund 830 Millionen Euro auf.“ [Quelle]


Wir hatten 2010 in der Steiermark eine Landtagswahl. Zu dem Zeitpunkt wußten wir, wie sich das Doppelbudget 2009/2010 anfühlt. Damals gewann die SPÖ sehr knapp mit 38,6 Prozent der abgegebenen Stimmen vor der ÖVP mit 37,19 Prozent. [Quelle]

Im Jahr 2010 auch der Auftakt jener erklärten Reformpartnerschaft von ÖVP und SPÖ, die sich 2015 in einer steirischen Gemeindestrukturreform einlösen sollte. So kam es schließlich. „Die beiden großen Regierungsparteien haben sich 2010 zu einer Reformpartnerschaft für die Steiermark entschlossen. Sie haben darin die Bereitschaft bekundet, gemeinsam die notwendigen Reformschritte für eine zukunftsfähige Steiermark zu setzen. Diese Politik im Interesse der Steiermark führt auch Änderungen in den Strukturen herbei.“ So die Einleitung der offiziellen Informationsbroschüre „Die neue Steiermark ab 2015 Reformen für eine gute Zukunft“ (Amt der Steiermärkischen Landesregierung).

Die daraus folgenden Gemeindezusammenlegungen brachte eine Menge Unruhe in die Region, lösten so manchen Streit aus, sorgten hinter den Kulissen der Politik für heftige Ereignisse. Die Kleinregion Gleisdorf wurde davon sicher tiefer erschüttert, als die PR-Arbeit der Parteien sichtbar werden ließ.


Im Jahr 2011 habe ich notiert: „Als Kulturschaffender vermisse ich natürlich, daß ein fulminantes Einbrechen der Kulturbudgets (cirka minus 75 Prozent!) überhaupt kein Thema ist, daß also der Kulturausschuß seinem Kulturreferenten hier keine Frage mit auf den Weg gegeben hat.“ Siehe die ganze Notiz: [Link] Kulturbudget in Gleisdorf rund minus 75 Prozent!

Überdies sprach ich zum Status quo mit dem Gleisdorfer Architekten Winfried Lechner und dem damaligen Weizer Bürgermeister Helmut Kienreich.
+) Lechner: Kleinkariert oder groß gemustert? (Stadtentwicklung ist nichts für Weicheier)
+) Kienreich: Kooperation ist zu wenig (Über die Zukunft im Bezirk Weiz)

Dieses Jahr 2011 war aber von weit größeren Kräftespielen zügig durchwirkt. Der Bürgerkrieg in Syrien begann auf die ganze Welt einzuwirken, weil er enorme Menschenmassen in Bewegung setzte.

Ein Weilchen später, mitten in unseren regionalen Anpassungsprozessen und lokalen Geplänkeln kam ein Satz von Deutschlands Bundeskanzlerin Angela Merkel: „Wir schaffen das!“ (Diese Worte fielen bei einer Pressekonferenz am 31. August 2015.)

Damit ist der Höhepunkt einer Flüchtlingskrise gekennzeichnet, die sich über einige Jahre aufgebaut hatte. Wie sehr das den Rechtsruck Europas beförderte und unsere Politik veränderte, muß ich hier nicht vortragen.

Vom 18. Dezember 2017 bis zum 28. Mai 2019 regierte eine Koalition von ÖVP und FPÖ. Bundeskanzler Sebastian Kurz hatte Hace Strache als FP-Vize, Herbert Kickl (FP) war Innenminister. Die Details: [Link]

Das waren keine friedlichen Jahre. Wenn man nun einige Puzzlestücke zusammensetzt, macht der Rückblick geradezu verblüffend anschaulich, was sich da 2010 bis 2020 und wie es sich zusammengebraut hat.

-- [Kulturpolitik] [Ab August 2020] --

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