18. Mai 2017 Es gibt
auf dem Boulevard Momente, die mir unwiderstehlich erscheinen. Gestern kam es
dazu. Der nackte Mann und sein Tod im Feuer. Das hat auf der Größe einer Briefmarke die
Dimension einer griechischen Tragödie und gibt mir ein Gefühl, nun weiß ich überhaupt
nicht mehr, ob sich mir in diesen wenigen Worten Klarheit der Conditio humana
auftut oder ob sich darin Mysterien menschlichen Daseins verbergen.
(Quelle: Kleine Zeitung)
Dann war da gestern die Entdeckung, daß es im Englischen
das "leitmotif" als Lehnwort für das Leitmotiv gibt, was mich
einmal mehr überrascht, da doch Sprache so sehr als Hinweis für ethische Zusammenhänge
verstanden wird, quasi als ein eingrenzendes System. Aber sie ereignet sich eben auch auf
solche Arten.
"There are three tasks that most mature adults
have sort of figured out by the time they hit 25. Trump has mastered none of them.
Immaturity is becoming the dominant note of his presidency, lack of self-control his
leitmotif."
Das schrieb David Brooks in The New York Times
unter "When the World Is Led by a Child" [Quelle] Der Artikel ist übrigens mit diesem Link verstehen: "Leer
en español" = "In Spanisch lesen", auf daß man vermutlich auch in
Mexiko für das Nachdenken über Donald Turmp gut gerüstet sei.
Sprache und Ethnos. Das kam gestern in
einer kleinen Debatte auf einem geräumigen Balkon in Graz zur Sprache. Heimo Müller (Blogmobil)
erzählte von einer Aufgabenstellung bei der Erfassung genetischer Daten und von den
Problemen, dabei ethnische Kategorien zu definieren, um die Proben angemessen zu
ordnen.
Ursula Glaeser (Kultur Büro Stainz) hatte bei
ihrer Arbeit mit Roma die Erfahrung gemacht, daß Ethnos eine äußerst
fragile Kategorie ist. Den Begriff der Rasse hatten wir auch auf dem Tisch. Da
besteht gesamt noch einiger Klärungsbedarf. Wir können uns eigentlich keine
Schlampereien leisten, um Ethnos und Bios gegeneinander abzugrenzen.
(Quelle: Viktor von Geramb: "Um
Österreichs Volkskultur")
Das beschäftigt uns unter anderem rund um einige
Projektschritte, zu denen auch eine weitere Walking Conference von Glaeser
gehört. Ich habe hier einen der renommiertesten Volkskundler Österreichs zitiert, der
noch heute großes Ansehen genießt.
Geramb hatte sein Nachdenken über die "Mutter
Heimat" und den "Mutterboden nationaler Kulturen" im Jahr
1946, also zu Kriegsende, im Salzburger Otto Müller Verlag "under Miltitary
Government Information" publiziert.
Er hinterließ uns interessante Kriterien zur Betrachtung
von Volkskultur, wie sie bestimmt heute noch populär sind und ihre Anhängerschaft haben.
Genau diese Ausführungen helfen uns dabei, eine Vorstellung zu bekommen, wie es geradezu
ein Schock gewesen sein dürfte, als bald darauf, in den 1950ern, Wissenschafter wie
Hermann Bausinger oder Dieter Kramer mit ihren Arbeiten bei uns aufschlugen.
Das paßt übrigens auch zu meinem gestrigen Besuch bei
Herbert Walser (rechts), zuständig für die Lehrwerkstätten von Magna Steyr,
wobei ich die Altmeister Fredi Thaler (Mitte) und Manfred Haslinger (links) zur Seite
hatte; siehe dazu auch "Puch Haslinger" [link]
Ich bin in der Sache auf der Spur von Kompetenzen, welche
ich unter "Die Ehre des Handwerks" gebündelt wissen möchte, wobei
aber jener esoterische Obskurantismus, mit dem sich etwa Geramb in Sachen Volkskultur
stellenweise hervortut, fatal wäre.
Was ich bisher mit dem sehr unscharfen Begriff "Industrie
4.0" bezeichnet habe, um die Vierte Industrielle Revolution zu
markieren, bezeichnen die Profis bei Magna ganz unaufgeregt "Smart
Factory". Eine Entwicklung, in der heute ein enormer Bedarf an Mechatronikern
[link] deutlich
wird, da die mehr und mehr automatisierten Anlagen in Schuß gehalten werden müssen.
Eine Berufsbezeichnung, von der ich annehmen muß, daß sie
noch nicht in den allgemeinen Sprachgebrauch eingegangen ist. Das sind einige der
Bezugspunkte, innerhalb deren ich das heurige Kunstsymposion [link] festgemacht habe, in
dessen Inneren dieser Themen-Triptychon verschraubt ist:
Volkskultur, Popkultur,
Gegenwartskunst
Dabei haben Glaeser [link] und
Müller [link]
eigene Positionen übernommen, die sie jeweils in einer "autonomen
Ortsformation" entwickeln. Das ist ein Modus, den ich noch verfeinern möchte,
wo er mir angemessen erscheint, um in einer Art der kollektiven Kulturarbeit große
Themenstellungen zu bewältigen.
-- [Jede Menge Vokskultur] --
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