17. Juni 2018

Letztens der Heck-Check in Markt Hartmannsdorf, siehe: [link] Diesmal ein Sprung nach Thannhausen und mein Interesse an weiteren Heck-Details. Genauer: Flossen und was daraus wurde. Es ist immer ein wenig nervig, amerikanische Fullsizer dieser Ära richtig zuzuordnen. So viele Varianten in überschaubaren Zeitfenstern, oft schon zum folgenden Jahreswechsel die nächste Modellversion... Und dann auch noch ganz unterschiedliche Coachworks. (Ja, es nervt etwas.)

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Diese Riesenflossen gehören nach meiner Mutmaßung einem 1958er Cadillac Sedan de Ville. (Die C-Säule hat es verraten!) Standard-Vermessung des Autos frei nach David Staretz: Wenn du herüben einsteigst und drüben aussteigst, bist du schon angekommen. In Europa gab es solche Leitwerke bei Serienfahrzeugen nicht, obwohl das Flossenmotiv manchen Designern verlockend erschien.

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Ich fand in Thannhausen heute zwei Belege für die hiesige Tendenz, Heckleuchten in Richtung Heckflossen zu zerren. Der Triumph Herald wurde 1959 bis 1971 gebaut und zeigt ein verhalten kühnes Detail, das heutzutage vermutlich keine Genehmigung mehr erhalten würde, weil sicher jemand die Überzeugung einbrächte, man könnte damit beim Reversieren versehentlich einen Passanten erdolchen. Das Design schuf übrigens Giovanni Michelotti, der auch den BMW 700 gestaltet hat.

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Aus jener Zeit kommt auch der DKW Junior, wie er 1959 bis 1963 produziert wurde. Die Three Box Ponton-Karosse bekam vom Klaus Dienst einen Anflug von Heckflossen verpaßt. Bei derlei Platzgestaltung im Heckbereich würde ich in jedem dieser drei Fälle gerne einmal sehen, was uns der Windkanal da an Strömungs-Sensationen zeigt. Ich vermute, an diesen Hintern tanzen die Luftwirbel wie verrückt.

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Mit jener Ära hatte Designer Claus Luthe abgeschlossen, als er den NSU Ro 80 entwarf, der 1967 bis 1977 gebaut wurde. Es muß damals ziemlich aufregend gewesen sein, derlei Verspieltheit einfach wegzuwischen. Außerdem war dieser NSU mit dem Wankelmotor nicht nur in der Formgebung wegweisend, sondern auch technische Avantgarde. Er war allerdings nicht er erste Serien-Wankel.

Sein unmittelbarer Vorläufer ist übrigens heute auch auf dem Set gewesen, der zarte NSU Wankel-Spider aus der Zeit von 1964-67, eine Rarität. Luthe war übrigens für ein weiteres rares Beispiel der Entwicklung einer neuen Formensprache der Autos verantwortlich. Zu meinem Glück stand der VW K 70 heute ebenfalls auf den Wiesen von Thannhausen. Den bekam man die letzten Jahrzehnte bei uns so gut wir gar nicht zu sehen. Er wurde 1970 bis 1975 gebaut.

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Nach diesem VW K 70 tut sich die Ära der Serien-Keile auf. Giorgetto Giugiaro schuf für 1974 den Einser-Golf, der einen Seitenblick zum Audi 50 lohnt. Die kantige Linienführung hatte aber 1973 schon der VW Passat gezeigt, der vom Audi 80 herkam.

Es wird übrigens der Ro 80 gerne als Initiatlereignis der Keilform hervorgehoben. Da empfehle ich gerne, sich etwa den Renault 16 von 1965 anzusehen, der also älter ist. Der Ro 80 ist nicht halb so viel Keil und wohl nur mit einem Bruchteil der gebauten Einheiten verbreitet. Aber ich sehe weit öfter eine Ro 80 als einen R16. (Gut, das wäre vielleicht in Frankreich anders.)

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