4. Juli 2017

Kürzlich fiel mir ein, daß ich vor vielen Jahren eine Band gehört habe, deren Sound mir nicht mehr erinnerlich ist, aber ihr Name: Hüsker Dü. So etwas ist heute im Web leicht nachzuschlagen. In den 1980ern hätte ich Leute anrufen müssen, von denen ich annehmen durfte, daß sie sich in diesem Genre auskennen.

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Nun erfahre ich, was diese Leute bei uns damals vermutlich nicht gewußt hätten, daß sich der Bandname passenderweise von der Frage "Husker Du?" ableitet, was im Dänischen und Norwegischen „Erinnerst du dich?“ bedeutet. Noch weiter im Dunkel meiner Jahre liegt die Gruppe Amon Düül. Was für Namen das waren! Damit ist mein Erinnern auch gleich beim etwas skurrilen Song "Spoon" von der Gruppe Can. Das hat mich stets also Wortkombination sehr angesprochen: Spoon-Can.

Wesentlich sensationeller fand ich freilich die Flipside der Single mit dem Songtitel "Shikako Maru Ten", weil mir klar schien, so müsse ein Raumkreuzer für interstellare Flüge heißen. Das ist übrigens etwas, wovon wir heute in den Filmen immer mehr zu sehen bekommen. Kolonisten im Weltall. Sehr lange Reisen. Diese großen Systeme auf den unvorstellbar weiten Strecken, wo ein Summen von Aggregaten und Knacken in den Spanten von tiefer Stille umhüllt ist.

Es ist eine eigentümliche Schönheit in dieser Schweigsamkeit des Langstreckentransfers, nur eine hauchdünne Schicht von all dieser Kälte entfernt, in dieser kindlichen Zuversicht. Eine eigentümliche Absage an die überbordende Geschwätzigkeit. In solchen Zuständen werden Gedichte geschrieben.

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Wie irritierend, daß sich so viel Geschwätzigkeit und erregtes Lächeln heute der Poesie zuschreiben möchte, zu der es so sehr im Widerspruch steht. Es gibt offenbar in diesen Gassen dann auch sowas wie visuelles Geschnatter.

Aber ich hab mich derzeit ohnehin lärmenderen Angelegenheiten zu widmen. Wir haben gerade ein LEADER Kulturprojekt abgeschlossen, das eine ganze Reihe von Klarheiten auf den Tisch gebracht hat: [link] Damit ist die Markierung beim Genre Volkskultur einigermaßen deutlich geworden. Daß hier die Linie nun über Popkultur zur Gegenwartskunst führen soll, mag schon deutlich geworden sein.

Es geht um Kohärenz. Wie hängt das alles zusammen und wie wirkt das alles aufeinander ein? Dabei die Ambition, mit meiner lebhaften Reisegesellschaft zugleich in der Praxis und auf der Metaebene unterwegs zu sein. Das ist eine aufregende Option, quasi in einer gepflegten Zerrissenheit zu arbeiten.

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Hier ein Teil dieser Reisegesellschaft, von links der Unternehmer Ewald Ulrich, der Wissenschafter Hermann Maurer und die Linguistin Ursula Glaeser. Das Kunst Ost-Prinzip, in der Arbeit die Genres Kunst, Wirtschaft und Wissenschaft in ein Wechselspiel zu bringen, hat sich inzwischen ja solide etablieren lassen.

Momentan kristallisiert sich dabei ein nächster Schwerpunkt zum Themenkomplex Mobilitätsgeschichte heraus. Da wäre vor allem "Vom Pferd zum Sattelschlepper" am Start: [link] Das korrespondiert mit Aktivitäten in der Schreibstube zum Projekt "Mensch und Maschine". Derzeit schreibe ich gemeinsam mit Volkskundler Günther Jontes und Informatiker Hermann Maurer an einer einschlägigen Gesamtschau mit Steiermark-Schwerpunkt.

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Siehe dazu: "Lesen, lesen, lesen!": [link] Dieses intensive Lesen, eine notwendige Rückbindung an die Quellen, damit der ganze Faktenkram einer Prüfung standhält, wühlt allerhand Zusammenhänge auf. Das macht sich derzeit besonders auf der anderen Baustelle bemerkbar, bezüglich der Popkultur. Heute, wo das alles längst Gegenstand wissenschaftlicher Arbeiten wurde, bin ich stellenweise verblüfft, welche Verknüpfungen da an meiner eigenen Biographie erkennbar werden. Siehe dazu aktuell: "Die 1980er" [link]

So geht es natürlich auch geschmeidig in die Details des kommenden Kunstsymposions, wo nun Ulrich und Maurer sehr aktiv geworden sind, den "Einser-Block" zu konkretisieren: [link] Damit hat das inzwischen eine sehr feine Dimension der Best Practice in einer kollektiven Wissens- und Kulturarbeit.

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