5. Oktober 2016 Gleisdofs Patrioten sind im öffentlich Diskurs derzeit ganz still geworden.
Im privaten Bereich scheinen sie nichts an Erregung verloren zu haben. Doch sie behelligen
nicht mehr alle Welt mit ihrer Ratlosigkeit gegenüber dem Lauf der Zeit.
Manch einer wird auch begriffen haben, daß er
als kleiner Unternehmer seinem eigenen Geschäft schadet, wenn er als erregter Patriot
exponierte Leute der Stadt via Massenmedium wahllos und zügellos beschimpft, dabei auch
üble Nachrede nicht zu vermeiden weiß.
Haben Sie schon einmal kantige Patrioten
erlebt, die zur Selbstironie fähig wären? Wer sich mit sich selbst nicht
auseinandersetzen darf, braucht andere, denen er in die Schuhe schieben kann, was einem
mißlingt oder wenigstens droht. Nebenbei bemerkt,
die Klage, mit der mir Patriot Oliver H. gedroht hat, bleibt bisher aus. Siehe dazu den
Eintrag vom 24. August 2016: [link]
Ein weiteres Beispiel, daß sich solche Patrioten weder mit
sich noch mit anderen in nützlicher Art kritisch auseinandersetzen können. Dafür bleibt
die geliebte Angst vor einer "Islamisierung Eropas".
Das fügt sich (nach dem Fall der Berliner Mauer) recht
einleuchtend an das Pflegen früherer Feindbilder an. |
Quelle:
Facebook,
"Wir wählen die FPÖ", 27.6.2016 |
Gut, der Antisemitismus kam nie
aus der Mode, eine angebliche "Weltverschwörung der Juden" ist immer
noch unter den Lieblingsthemen von Ängstlichen zu finden. Während des Kalten Krieges
haben sich "Die Roten", "Die Kummerln", also
Kommunisten aller Art als Popanze bewährt, denen wir unterstellten, sie würden unsere
Gesellschaft, unsere Identität, Kultur, schlicht alles zerstören wollen.
Unvergeßlich die Schriftstellerin Andrea
Wolfmayr, wie sie einst im Wahlkampf ihren ungarischen Lebensgefährten vor den Vorhang
zerrte, um zu belegen, daß die erfolgreiche Grazer KPÖ auch nichts andres vorhabe, als
unsere Gesellschaft zu zerstören. Der Mangel an intellektueller Selbstachtung ist also
keineswegs eine Domäne von wenig belesenen Leuten. Und was genau fürchten wir?
Quelle: Der Standard, 8.9.2016
Jüngst erklärten iranische Autoritäten die
Saudis als "gotteslästerlich", wofür sich Saudis bedankten, indem sie
prominente Iranern absprachen, überhaupt Muslime zu sein. Sind das zum Beispiel Leute,
denen wir eine "Islamisierung Europas" zutrauen sollen?
Gudrun Harrer schreibt: "Das
notorisch schlechte Verhältnis zwischen Riad und Teheran erlebt soeben einen neuen
Tiefpunkt." [Quelle] Diese staatstragenden Deppen im Diskurs-Stil eines
Schulhof-Gezänks sollen uns aushebeln können?
Lassen wir beiseite, daß wir über unseren
grenzenlosen Hunger nach Öl den Wahabiten unbeschreiblich viel Geld bezahlen,
das sie beispielsweise einsetzen, um ihre menschenverachtende Auffassung von Islam
weltweit zu promoten. Was uns derzeit am deutlichsten bedroht, unser Identität, unsere
Kultur, "unser Europa", sind doch vor allem die eigenen Unsicherheiten
gerade was Kultur, Geschichte und Identität angeht; bei einer merkwürdigen Ergebenheit
gegenüber politischen Verhältnissen, in denen wir wesentlich mehr
zivilgesellschaftliches Engagement aller Menschen bräuchten.
Quelle: Facebook, "Wir wählen
die FPÖ", 10.7.2016
Wollen sich die Vaterländischen
daran auf nützliche Art beteiligen? Wie? Wodurch? Welcher Patriot, mit dem ich in letzter
Zeit Kontroversen hatte, kann mir denn darüber ein paar stichhaltige Aussagen bieten? Was
sind denn unsere Werte und einige relevante Aspekte unserer Kultur, über die mir
Oliver H. und Konsorten etwas mitteilen könnten?
Wo kam das bisher in ihrem Leben vor, das in
auffallendem Ausmaß von kleinen Kätzchen, Metal-Musik und amerikanischen
TV-Serien handelt? Wo und wann finde ich sie im Kulturleben der Stadt, der Region? Vor etwa einem Jahr ging der nebenstehende Galgenstrick
online, an einem Stück Nazi-Jargon festgemacht. Das sind die üblichen obszönen
Gewaltphantasien, vor deren Umsetzung uns nur jene Demokratie schützt, die von solchen
Patrioten mit Ausdauer schlechtgeredet wird.
Die heimatverliebten Olivers dieses Landes sind nicht zur
Erkenntnis befähigt, daß sie mit diesem Schlechtreden der Demokratie zu den Verbündeten
jener muslimischen Dschihadis werden, die ihnen genau in diesem Punkt feurig
zustimmen. Unere patriotischen Hassisten als Erfüllungsgehilfen einer
Weltuntergangs-Sekte. |
Quelle:
Facebook,
"Wir wählen die FPÖ", 2.10.2015 |
Das ist eine derart erlesene
Art der praktischen Dummheit, da stockt einem der Atem. Ein Patriot, der seiner
kritkwürdigen "Heimat" permanent den Rest zu geben versucht, sie ins
Grab redet, statt sie gegen die Dschihadis zu stärken, indem er aktiv beiträgt,
sie zu einem besseren Ort zu machen, muß mir erklären, wo er sein möchte, wo er zuhause
sein wird, wenn gelingen sollte, was Dschihadis möchten und was er voraussagt,
daß dieses Land angeblich nichts taugt...
-- [In der Ebene: Gleisdorf]
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