27. November 2015

Was könnte mir derzeit mehr auf die Nerven gehen, als das Geblöke der Furchtsamen, die sich ein in Watte gepacktes, hermetisch abgeriegeltes Österreich wünschen? Alte Nutznießer und neue Kulturschützer, die mit dem Denken noch nicht einmal im 20. Jahrhundert angekommen sind, aber mir das 21. gestalten wollen.

Naja, dann bliebe hier noch ein Nato-Partner (Türkei) zu erwähnen, bescheuert genug, einen russischen Bomber vom Himmel zu schießen. Als wäre noch nicht genug, daß türkische Einheiten kurdische Verbände bekämpfen, obwohl wir derzeit von keinen effizienteren Bodentruppen gegen den IS wissen.

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Fiat Lux, die zweite Session

Wir dürfen uns demnach zu Machtfragen allgemein keinerlei Illusionen hingeben und sind radikal gefordert, Strategien und Handlungsweisen zu ersinnen, die eine Zivilgesellschaft ermächtigen, auf die Politik ausreichenden Einfluß zu nehmen, daß genau so nicht agiert werden könnte. Knifflig!

Apropos Himmel. Ich hatte wieder einige Stunden mit alten Meistern zu tun, darunter auch Peter Cmyral, dessen handwerkliches Können bloß noch von seiner Herzlichkeit übertroffen wird. Als wir seinen Keller betraten, Fredi Thaler mir voran, stand Cmyral gerade an der Drehbank, Zigarette im Mundwinkel, sah kurz auf und brummte zu Thaler in meine Richtung: "Was bringst du mir so ein Gesindel ins Haus?"

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Man darf das bei Cmyral als Ausdruck entspannter Geselligkeit verstehen. Ich bekam eine seiner jüngsten Arbeiten zu sehen, eine funktionstüchtige Miniatur-Scheibenbremse für eines seiner Flugzeuge. Oder die aus einem Aluminium-Block gefräste, zweiteilige Felge für den Starfighter, den legendären Witwenmacher aus dem Hause Lockheed. (Aluminium ist leichter als Titan, aber nicht so belastbar.)

Den riesigen Vogel sah ich denn in Cmyrals Garage. Ich fragte, ob er sich genauso zickig fliege, wie das Original, das ja reihenweise, fast in Rottenstärke, vom Himmel fiel. Selbstverständlich. Ist nicht einfach, erfuhr ich.

Man kann sich hier einen Eindruck verschaffen, was das in der Praxis bedeutet: [link] Das Kuriose, die Luftfahrtbehörde geht nach dem Gewicht. Ab 25 Kilo braucht man für so ein Maschinchen Papiere, darunter kann das teil offenbar fast beliebig groß ausfallen. (Der russische Berkut [link] mit Cmyral als Tele-Pilot ist auch recht imposant.)

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Peter Cmyral ist übrigens der Bruder von Sigi Cmyral, in dessen Werkstatt ich die wunderbare alte Rudge im Racing Trim sehen konnte, der in seiner guten Stube die Ziehharmonika auspackte, während ich das Album seines Vaters duchblätterte. Cmyral senior gilt als legendärer Motorradrennfahrer. Siehe den Eintrag vom 14.1.2014!

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An den Debatten über die hier geforderten Kompetenzen erlebe ich diese irritierende Widersprüchlichkeit. Während die alten Meister mehrheitlich davon ausgehen, daß ihre Kompetenzen gerade verlorengehen, weil sie nicht mehr gebraucht und nicht mehr vermittelt würden, meinen jüngere Leute, all das werde sich in Nischen erhalten.

Das Verlusthafte ist auf jeden Fall auch die Ansicht von Walter Pillich, den wir davor besucht hatten. Er stand in seiner übersichtlichen und klar geordneten Werkstatt, hatte noch tausend Handgriffe an den Türen für den Renn-Haflinger von Weingartmann [link] vor sich, nachdem seine Hände viele Jahrzehnte etwa an diversen Porsche 365 geschult worden waren.

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Links Fredi Thaler, rechts Walter Pillich. Was ich in diesen Werkstätten zu sehen bekomme, sind eigentlich magische Praktiken, denn Metalle weitgehend von Hand zu bearbeiten, das Schneiden, die Treibarbeiten und das Biegen, Stauchen, Abkanten, die ungezählten Schweißpunkte, das Schleifen und Polieren, kein Laie könnte da mit ungeübten Händen auch nur irgendwas Ansehnliches erreichen. Pillich lapidar: "Man muß halt wissen, wo man hinhaut."

-- [Die Ehre des Handwerks] --

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