12. Februar 2017 Kürzlich
hab ich für meine Miniaturensammlung den traurigen Universal-Bürgerkäfig entdeckt, das
einzige Modellauto mit serienmäßigem Blechschaden; wenn ich vom Sarajevo-Wagen
absehe, der in 1:43 bei mir eingeparkt ist und Attentatsspuren trägt.
US-Konzern Mattel hat die markenlose
Stufenheck-Limousine der Famile Simpson auf den Markt gebracht. Zeichner Matt
Groening wollte dem blassen Sedan keine elegante Linienführung zukommen lassen.
Es ist im Grunde eine häßliche Karre, die sich nun gut in meine Sammlung einfügt.
Graphic Novels. Automobile. Das bringt mich zu Chris
Scheuer, der sich unter anderem dem Thema Steyr-Puch 500 widmet. Das Grundmotiv
seiner diesbezüglichen Arbeit ist schon da, aber noch nicht freigegeben; siehe: [link] Das dreht sich um
ein Leitfossil der österreichischen Volksmotorisierung.
Die Autoindustrie. Ich ließ mir kürzlich erklären, daß BMW
der größte Automobilexporteur der Vereinigten Staaten sei. Wenn also Donald Trump
derzeit gegen deutsche Autos herzieht und sich eine nationale Wirtschaft erträumt, die
sich abschotten ließe, dann hat ihm anscheinend noch niemand verraten, daß das größte BMW-Werk
der Welt nicht in Bayern steht, sondern in seinem Land.
Protektionismus ist eben trügerisch. Wenn Trump meint, es
müßten eigentlich mehr Chevrolets vor deutschen Häusern stehen, dann hat ihm
vermutlich noch niemand erzählt, daß dafür sehr viele Opel in Deutschland
laufen, daß Opel zu General Motors gehört; und zwar seit 1929. (Weiß
er außerdem von den koreanischen Chevrolets?)
Da könnte man nun so weiter machen. Wie viele
amerikanische Produkte werden beispielsweise in China hergestellt und würden durch die
derzeit herausgekrähten "Schutzmaßnahmen" der amerikanischen
Ökonomie teurer werden, also an Konkurrenzfähigkeit einbüßen? Keine besonders schlaue
Idee.
Ich verzichte auf weitere Beispiel und staune, daß der
mächtigste Präsident der Welt offenbar gerade einmal so schlau ist, wie eine Garnitur
von Politikern der FPÖ, die mit ihrem "Österreich zuerst!" zwar für
Wohlfühlparolen sorgen, welche ihr Publikum finden, aber keine Kenntnis vom Zustand der
Welt zeigen.
Übrigens! Österreich. Und überhaupt. Also etwa unsere Volkskultur.
Wovon ist denn da überhaupt die Rede? Das erkunden wir momentan genauer. Eine erste
Konferenz zum Thema hat unseren Arbeitsansatz etwas präziser werden lassen; siehe dazu: "Konferenz:
Volkskultur" [link]
Wir haben nun jahrelang erlebt, daß vor
allem vaterländische Kräfte das Volk, unsere Kultur und unsere
Identität als Thema vor sich hergetragen haben. Doch was kommt da auf den Punkt?
Wovon handeln diese Behauptungen, dieses Raunen? Hier
ist nun klargestellt, daß diese Themen nicht solchen Leuten überlassen bleiben können,
die sich im Ausposaunen von Slogans und Worthülsen erschöpfen.
Mutmaßlich geht es bei all dem auch darum, die Ruhe zu
bewahren. Das hat übrigens Christian Schachinger gerade sehr anregend und kompakt
zusammengefaßt, als er über ein Konzert von Altmeister Ennio Morricone berichtete.
Meine Generation kann eigentlich nichts mehr verbergen und
auch nichts behaupten, was unüberprüft im Raum stehen bliebe. Wir haben eine Faktenlage
zu verantworten, an der kaum zu rütteln ist. Natürlich müssen nicht alle für alles
einstehen. Ich denke, man darf sich seinen bevorzugten Bereich aussuchen. |
Quelle: Der
Standard v. 10.2.2017 |
-- [Volkskultur 4.0: Eine Positionsbestimmung]
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