25. November 2015 Gestern
nachmittags hieß es: "Generalprobe soeben erfolgreich beendet. Alles
grün." Das Maschinchen ist also für den heutigen Einsatz vor Publikum
gerüstet. Aufgefrischte Lackierung, aufgefrischte Inhalte. Wir starten um 19:00 Uhr: [link]
Ich werde mit den dramaturgischen Möglichkeiten in unserem
Maschinen-Theater immer besser vertraut. Das Staunen der Crew rückt sich zurecht. Die
Runde erweitert sich. Künstler Niki Passath wird heute via Schaltung nach Wien den
gemeinsamen Möglichkeitsraum formell betreten.
Parallel zu dieser Ereignisebene gehen wir in die
Literatur, in die Philosophie. Platon, Kafka, Cyberpunk und weiteres... Ich hab
hier schon mehrfach Günther Anders und seine Auffassung unserer "Prometheischen
Scham" strapaziert: [link]
Ich denke, es wird sich als interessanter Arbeitsinhalt
abzeichnen, den Deus ex Machina, also den menschengemachten Maschinengott, mit
dem Maschinengeist in einen gemeinsamen Handlungsraum zu schicken.
Sie lesen richtig, wir nehmen zur Kenntnis
und gehen davon aus, daß EDV-Systeme nicht bloß rechnen, komputieren, sondern längst
auch der Schwelle zur Selbstwahrnehmung nahekommen. Das
bedeutet, wir überprüfen in unserer Arbeit Maschinenverhalten, wir überprüfen aber
auch, was die Maschinen an uns auslösen, bewirken.
Das bedeutet ferner, wir befassen uns mit
Kommunikationsakten und -prozessen zwischen Menschen und Maschinen. Die Adaption an solche
neuen Technologien haben wir alle eher hinter uns, die Phase der Dämonisierung scheint
vorbei zu sein. |
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Was von Peter Rosegger überliefert ist,
darf als exemplarisch gelten, denn genau solche Geschichten tauchten in ganz Europa auf,
während die Menschen sich an die Neuerungen der Dampfmaschinen-Moderne gewöhnen mußten:
"Mein Pate, der Knierutscher-Jochem er ruhe in Frieden! war ein Mann,
der alles glaubte, nur nicht das Natürliche. Das wenige von Menschenwerken, was er
begreifen konnte, war ihm göttlichen Ursprungs; das viele, was er nicht begreifen konnte,
war ihm Hexerei und Teufelsspuk. "
Solche Adaptions-Mythen finden wir analog zur dritten
industriellen Revolution der digitalen Revolution. Rosegger einst über die Ansichten
seines Paten: "Wenn der Mensch aber hergeht und den Blitzableiter oder gar den
Telegraphen erfindet, so ist das gar nichts anderes als eine Anfechtung des Teufels."
So beschrieben in der Geschichte: "Als ich das erstemal auf dem Dampfwagen
saß" [link]
(FOTO: PASSATH)
Niki Passath ist in derlei neue Adaptionsphasen viel
radikaler hineingegangen. Eine der Schlüsselszenen seines Weges ist die Tätowierung auf
seinem Arm, welche er von einer selbstgebauten Computeranordnung durchführen ließ.
(Querverweis: Kafka!)
Wenn wir nun heute Abend "Fiat Lux" wieder
starten, ist das dann bloß eine Paraphrase auf Platons Höhle? Ich werde erst langsam mit
solchen komplexeren Formen der Mensch- Maschinen-Interaktion vertraut, wo es nun primär
um Erzählungen geht; Erzählungen, die ich mit Menschen und mit Maschinen austausche.
EWALD ULRICH BEIM AUFBAU DER
VERBINDUNG MIT PASSATH
Wir beginnen gerade erst, von einem multidisziplinären zu
einem interdisziplinären Team zu werden. Ein Vorgang, der mir selbst nicht ganz geheuer
ist. Er verlangt ziemlich rigoros, allerhand vertraute Positionen aufzugeben...
-- [Konvergenz 2016] [Das 2015er Kunstsymposion: Dokumentation] -- |