25. November 2018 Der Woaz.
Also Mais. Und daher auch, wie kürzlich erwähnt,
weißer Maisgrieß, den ich bisher nicht kannte. (Grieß und Gries sind zweierlei!)
Rückblickend, wie schon angedeutet, diese historische Härte: Breie und Suppen als
hauptsächlich verfügbare Speisen der subalternen Schichten über unzählige
Generationen.
Darüber staune ich in meiner Küche so vor mich hin. Wie
es einst gewesen ist, in jener guten alten Zeit der Werte des Abendlandes, die
nun seit Jahren hymnisch besungen werden. Der so haltbare getrocknete Mais als bedeutende
Nahrungsreserve, um durch den Winter zu kommen. Das mag man sich heute gar nicht
vorstellen. Kurze Tage, viel Dunkelheit und Kälte, dazu Tag für Tag Polenta.
Außerdem die nie verstummende Sorge, wie man die Vorräte vor Feuer und Nagern schützt
(Stichwort Troadkasten).
Ich hab es etwas nobler angelegt und mit dem weißen
Maisgrieß einige Parmesan-Stücke verkocht. Selbst damit scheint mir, daß dieser Brei
milder schmeckt als der vom gelben Grieß. (Dazu saure Milch.) Es hat nun schon geraume
Zeit dunkle Tage, weil die Wolkendecke nicht aufreißen mag. Da hocke ich über tausend
Blättern und darf mich darüber freuen, daß wesentliche Archivbestände digitalisiert
und im Web abrufbar sind.
So etwa Sitzungsprotokolle aus dem österreichischen
Parlament, sogar aus den 1960er Jahren. Da suche ich nach Passagen, wie etwa: "Wir
haben damals gesagt: Jawohl, wir machen diesen Schritt, wir steigen vom Chevrolet auf den
Jeep um!, oder, wie Kollege Hobl heute gemeint hat, in österreichischer Terminologie vom
Steyr Fiat auf den Puch Haflinger oder so etwas. Wir machen das ganz bewußt, meine Damen
und Herren." (Donnerstag, 24. Feber 1977)
Auf der anderen Seite kündigt Google das Buch
schon an, dabei bin ich bisher noch mitten in den Recherchen. Das sind Internet-Kuriosa,
über die ich derzeit nicht weiter nachdenken werden. Im Kernbereich sind für mich
übrigens nach wie vor hohe Stapel von Büchern relevant. Literaturlisten ergeben dabei
quasi Landkarten der Bedeutung. Die Liste zum Haflinger-Buch liegt hier:
[link]
Ansonsten ist diese Zeit ohne Überraschungen. Das halte
ich manchmal für die gute Nachricht. Ich liebe derzeit die Stille. Und ich mag den Blick
auf unspektakuläre Dinge gerichtet halten. Das Sensationsfreie ist gelegentlich wie eine
alte Ikone: Platzhalterschaft für etwas Dahinterliegendes.
Es gibt so eine unaufgeregte Magie, die manchmal durch den
Tag schimmert. So hab ich kürzlich einem Busfahrer zugesehen, der ein paar wesentliche
Schritte tat, die weitgehend unbemerkt blieben. Ich hab das als Notiz hier deponiert:
"Postbus" (Eine beiläufige Episode)
Die ferne Nervensäge hat auch noch nicht ganz aufgegeben,
mir ihre verschrobene Sympathie mitzuteilen: "Vorsicht, armer, kranker, alternder
m.k." Die Warnungen werden inzwischen milder. Manches davon fast poetisch: "Alles
was Du von Dir gibt klingt falsch!" Das erscheint inzwischen ja wesentlich
moderater als jenes "Hoer sofort auf damit, sonst mache ich Dich zur schnecke ...
" Die Metapher ist mir übrigens seit jeher unklar. Ich vermute, das Angedrohte
liegt irgendwo zwischen zusammenfalten und zusammenstauchen. Das ist
physischer, anschaulicher.
Der Eintrag im Wiktionary besagt: "mittelhochdeutsch:
snecke, snegge, ahd. sneggo, sleggo (jeweils noch maskulin, vgl. nhd. der Schneck).
Wahrscheinlich verwandt mit ahd. snahhan kriechen (vgl. Schnake)".
Na, da wird es nun physisch, anschaulich. Vielleicht meint die Nachricht als: jemanden
kriechend machen. Hat sich in meiner Biographie zwar noch nicht ergeben, wäre aber
eventuell eine aufschlußreiche Erfahrung... |