7. August 2017In Spielfilmen sieht man es noch. Von Europa bis Amerika gab es ein Leben auf
den Straßen, wo die Wohnungen zu wenig Platz und Annehmlichkeiten boten, teils auch
Kellerlöcher waren. Wenn Billy Joel über "Scenes From An Italian
Restaurant" singt, wird es anschaulich. Randy Crawford thematisiert in "Streetlife" die
Rollenspiele der Menschen auf den Straßen. ("I play the streetlife, because
there's no place I can go / Streetlife, it's the only life I know / Streetlife, and
there's a thousand parts to play...")
In Fellinis "Roma" (1972) gibt es diese
phänomenale Sequenz über die Straßenlokale links und rechts einer Straßenbahnlinie, in
heutiger Zeit undenkbar, wo alles Streetlife vor dem Verkehr zurückweichen muß
und die Straßenverkehrsordnung die Dinge entsprechend regelt.
Aus unseren Dörfern wird erzählt, daß es dieses
Straßenleben seinerzeit auch gegeben hat. Gut eingeführte Gemeinschaftserlebnisse im
öffentlichen Raum. Mancherorts wird es hierzulande so noch vorkommen. Auf dem Balkan ist
es weit präsenter. Ich hab vor zehn Jahren in einem Projekt das Divanisieren zum
Thema gemacht: "Next Code: Divan".
Da hieß es: Wenn die alte Dame sagte idem na
divan, Ich gehe nach Divan, dann bedeutete das: Ich bin heute mit
meinem Tagwerk fertig, ihr braucht euch nicht mehr nach mir umzusehen. Sie nahm
danach ihren Hocker und ging hinaus auf die Straße, um ihre Freundinnen zu treffen, die
sich an der vertrauten Stelle ebenfalls mit ihren kleinen Sitzmöbeln einfanden. Es
heißt, daß die Frauen meist Divan sitzen, während die Männer Divan
stehen. [Quelle]
Meine Wohnung liegt exponiert unterm Dach des Hauses,
wodurch in den letzten Tagen überaus deutlich wurde, was Sommer bedeuten kann.
Also nachts runter auf die Straße, hier ein Brunnen, da die breite Treppe, der
Weinkühler aus Stahl ist für die Straße gut geeignet, die späte Stunde a la Billy Joel
... "A bottle of red, a bottle of white / It all depends upon your
appetite..."
Anderntags eine spezielle Situation. Seit 2014 begleite ich
die Arbeit an einem raren Fahrzeug, dem Renn-Haflinger von Hans Weingartmann: [link]
Manfred Haslinger und Fredi Thaler haben dieses Unikat mit dem originalen Puch
Vierzylinder Boxer wieder auf Stand gebracht, verfeinert, außerdem gedrosselt.
Derzeit wirken im Heck bloß noch rund 100 PS. Damit kann man Porschefahrer in die
Depression treiben. Hier die Projekt-Übersicht im Web: [link]
Ich lauschte den Anweisungen: Zuerst den rechten Fuß
hinein, dann, Halt!, nicht den Hintern, sondern den Kopf, danach den Rest. Sonst besteht
die Gefahr, sich in der Hütte zu verkeilen. Das handliche Unikat hatte gestern sein Debut
beim Treffen am Schelchenberg, wo allerdings weit mondäneres Alteisen dominiert
hat.
Dabei bilden sich dann Nischenmomente, wo sich jene Leute
über aktuelle Angelegenheiten verständigen, die selbst an Fahrzeugen schrauben. Die
Szene hat nun in der Steiermark einen großen Teil ihrer sommerlichen Conventions
absolviert. Da verzahnen sich stets ganz verschiedene Kreise. Wo das Set vom Trabant
600 bis zum McLaren MP4-12C reicht (beide nicht gerade leise), sind höchst
unterschiedliche Milieus auf der selben Wiese zugange.
Ein Themengewirr, das an manchen Punkten geordnet werden
möchte. Aber nun zu anderen Dingen. Derweil verdichtet sich die Komplexität der
Teamsituation rund um das heurige Kunstsymposion: [link] Ein Teil der Welt
voller Überraschungen...
-- [Vom Pferd zum Sattelschlepper] -- |