8. Juli 2017 In der
Sommerhitze des Tages bewege ich mich vorzugsweise langsam. Ich bin froh, unter dieser
Sonne kein Auto lenken zu müssen und freue mich dauernd auf den nächsten kühlen Drink.
Freilich haben nicht alle einen Job, der solche Dispositionen zuläßt. Als Bewohner des
Stadtzentrums kommt mir übrigens jegliche öffentliche Musikaufführung zugute.
Das versuche ich zu ignorieren, wenn mir beispielsweise
längst nach Mitternacht ein Hadern von Uriah Heep zufliegt. Auch "I
wüü haam noch Fürstenfeld" vermag mich heute nicht mehr zu Tränen zu
rühren. Aber was ich da vorhin gegen zwölf Uhr mittags sah, eine breit aufgestellte
lateinamerikanische Combo, war in der Perfomance ziemlich beeindruckend.
Meine Nachbarin empfahl mir wegen der Hitze das Freibad.
Für solche Menschenmengen bin ich nicht mehr adaptierbar. Zwischen den Drinks nun ein
Kübel Kaffee und das Durchsehen einiger Dinge, die ich von meinen letzten
Auswärtsgängen mitgebracht habe. Jede Fahrt eine Expedition. So jüngst im Zug nach
Graz, wobei ich allerdings unübersehbar einer verstaubten Art angehöre.
Es war der letzte Schultag vor dem Sommer, also viel junges
Volk unterwegs, allesamt verkabelt und ich der Einzige im Waggon mit einem Buch in der
Hand. Nein, ich beklage das nicht, Kulturpessimismus überlasse ich gerne anderen. Ich
bestaune aber diesen Kontrast sowie die Adaptionsleistungen. (Ich kann Kabel in den Ohren
nicht ausstehen.)
Ich hab dann zum Beispiel einen Packen alter Photos aus dem
Puchwerk bekommen, manche davon, wie man von Youngster hören kann, mit Hitler-Logo.
Diese Wortwahl mag amüsant erscheinen, ist aber äußerst treffend. Hitler liebte die
Legende, er selbst habe das Hakenkreuz als Symbol für seine Rabauken eingeführt. Logo
trifft zu.
Oder diese "Provisorische Betriebsanleitung" eines
Fahrzeuges, das meiner Kenntnis nach in keiner gängigen Publikation über die Steyr-Daimler-Puch
AG dokumentiert ist. Wäre zu erörtern, warum etwas, das nach Schildkröte aussieht,
auch Schildkröte heißen muß.
Zu diesem "selbstfahrenden Panzerziel"
gehören Netze aus 5 mm dicker Grilonschnur (also Perlon), die dem
Beschuß mit der UG 58, einer Übungsgranate, standhalten könne. Weit friedlicher das
originale Schachterl, in dem ein Spezialwerkzeug (Auszieher 905.6.33.105.0)
steckt, was mich freut, auch wennb es in meinem Besitz nichts gibt, worauf sich dieses
Teil anwenden ließe.
Triviale Stoffe. Geschichtsträchtiges. Marginales.
Dazwischen notwendigerweise ein wenig Reflexions-Angelegenheiten, etwa: "Das
(Kultur-) Politische" [link] Die Fragen nach Bedingungen der Kulturpolitik und nach den
Kriterien von Kunst sind bei uns so beliebt, als wohnten wir im Herzen von Nordkorea. Aber
zurück zu einigen greifbaren Dingen.
Es muß angenommen werden, daß kaum jemand die Prototypen
des Steyr-Puch Haflinger kennt. Mir sind keine Publikationen bekannt, die uns
diese Fahrzeuge zeigen. Es gibt freilich nach wie vor allerhand Türen und Gänge zu
meinem anderen Atlantis, wo die Artefakte des versunkenen Kontinents noch
erhalten sind.
Was ich bei gelegentlichen Zugängen sehen
darf, ist immer wieder verblüffend. Ich darf verraten, daß die Restaurierungs-Arbeit an
diesem Fahrzeug schon begonnen hat, genauer: die Klärung der Details fehlender Bleche.
2018 wird ein Jubiläum zu feiern sein. Bis dahin ist Zeit, den Proto-Hafi auf
Stand zu bringen.
-- [Howl: Wegmarke] -- |