5. Dezember 2015

Manchmal kommt es so. Ich sage beim Betreten des Geschäftes Guten Tag und Danke, wenn ich die Kassa passiere. Mehr ist den ganzen Tag lang nicht zu sagen. Das Schweigen ist etwas Kostbares. Schreiben ist wie Denken. Lesen. Auf das Lesen kann ich nie verzichten.

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Ich lebe zwischen Bergen von Papier. Zu Büchern gebunden, zu Magazinen und Zeitschriften, als lose Blätter, als unbeschriebene, als übervolle Hefte. Dazwischen schmale Pfade durch ein Niemandsland, das die Papierwelt von den elektronischen Welten trennt.

Heute ist ein Tag der wiederholten Fragen. Wie fühlt sich der Unterschied an, wenn man eine Zitrone mit einer Stahlklinge schneidet, das andere mal mit einer Keramikklinge? In welchem Bereich von Mund und Rachen macht Bourbon das größte Vergnügen?

Ich sichte älteres Material. In einem Artikel vom Mai 2014 (profil) bin ich erneut auf die Überlegung gestoßen, ethische Fragen auch auf Maschinen anzuwenden. Das klingt provokant und ist ein gewöhnungsbedürftiger Zugang, der freilich nicht unterschätzt werden möge.

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Bei meinem Faible für kluge Frauen hab ich ein Interview mit der Philosophin Ursula Pia Jauch aufgehoben. An einer Stelle sagt sie "Noch nie aß jemand mit der Liebe zu Mittag..." Das erläutert sie einige Atemzüge später: "In Abwandlung Kants möchte ich sagen: Wir können nicht beweisen, dass es die Liebe gibt, aber wir können so handeln, als ob es sie gäbe."

Jauch scheint unter anderem in einem Zusammenhang auf, den ich gerade sehr interessant finde: "MaschinenAtem versteht sich als ein künstlerisch/wissenschaftliches Forschungsprojekt. Die interdisziplinäre Beobachtung und Diskussion von Veränderungen im Verhältnis von Menschen und Maschinen aus wissenschaftlicher und künstlerischer Perspektive sind Anliegen dieses Projekts."

In einem ihrer Statements zu diesem Thema meinte Jauch: "Seit Jahrhunderten gehört der sprachliche Rückgriff auf die Metapher 'Maschine' zur Normalität, wo es darum geht, das Rätselhafte von etwas sich gleichsam selbst Steuerndem 'in den Griff' zu kriegen. Doch es gibt wenige Vokabeln, die sich so wenig zum 'Begriff' eignen wie eben gerade die 'Maschine'."

Jauch lehrt in der Schweiz, wo man es mitunter recht lustig hat; siehe: "Deutsche Professorin beleidigt Schweiz" [link]

Dazu paßt ein vergessener Restbestand auf meinem elektronischen Arbeitstisch. Was da herumliegt, ist dem alten HTML-Modus geschuldet, weil ich mich bei meinem Logbuch einem Content Management System verweigere. Da steht auf einer Page mit dem Dateinamen xxxlog.htm:

Mai 2004

Wenn du eine Flagge hast, hast du auch einen Feind.

[Hinfällige Notizen] [***]

Das bezieht sich auf eine letzte Durchsicht hinfälliger Notizhefte, die ich 2008 wegzuwerfen begann. In ihnen waren nur mehr einzelne Sätze oder Wortgrüppchen zu brauchen, die ich nicht verlieren wollte. Also ging ich im Dezember 2008 daran, sie hier als "Hinfällige Notizen" festzuhalten; siehe: [link]

Aber zurück zur Mensch-Maschinen-Sache. Julie A. Shah, eine Robotik-Expertin am MIT, erzählt, daß Körpersprache in der Teamarbeit ein enorm wichtiger Faktor sei. Deshalb ist das ein großes Forschungsthema, den Maschinen die Interpretation von Körpersprache beizubringen.

Alexander Mankowsky, Wissensingenieur bei Automobilproduzent Daimler, ist der Ansicht, "man sollte nur Dinge automatisieren, die mit freiem Denken, Kreativität und menschlichem Wirken nichts zu tun haben".

Wir waren bisher daran gewöhnt, Maschinen vor allem im "3D-Bereich" zu sehen: dirty, dangerous, dull work; dreckig, gefährlich, fad. Aber da ist inzwischen sehr viel an Veränderungen geschehen...

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