9. Oktober 2016 Mein Haus-Patriot hat sich nun von mir abgewandt. Oliver H. war mir
über einige Zeit ein treuer Lehrmeister in vaterländischen Angelegenheiten. Er hatte
sich zwei mal darum bemüht, auf Facebook mit mir verbunden zu sein, wo auch
einige seiner Freunde mir über die Schulter sehen.
Quelle: Facebook, "Österreich
bleibt Rot Weiss Rot", 7.9.2016
Nach dem vorigen
Eintrag ist diese Zuneigung dahin, so auch Oliver H., der mich "blockiert"
hat. Das ist eine Software-Funktion, die ihn meinen Blicken entzieht. Man muß nicht
annehmen, daß er seine Ansichten revidiert hat. Da er aber ohne jeden Humor ist, schon
gar ohne jede Selbstironie, waren ihm wohl unsere wiederkehrenden Tänzchen zu
nervenaufreibend geworden.
Als er mich noch völlig hemmungslos
beschimpfen konnte, da wir für einander auf Facebook sichtbar waren, wußte dieser
österreichische Kulturträger mit dem großen Faible für die amerikanische
Unterhaltungsindustrie mit uns beiden etwas anzufangen. Als er mir dann für meine
veröffentlichten Kommentare gerichtliche Schritte ankündigte, die freilich ausblieben,
wurde es ihm offenbar eng. (Ganz bemerkenswert für Leute, die auffallend oft den begriff Ehre
strapazieren.)
Und nun? Nun ist er weg, bleibt in sich und
zu seinesgleichen zurückgezogen. Was ist erreicht? Es ist erreicht, daß ich einige
Vorhaltungen bekommen habe, mit solchen Leuten meine Zeit zu vergeuden. Es ist erreicht, daß wir uns in einem lebhaften
Kommunikationsprozeß anschauen konnten, was sich bei den Vaterländischen tut,
wenn "unser Kultur", "unser Volk" und "unsere
Werte" zur Sprache kommen.
Es tut sich dabei gar nichts, weil die meisten Vaterländischen,
mit denen ich zu tun habe, nur einen Schwall von Worten vor sich herschieben, deren
Bedeutungen ihnen nicht gerade klar sind.
Mag sein, ich hab meine Zeit vergeudet. Doch nun ist vor
Ort, im Raum Gleisdorf, einige Klarheit hergestellt, wie hohl diese Schützer der
Heimat und des Abendlandes ihr Geschäft betreiben. |
Quelle:
Facebook, "Österreich bleibt
Rot Weiss Rot", 8.7.2016 |
Ich muß mich nicht mit
Behauptungen begnügen, sondern es kann mit Zitaten und Verläufen illustriert werden, wie
sich hier Leute vor der Welt fürchten, vor der Gegenwart fürchten, vor der Zukunft noch
viel mehr, und daher beanspruchen, für diese Welt zu sprechen, wenn sie uns ihre kleinen
Herzen ausschütten.
Wie gerne sie "Wir sind das Volk!"
raunen und ignorieren doch dauernd, was sie meinen. Sie meinen nämlich nicht Demos,
sondern Ethnos; eine kulturelle Gemeinschaft, kein Staatsvolk. Gerade das Kulturelle
ist ihnen aber weitgehend fremd. Es fehlt ihnen an Esprit, an einer eleganten Sprache, sie
lesen ja auch nicht die bewegenden Werke unserer Kultur, sind in diesen Dingen leicht
erkennbar ebenso unerfahren wie in Belangen der Musik, der darstellenden Künste, was auch
immer.
Aus: "De re publica" von
Cicero
Wer sie? Ganz allgemein alle?
Nein, ich meine bloß jene Olivers, die sich bemühen, einem wie mir Kultur beizubringen.
Geschmeidige Hassisten, die es mit Geschichte haben. Apropos Geschichte! Und abendländische
Werte. Der Politiker Cicero lebte vor über zweitausend Jahren. In seinem
grundlegenden Werk über das Gemeinwesen, den Staat (De re publica), macht er
deutlich, wovon der Begriff Volk bezüglich Staatsvolk handelt.
Im Zentrum stehen dabei also Anerkennung
des Rechtes und Gemeinsamkeit des Nutzens. Nun habe ich diverse Olivers so
kennengelernt, daß sie jemanden wie mich als "abgehoben" und
"elitär" denunzieren, weil sie diese Zuschreibungen nicht respektvoll, sondern
abwertend meinen. Natürlich bin ich nicht abgehoben und selbstverständlich würden auch
die Olivers meiner Umgebung solche Texte leicht verstehen, denn das ist doch keine
schwierige Lektüre.
Sie müßten bloß einlösen, was sie
behaupten. Sie müßten bloß etwas Wertschätzung für die abendländische Kultur zeigen.
Sie müßten bloß von derlei Büchern wenigsten einmal gehört haben und sie eventuell
stellenweise lesen, wie sie ja auch angeblich den Koran gelesen haben.
Aus: "De re publica" von
Cicero
Sollte ich annehmen, daß ein Oliver solche
Sprache nicht verstehen könne, ich aber, weil ich so abgehoben und elitär
sei? Mumpitz! An solcher Lektüre kann keiner scheitern, der des Lesens mächtig ist.
Daran hindert einen bloß ein fauler Arsch, nichts sonst, auf dem sich eine geistige
Bequemlichkeit breit macht, in der man sich dann mit Behauptungen begnügen muß, weil man
seine Ansichten nicht begründen kann.
Es ist genau solche geistige Bequemlichkeit,
die letztlich zu einem Obskurantismus führt, wie er auch in Gleisdorf zuhause
ist, wo ich gelegentlich Aufkleber einsammeln konnte, die zum Beispiel Neonazis wie Gerd
Honsik gewidmet sind.
Ich wette, auch der kann nicht über sich
selbst lachen und ist zu keinem geistreichen Streitgespräch in der Lage. Sieht man also
davon ab, daß solche Leute ein schmerzliches Maß an Menschenverachtung repräsentieren,
dann kommt hinzu, daß der Umgang mit ihnen so unerfreulich ist, letztlich lähmend
langweilig, weil sie einem keinerlei interessanten Disput anbieten können.
-- [In der Ebene: Gleisdorf]
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