1. Dezember 2015 Mein Eintrag von gestern hatte zu Debatten hinter dem
Vorhang geführt. Zuweilen rücken höchst private Dinge in die Teilöffentlichkeit von Facebook.
Wir haben noch keine ausreichende gesellschaftliche Praxis, mit dieser Erosion von Grenzen
zwischen Privatem und Öffentlichem angemessen umzugehen.
Es wäre über Netzkultur zu reden. Für die
Kulturpolitik kein Thema. Für die Netizens kein Thema, also für jene, die hier
onlinegestützte Netze nutzen. Das bedeutet auch, ein regionales Kulturgeschehen, das sich
vorzugsweise selbst feiert und viele angenehme Abende bietet, wölbt sich längst über
einem wachsenden Hügel, eventuell Berg, unbehandelter Fragen.
Nun könnten sich ja die Wege gabeln, könnte ein Teil des
Kulurgeschehens ganz getrost auch weiter der Wohlfühlzone gewidmet sein, während sich
andere Bereiche einigen anstehenden Fragen widmen, um inhaltliche Arbeit wieder stärker
zu betonen.
Kurz gesagt, der Eventkultur könnte wieder stärker einer
engagierte Wissensarbeit gegenüberstehen. Das wäre vorzugsweise von der kreativen Basis
der Region her zu tun und eventuell von der Politik anzuregen; zu begleiten,
beispielsweise durch einen themenzentierten Mitteleinsatz öffentlicher Gelder, statt des
Gießkannenprinzips: "Für viele ein bißl was".
Was spricht die Politik in solchen
Angelegenheiten? Ich weiß es derzeit nicht.
Da Spekulation müßig ist, kehre ich zum anderen Teil des
Themas zurück. Was hat es mit all den Anhängern der Verriegelung unsere Landes auf sich?
Was schert uns das Elend der anderen Leute, noch dazu so fremder Leute?
Das ist nicht monokausal, sondern ergibt sich aus vielen
Gründen. Warum gehen uns also die Vertriebenen etwas an? Wo stecken wir selbst in diesen
Kräftespielen auch verursachend drinnen?
Ich will Ihnen gerne ein weiteres Stück an Erklärung
anbieten. Als ich gestern zum Mörath hinunterging, um meinen täglichen Einkauf
zu erledigen, passierte ich auf der kurzen Strecke vier Autos, die da mit laufenden
Motoren parkten.
Das ist gesetzlich verboten. Egal. Ist es gestern bitter
kalt gewesen? Nein, die Sonne schien, ich war mit offener Jacke unterwegs. Welcher Sprit
wird da bedenkenlos, dummdreist und kostenintensiv verfeuert?
Es ist Treibstoff, dessen Erlöse nicht gesamt, aber ganz
wesentlich den Wahhabismus mitfinanzieren, denn wir kaufen enorme Mengen des
Erdöls von Saudi Arabien. Die Ölmilliarden werden unter anderem von dem Machthabern in
Katar seit vielen Jahrzehnten eingesetzt, um deren menschenverachtende Auffassung vom
Islam weltweit zu promoten und zu etablieren.
Das bedeutet ganz unmißverständlich, wir tragen mit
unserem Lebensstil dazu bei, jene Ideologie zu finanzieren, die unseren Lebensstil
abschaffen möchte; notfalls eben auch mit aller denkbaren Gewalt. Eine etwas neurotische
Situation.
Die Islam-Exegese des Abd al-Wahhab ist wesentlich
Grundlage dessen, was uns heute als "Dschihad" einer boomenden
Weltunergangs-Sekte um die Ohren fliegt.Diese Leute haben aus dem "Schahid",
dem Zeugen des Glaubens, ideologisch eine Waffe gemacht, den mordenden "Märtyrer",
der gegen die Regeln im Koran tötet.
Aber was hat das mit Europa zu tun? Wieso
sollen wir das mitzuverantworten haben?
Natürlich durften wir vergessen, wie Amerika und seine
Verbündeten die übelsten konservativen islamischen Kräfte stärkten, unterstützten, um
in Afghanistan die Russen unter Druck zu bringen. Was schert es uns, daß danach
beispielsweise mehrere hundert, wenn nicht weit über tausend kampferprobte Mudschahedin
in London Exil fanden?
Das wurde erst schlagend, als Europas große Schande
anbrach. Im Untergang Jugoslawiens bekam der Krieg in Bosnien eine besondere Note. Europa
sah nicht bloß tatenlos zu, wie eine serbische Soldateska mehrere tausend Muslime der
Enklave Srebrenica massakrierte, wie Muslime im Raum Prijedor in Lager gesteckt, gefoltert
und umgebracht wurden.
Europa war auch offensichtlich blind für mehrere
Hundertschaften der erwähnten, kriegserfahrenen Mudschahedin, die auf den Balkan
gingen und dort kämpften. Könnte es sein, daß Wahhabiten diese Waffengänge
mitfinanziert haben? Könnte es sein, daß Wahhabiten nach den Balkankriegen mit
den Petro-Dollars für den Bau von Moscheen und ein Gedeihen konservativer Communities
sorgten? Könnte es sein, daß diese Communities dafür eintreten, aus Bosnien mitten in
Europa einen rein islamischen Staat zu machen?
Davon können Sie ausgehen! Ähnliches habe ich übrigens
von kosovarischen Leuten erzählt bekommen, albanische Leute, die gebeten hatten, man
möge mit verfügbaren Geldern die Schulen wieder aufbauen. Das wurde ihnen ausgeschlagen,
das Angebot zum Wiederaufbau von Moscheen blieb aber aufrecht.
In den Tagen der jugoslawischen Kriege trafen dort junge
Europäer auf diese ideologisch standfesten und im Kriegshandwerk geübten Mudschahedin.
Junge Menschen, die viele gute Gründe hatten, von westlicher Arroganz enttäuscht zu
sein.
Wer damals dem Lauf der Dinge im Internet folgte, mußte
sich zwar ein Weilchen suchend umsehen, konnte aber mit Suchbegriffen wie
"mudahedini" oder "mujahideen" Videoclips und Fotos finden, die
solches Geschehen illustrierten. Heute findet man die Dokumente dieser Entwicklungen mit
Leichtigkeit..
Man könnte sagen, wir haben im eigenen Haus die soziale,
politische und kulturelle Überlegenheit unsereres Systems gegenüber dem wahhabitischen
Islam nicht überzeugend belegen können. Dieses eklatante Versagen möchten nun manche
unter uns den Vertriebenen aufbürden, die hier Schutz suchen. Eine ziemlich lächerliche
Pose.
Aber ich schweife ab. Das sind nur einige der
Zusammenhänge, aus denen erkennbar werden mag, auf welche Arten wir in politische und
ökonomische Zusammenhänge verstrickt sind, die zur Finanzierung jener
Weltuntergangs-Sekte beitragen, deren Terrorkräfte Millionen von Menschen in die Flucht
geschlagen haben, überwiegend Muslime, von denen nun ein kleiner Teil bei uns angekommen
ist.
Es wäre vielleicht auch noch darüber zu reden, welch
enorme Popularität Gewehre von Steyr und Pistolen von Glock bei den Dschihadis
genießen; oder wie viel Profit die deutschen Waffenschmieden einfahren, während ihre
Produkte weltweite Flüchtlingsströme anheizen. Aber was geht das mich an?
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