9. Oktober 2017 Die Mitbewerber. Solche dummdreisten
Sprachregelungen, wo Konkurrenten gemeint sind, beleidigen nicht bloß meine
Intelligenz, selbst wenn ich gerade im Zustand der Volltrunkenheit wäre, sie legen auch
den Heuchler offen, dem ich meine zentrale Frage für solche Fälle gar nicht erst zu
stellen brauche: "Haben Sie gute Absichten?"
Wer gute Absichten hat, erspart sich, mir und
überhaupt allen, die zuhören möchten, solches Geschwurbel und spricht auf eine Art, die
mich annehmen läßt, daß Denken, Sprechen und Tun sich halbwegs ausgewogen zueinander
verhalten.
War das jetzt so schwierig? Also bitte keinen
Agentur-Jargon und keine psychomechanischen Eleganzversuche, keine erkennbare Heuchelei
und keine Ansagen, die deutlich machen, daß etwas an den Haaren herbeigezogen wurde.
Mich interessiert auch nichts, was mir Leute
aus Politik und Verwaltung über ihre Konkurrenz von jeweils anderen Parteien erzählen.
In dieser Frage setze ich ausschließlich auf versiertes journalistisches Personal, an das
sich bitte auch Politikerinnen und Politiker wenden mögen, falls sie mir etwas mitteilen
möchten.
Ich habe letztens
schon erwähnt, daß ich mich nun ein wenig auf den regionalen Wahlkampf konzentrieren
möchte, ausgehend von Druckwerken, die mich zuhause erreichen. Da war die FPÖ am
schnellsten, hinterließ mir zwei verschiedene Ausgaben von "Wir Steirer",
die zweite davon lokal abgestimmt.
Die Headline hat keinerlei Relevanz, was nun
die dringendsten Fragen Österreichs betrifft, zu denen der FP wieder einmal gar nichts
einfällt. Was der Gleisdorfer Bürgermeister tut oder unterläßt, werde ich auch ohne
Hilfe der Vaterländischen überdenken können, das sollte bis zur nächsten
Gemeinderatswahl zu klären sein. Nun also zur Nationalratswahl und zur Zukunft
Österreichs. Was bietet die zweite Seite des Blattes?
+) Gedanken zur Wahlauseinandersetzung (irrelevant!)
+) Herzlichen Glückwunsch zum 80. Geburtstag (irrlevant!)
Die dritte Seite?
+) FPÖ Sonnwendfeier (irrelevant!)
+) Matchballspende und Ankick durch den FP-Stadtrat (irrelevant!)
+) Jetzt Mitglied werden (irrelevant!)
Hoffen wir also auf die vierte Seite. Da
möchte Strache die "Islamisierung" stoppen. Welche Islamisierung? Was
zittert da schon wieder der in unserer Kultur und Geschichte so kenntnisreiche Christ vor
den paar Auffälligen und Radikalen unter den vielen Muslimen, die ihren Glauben ganz
privat und in gebotener Glaubensfreiheit leben? Ich habe da einen Tip für unsere Vaterländischen.
Sehen Sie sich in unserer Gegend um! Das Christentum zeigt sich im öffentlichen Raum so
still wie überdeutlich. Ist es Ihnen je aufgefallen? |
|
Mit Hunderten, wenn nicht
Tausenden Flur- und Kleindenkmälern, mit Wegkreuzen und Bildstöcken an Straßenrändern,
auf Feldern und Wiesen, in privaten Gärten äußert sich der Katholizismus. Das sind
mehrheitlich keine Bauten der Kirche, sondern für gewöhnlich familiäre Aktivitäten.
Ein Beispiel vom heutigen Tag. Ich war auf dem
Weg zur Autobahnauffahrt. Da steht in einem Ludersdorfer Garten ein frisches Kreuz, das
eine alte, vom Wetter gezeichnete Statue trägt. Es hat demnach eine Vorgeschichte. Wenn
Sie erst einmal darauf achten, werden Sie bemerken, das in dieser Gegend das Christentum
auf keinen Parteichef angewiesen ist, der anlaßbezogen mit einem weißen Kreuz
herumwachelt, während er gerade wieder, auf Muslime blickend, beteuert, Religion und
Staat mögen getrennt sein.
Als ich von Graz zurückkam, hatte ich in
Wetzawinkel zu tun, wo ich am 11. November eine Ausstellung zum Thema Mythos Puch
[link] eröffnen werde.
Hat man Gleisdorf hinter sich, findet man auf der ansteigenden Strecke ein freies
Wiesenstück vor einer Wald-Passage. Dort steht ein üppig ausgestattetes Flurdenkmal.
Eine Mischung aus Kapellenbildstock und Laubenkapelle.
Falls Sie je in der Gegend sind, sehen Sie auf
der Rückwand nach, dort ist eine bewegende Episode zur Geschichte dieses Ortes notiert.
Nein, ich kann in der Region keinerlei Hinweise auf eine Islamisierung entdecken,
weshalb die Seite vier des FPÖ-Blattes vergeudet ist. Was also hat hier die FP zu den
akuten Fragen, Problemen und Themen Österreichs beizutragen? Nichts.
Bei der Gelegenheit noch ein kleiner Hinweis
für die Gefolgsleute dieser Partei, denen man sich gerade wieder auf Plakaten, Posters
und in Drucksorten als "Soziale Heimatpartei" empfiehlt. Die Heimat
ist bei uns traditionell nie ein Land gewesen, wofür nämlich ganz gerne der Begriff Vaterland
verwendet wird.
Man kann es heute noch von Leuten in meiner
Gegend hören, von Menschen, die aus der agrarischen Welt stammen: das Hoamatl
ist vor allem einmal das Geburtshaus, die Wirtschaft, von der man stammt. Heimat
kann dann noch der Ort sein, dem man zugehört, ein Tal, ein Landstrich, vielleicht eine
Region, aber Österreich, der Staat, das Land Österreich ist mit Heimat
eigentlich nicht brauchbar zu benennen.
Wer sich also auf unsere Kultur, unsere
Identität, unsere Geschichte beruft, sollte aus entsprechender Kenntnis einen Hauch an
Selbstbewußtsein beziehen können, das einem zumindest nützt, sich nicht so viel und oft
vor Menschen aus anderen Regionen zu fürchten. Fazit: Das wahlkämpfende
Verhalten äußert sich als wahldämpfender Denkprozeß...
-- [Kunstsymposion: Politik]
-- |